beissen,
V.;
Kausativum zu (V., unr. abl.) mit Ausgleich des ursprünglichen Wechsels von
-ss-
und
-tz-
zugunsten von
-ss-
.
1.
›mit abgerichteten Tieren (oft: Vögeln) jagen‹; einmal ütr.: ›e. P. zu etw. bringen, veranlassen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1.
Wortbildungen:
beishund
›bei der Jagd auf Vögel verwendeter Hund‹ (um 1450),
beisman
›Jäger, der mit Vögeln (meist Habichten) jagt‹ (um 1450).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.  (
rhfrk.
1523
):
die andern muͤßen jagen, hetzen, beißen, etlich mit hübschen frauen und der gleichen kurzweil treiben.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
24, 15
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der groze chaam wen der wil ritin beysin, so vurt her mit ym x tusint volkis.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe  (
thür.
,
1421
):
so reit des obindes eyn jungeling […] mit eyme habiche uss der stat unde beiste an dem wasser der Unstrud dor mete unde warff den habich noch eyme antvogel.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Nach allem wild gros unde klein, | Hirschen, hasen, beren und schwein, | Mit lauschen, schrecken, garn und netzen, | Zu jagen, paissen und zu hetzen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1462
):
sollent die von Núwenburg sich dheinerlei sachen noch gerechtikeiten, die hohen herlikeiten antreffende, es sie heßen, beißen, vischen, pfenden […] one der selben herschaften willen underziehen.
Thiele, Minner. II, 
13, 245
 (Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
sie habenn edel falcken | unnd beyssen doch mit rappenn und kroen.
Spanier, Murner. Narrenb.
15, 48
(
Straßb.
1512
):
Einer wolt in leren beissen, | Der ander setzen vff den hůt | Vnd berden, wie ein bischoff thůt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
142, 14
 (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
der kayser hät by im vier ger valcken; wen er wil, so mag er baissen in der kammer.
Brandstetter, Wigoleis
208, 28
 (
Augsb.
1493
):
Wir ritten peyssen her auff dise gruene.
Klein, Oswald
21, 2, 5
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Hetz jagen, baissen, biersen, schiessen tauben, | vor grünem wald nach pfifferlingen klauben | mit ainer mait.
Gereke, Seifrits Alex.
7993
(
oobd.
, Hs.
1466
):
man sach die frawen und die maide | dikch reitten auf der haide, | mit hebichen paissen sewberlichen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
161, 3
 (
moobd.
,
1473
/
8
):
Nur pirsen, jagen, paissen | lert sy [Jocundilla] ir prueder, und mangen gailen sprung.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 152, 30
 (
m/soobd.
,
1475
):
es soll auch allen […] pfarrern […] bevolhen werden, dy lewt nach dem fleyssigisten auf der canczel daran zu beysen, zu […].
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der adl wont auf dem land ausserhalb der stet, vertreibt sein zeit mit hetzen paisssen jagen.
Ebd. 5, :
kaiser Karl […], daselbst het er sein kurzweil mit jagen, vischen, paissen.
Wopfner, Bauernkr. Tirol 
77, 12
(
tir.
,
1525
):
das sy unns mit den pherten unnsere grŭndt und ăgker […] verderben mit dem paissen unnd annderm unnŏtigen sachen.
v. Tscharner, a. a. O.
63, 2
;
Thür. Chron.
22r, 28
;
Pyritz, Minneburg 
2200
;
Merk, a. a. O. ;
Thiele, a. a. O.
13, 343
;
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
4685
;
Brandstetter, a. a. O.
194, 12
;
Chron. Augsb. 4, 
79, 25
;
432, 15
;
Klein, Oswald
21, 43
;
67, 46
; 
Gereke, Seifrits Alex.
7998
;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Wopfner, a. a. O.
63, 29
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 16/6
;
Shess. Wb.
1, 672
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 949
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 451
.
2.
›von etw. herabsteigen‹.
Syntagmen:
in Verbindung mit Adv. (
ab, nieder, wieder
) Tendenz zu unfestem Präfixkompositum.

