eiter,
das
;
–/-en
;
zur etymologischen Verwandtschaft mit
eis
(
der
) s.
Duden
7, 2014, 246
;
Dwb, Neub.
7, 1191
.
1.
›Eiter, dickflüssige, gelblich-weißliche, übelriechende Flüssigkeit, Absonderung in Körperöffnungen und Körperhohlräumen (Wunden, Geschwüren, Geschwulsten, Beulen u. Ä.)‹; metonymisch: ›Eiterbeule‹; in Texten religiösen Inhalts ütr.: ›Verdorbenheit, Sündhaftigkeit‹; offen zu 2.
Gehäuft medizinische Texte, auch Texte religiösen Inhalts.
Phraseme:
j. eiter in js. bein sein
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,
1
 1,  3,  1, (
der
1, , , ,  1, (
der
1, ,
1
 1, , , , , , , .
Syntagmen:
e. ausdrucken / auswerfen / benemen / machen / ziehen, in dem glas suchen
;
e
. (Subj.) ˹
aus der wunde / zu den oren
˺
ausgehen, (in etw.) werden, ein glied des leibes sein
;
j. / etw
. (Subj., z. B.
neid
)
ein e. sein, etw
. (Subj.)
wie e. (sein)
, [wie] (z. B.
hart / weis
)
als e. sein
;
js. mutter
›Gebärmutter‹
vol eiter sein, etw. von dem e. reinigen / säubern
;
die eiteren der gebeine / wunden
;
das e. aus den oren, in js. gebein
;
das blutige e
.;
ein schwär vol des eiters
.
Wortbildungen:
eiterbalg
,
eiterbeule
,
eiterbissig
1 ›geifernd (von Tieren)‹,
eiterblume
(dazu bdv.: ; a. 1438),
eiterbuz
›Eiterklumpen‹, ˹
eiterecht(ig)
,
eiterig
˺ (dazu bdv.: ),
eiterfar
›das Aussehen von Eiter habend (vom Blut)‹,
eiterflus
wohl ›Gonorrhö‹ (dazu bdv.:  3),
eitergalle
,
eitergeschwer
,
eiterkraut
(dazu bdv.: ),
eiterrächsung
,
eitersak
,
eitersalbe
,
eiterschleimig
,
eiterstinkend
,
eiterstok
,
eiterwasser
,
eiterweis
(
das
),
eiterweis
(Adj.) ›weiß wie Eiter‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
/
32
):
Ja sie sind gelieder der kirchen gleich wie, speichel, rotz, eyter, schweis, mist, harm, stañck, grind blattern druse frantzosen vnd alle seuche des leibes gelieder sind.
Ders. Hl. Schrifft.
3. Mose 13, 2
(
Wittenb.
1545
):
Wenn einem Menschen an der haut seines fleisches etwas aufferet / oder schebicht oder eiterweis wird / als wolt ein Aussatz werden.
Ebd.
3. Mose 13, 23
:
Bleibt aber das eiterweis also stehen / vnd frisset nicht weiter.
Ebd.
4. Mose 5, 2
:
Gebeut den kindern Jsrael / das sie aus dem Lager thun alle Aussetzigen / vnd alle die Eitterflüsse
[
Mentel
1466:
der do fleüst von dem samen
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
vnd der samen flüssig ist
]
haben.
Ebd.
Spr. 12, 4
:
Ein vleissig weib ist ein krone jres Mannes / Aber ein vnuleissige / ist ein Eiter
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
die feul
; nd. Bibel 1478:
vulnis
;
Froschauer
1530:
gschwaͤr
]
in seinem gebeine.
Ebd.
Jes. 1, 6
:
ist nichts gesundes an jm / Sondern wunden vnd strimen vnd eiterbeulen
[
Cranc
, M. 14. Jh.:
swulstslag
;
Mentel
1466:
der geschwellent schlage
; nd. Bibel 1478:
de swellende plaghe
;
Wormser Proph.
1527:
eytrige streych
;
Froschauer
1530:
geschwulst, eyter
;
Eck
1537:
beülen gschwulst
].
Follan, Ortolf. Arzneib.
49, 5
(
rib.
