entwenden,
V.,
auch rückuml.1.
›(jm.) etw. (obrigkeitlich, mit rechtlicher Absicherung) entziehen, wegnehmen‹; konkret in Bezug auf Grundbesitz: ›jm. die Verfügungsgewalt über etw. entziehen‹; auch: ›jm. etw. (z. B. ein bestimmtes Recht) vorenthalten‹; in religiösen Kontexten ütr. auf Gott oder Christus als Handlungsträger; offen zu 2; zu 1a.Gehäuft Rechtstexte.
Syntagmen:
jm. etw
. (z. B. den acker, die stat, das bürgerrecht / geld / (lehen)gut / schlos, die klage
) e., got
(Subj.) die barmherzigkeit von jm. e., jn. e. S
. (Gen.obj., z. B. der gerechtigkeit
›des Rechtsanspruchs‹) e., jm
. (z. B. dem bruder, den erben / freunden / kindern
) etw. e., der vogtei das gotteshaus, dem christen die christenheit, der oberkeit das schwert e.
; passivisch: das szepter von Juda nicht entwendet werden
.Belegblock:
ES wird das Scepter von Juda nicht entwendet
[
abgenomenMentel
1466: ; nd. Bibel 1494:
wech ghenamen;
hin genommenDietenberger
1534 / Eck
1537: ]
werden [...] Bis das der Helt kome. Ebd.
2. Sam. 7, 15
: meine Barmhertzigkeit sol nicht von jm [David] entwand
[
abnamMentel
1466: ; nd. Bibel 1478:
aff getaghen]
werden / Wie ich sie entwand habe von Saul. Nigkel Otmanßdorff schuldiget Kethen Lantczen [...], daz sy sich syner gekoufften guter unde agkere [...] met unrechte unde ane gerichte underzcogen unde yme entwand habe.
Dañ es ist gewiß / das durch auffruͤre͂ das schwerd d‘ oͤberkeit entwendet wirt.
Unde [die richter] haben mir min gelt oder mine klage damite inttwant.
Ein man hat gehabt zweierlei eeliche kinder [...] und meint, sein gut den letsten kinden zu geben und den ersten zu entwenden.
‒
Vgl. ferner s. v. .Syntagmen:
(jm.) etw
. (z. B. geld, eine tafel, ein gut
) e., j
. (z. B. ein dieb
) / ein adler (jm.) etw. e., jm. etw
. [wie] (z. B. dieblich / heimlich, mit gewalt
) e., die länder von den heiden e
.Wortbildungen:
entwender
entwendung
Belegblock:
zu besitzene êwiclîch, | [...] al dî lant gemeinlîch, | dî sî nâch den ziten | [...] irstrîten | mochtin und intwendin | von der heidin hendin.
Da kanstu ein iar ein guͤlden, dreissig odder vierzig und mehr entwenden.
Bringe daßjenig, so du mir entwendet, zuͦvor ein iegklichs an seinen ort wider.
Was, der Entwender Aber dauon [geldt] vorthan mus khauffer Entradten
(›entbehren‹).
Hanß Barttl Schneidern gutlich bespracht, wis von dem Entwendten vieh nichts.
Belegblock:
daz sî [Samaiten] nicht inwestin, | wî intwendin sich der nôt.
als seyen die Christen solche boͤse, untrewe, falsche leute, die nicht dienen sondern entlauffen und sich selbs entwenden wollen.
herr, [...] | [...] enpiet dem chünig Constantein | das er nicht enwendt | und euch sand Stephan gepain sendt!
4.
›an jm. / e. S. eine Änderung der Bewegungsrichtung bewirken‹; in verschiedene Richtungen ütr.; im Einzelnen: ›jn. an etw. hindern, von etw. abhalten‹; ›etw. abwenden, abwehren‹; refl.: ›sich von einem Ort abwenden, entfernen; weggehen‹; ›sich vor jm. / etw. retten, in Sicherheit bringen‹; zu 2a.Bedeutungsverwandte:
.Belegblock:
DV solt den Knecht nicht seinem Herrn vberantworten / der von jm zu dir sich entwand
[
ist geflohenMentel
1466: ]
hat. Der richter mag wol gebyten [...]. das sy varen wo ym not ist in syme gerichte. [...] is entwende ym denne echte not.
wie man dan des bey den pröbstenn [...] und lantleittung finden kann, es sey yhn denn in den uffrur entwentt.
Got sey mein getzeug / das ich mich [...] gnugsam vorantwurt / Derhalbe͂ so bald darumb võ Leyptzk entwendt hab / das ich hinfurt tzu friden bleybe͂.
so lúffend die vngloͤbigen hayden in die wústi vnd bâten sy
[Christen]
[...] dú wasser mit irem gebett enwenden.