Belegblock:

Karnein, Salm. u. Morolf
228, 3
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
der kamerer beiste nider uff daz lant.
Gille u. a., M. Beheim 
39, 30
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Den heilgen geist | van himel hin- | czu kumen sach, | das er da nider peist.
Ebd.
279, 41
:
Ich paiset nider zu dem mynniglichen weib.
Ebd.
291, 187
:
der hailig gaist | paist | ab zu ir.
Munz, Füetrer. Persibein
430, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Persibein gwann von schaide | sein schwertt vnnd paisst zer erden, | loff an dy leben paide.
Gille u. a., a. a. O.
290, 91
.
3.
›etw. mit Säure, Lauge oder scharfen Stoffen bearbeiten, tränken, haltbar machen, gerben, beizen, weichen‹; intrans.: ›durchziehen (von Substanzen); ätzen, beißen‹; ütr. auch: ›jn. prügeln‹; nicht in allen Belegen eindeutig von
beissen
(V., unr. abl.) 9 trennbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  4, (V.) 5, (V.), (V.) 1.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
82, 20
(
preuß.
,
1402
):
40 kursen, 40 pelcze, 800 smoken, die sint gebeist.
Ebd.
261, 38
(
1396
):
item 450 gebeister veel.
J. W. von Cube. Hortus 
104, 37
(
Mainz
1485
):
Aber gebeysset mit essig vnd vberzogen mit zucker mag man yn [same] woͤl nutzen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw. 
133, 12
 (
osächs.
,
1570
/
7
):
Lege den samen in roten wein neun tage oder mehr, laß ihnen darinnen baissen.
Ebd.
218, 9
:
Dann nimb die segespen wieder heraus und truckne die […]. Je lenger sie im harn beissen und liegen, je besser die werden.
Keil, Peter v. Ulm
137
 (
nobd.
,
1453
/
4
):
die selben steinlein peissen die haut durckel.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
228r, 2
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
auf dy geswulst, dy do geschit von dem sthechen der adder, sol mon mit nichte legen kein plaster […] vnd auch kein peÿßendeß vnd auch nicht kein errczteÿ.
Ebd.
239r, 23
:
du solt den cancrum nuͤmer ader mit feuer ader mit ercztey, dy do frißet ader peißet, heillen.
˹Bildlich: Fuchs, Murner. Geuchmat
119
 (
Basel
1519
):
Denn ich sy schelmen hett geheissen | Vnd wolt yr narren roͤsten, beissen
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
E das du die nǔssz in legest, so soltu sy megern und baissen in hǔng wasser.
Rohland, Schäden
363
 (
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
werm das [pulffer] in dem win, do du es ynne hast gebeisset.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Diß stoß mit ein ander vnnd laß sie vnder ein ander beißenn sybenn tag.
Müller, Nördl. Stadtr.  (
schwäb.
,
1495
):
haben uns die kürsner ir […] beschwerung, so si von selben lederer tragen mit koufen, verkoufen und baissen raucher waare […] anzaigt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Beissen / im wasser weichen / lind machen / macerare, humore aliquo emollire, siue in aqua asseruare aliquid, quod salsedinem aut alium saporem deponat.
Klein, Oswald
102, 105
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Man solt si [weib] baissen in der haut | und darnach werfen in den see.
Ebd.
112, 138
:
allain nicht, der da vorsprech haisst, | mang hoher, der den wechsel baisst,
[ütr., wohl: ›zur Gewohnheit macht‹]
| gaistlich, wëltlich vindt man der, | und die doch wellen haben eer.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Die] richten die kelberheut zue und paistens nur den überflueß, das man auch darauf schreiben mocht.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
623
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 quadretto […] hatt fürschieber in schwartz gebaisste leisten gefasst.
Lehmann, Rezeptb.
154
;
J. W. von Cube. Hortus 
98, 11
;
120, 17
;
Ermisch u. a., a. a. O. 
231, 24
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203v, 6
;
Bauer u. a., a. a. O.
845
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 949
.