,
1398
):
Sustu etter [vf deme harne] in deme glase, dat bedudet suchtage der lenden eder der blasen.
Ebd.
128, 6
:
daz blod yst etteruar.
Voc. inc. teut.
a vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Aitergall od’ aiterstok im hals.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
Was solt ich machen, weil schier alle eyterbissige hunde im dorff an mich gehetzet.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Sanies Tabum Bluteyter. Pus Weiß eyter.
Keil, Peter v. Ulm
66
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Ein gut eytter-salbe.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 50
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Seht, also ist der mensch ayter und fewl und der wurme ist des menschen sün.
Voc. Teut.-Lat.
a vjr
(
Nürnb.
1482
):
Ayterrechsung. empyma est morbus quidam.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Da wurd in gantz Egypten-land | Das volck geplaget allessand | Mit blutig ayter, bösen drüssen.
Ebd. (
1562
):
Der schlecht der ist ir eyterbutz
(als Schimpfwort).
Schorer, Sprachposaun
3, 21
(o. O.
1648
):
ein Heyde mit seinen faulen Eitelkeit⸗rauchenden / vnd Eiter⸗stinckenden fleischlichen Augen des Gemuͤhts.
Goedeke, Fischart Landlust
221
(
Straßb.
1579
):
Die eiterschleimige fasanen | Läßt er im gbürg bei den urhanen.
Rohland, Schäden
29, 3
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
Wa auch ein wüster eyter balg oder ein fulnisse in geschweren oder in wunden werend.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
/
8
):
so der tot noch nit kem, so mag ein anders komen nachfolgents, das do bleiblich ist, als eitersecken ut supra.
so aber ein lauter wasser heraus lauft oder ein eiterwasser auf wesserische art, so ist es vom sale mercurii.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Eitergeschwaͤr / druͤsen.
Ebd.  f.:
Eyterig / eyterechtig / schweissig / voll gestockts vn̄ tods gebluͤts.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz [origanum] haizt ôrkraut und haizent ez etleich aiterkraut.
sein wurzel vertreibt die unsauberkait und daz aiter auz den ôrn.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
36, 20
(
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Welcher frawen jnwendig ir müter swirt oder vol aitter ist, die trinck prawnel wasser.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
231r, 29
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Stedtfeld, Roger-Glosse
59
;
Keil, a. a. O.
248
;
Rohland, a. a. O.
393
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
364, 13
;
Strauss, A. v. Villanova dt.
168r, 18
;
Weitz, Albich v. Prag
162, 5
;
Deinhardt, Ross Artzney
106
;
Lehmann, Rezeptb.
171
.
Vgl. ferner s. v.  1,  16,  3.
2.
›Gift (insbesondere von Schlangen)‹; ütr. auch: ›dem Gift verglichene Bösartigkeit, Verderben bringende Charakterhaltung‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
45, , , , (nd.), .
Wortbildungen
eiterbissig
2 ›bösartig, niederträchtig‹ (abwertend auf Frauen bezogen; dazu bdv.:  2),
eitergift
,
eitergiftig
,
eiterhaft
›giftig‹ (a. 1542),
eiternessel
›Brennnessel, Urtica urens‹ (a. 1485).

Belegblock:

Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
dann offt die kleinen weiblein [...] viel halßstarriger und eyterbießiger seyn, und dem mann mehr zu schaffen machen.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
das er eitergiftige slangen vnd aller slachte wurme [...] mit sinen henden ane greif.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sy taten triecklich mit iren zungen: daz eyter aspis
[Var. 1475
2
:
daz gift der schlangen aspis
; nd. Bibel 1478:
dat fenyn der slangen
;
Froschauer
1530:
naterngifft
;
Eck
1537:
schlangen gift
;
Luther
1545, Röm. 3, 13:
Otterngifft
]
ist vnder iren lespen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
si [schlange] treit daz verborgen aiter. si hat berait die vergift da mit si die sel toͤten wil.
Bremer, Voc. opt.
46015
(
halem.
,
1329
):
Virus eitergift.
Voc. Ex quo V
528, 1
(
oobd.
,
15. Jh.
):
Vrtica grennatica aiternessel.
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 99
.
Vgl. ferner s. v.  1,
1
.