entfliehen,
V.
1.
›fliehen, vor jm. / etw. davonlaufen‹; auch: ›sich e. S. entziehen, sich von etw. zurückziehen, losmachen‹; seltener resultativ: ›einer unangenehmen, gefährlichen Situation entkommen‹; in religiösen Kontexten auch: ›sich e. S. (z. B. der Sorgen) entledigen‹; in der Mystik vereinzelt: ›sich von seinem sündigen Leib distanzieren‹; zu  2a.
Phraseme:
etw
. (Subj.)
ist den sinnen entflohen
›das kümmert mich nicht‹.
Syntagmen:
j. / etw
. (z. B.
ein tier
)
e
. (absolut);
j. etw
. (Akk.obj., z. B.
das urteil
)
e
.;
j. jm
. (z. B.
got, dem feind / gelter
›Gläubiger‹
/ teufel
)
/ e. S
. (z. B.
dem fal / gewalt / recht / tod / zorn, der angst / furcht / sorge / strafe, dem verderben
)
e., sich selber e., jm. etw. e
(z. B.
aus den händen
);
j. aus der gelübde, über ein wasser, von js. hand e
.;
j
. [wie] (z. B.
seliglich
)
e
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 27, 22
(
Wittenb.
1545
):
Er [Mensch] wird solchs vber jn füren / vnd wird sein nicht schonen / Es wird jm alles aus seinen henden entpfliehen
[
Froschauer
1530:
entrünnen
;
Dietenberger
1534:
fliegen
;
Eck
fliehen
].
Ebd.
Jer. 48, 44
:
Wer der furcht entfleucht
[
Wormser Proph.
1527 /
Dietenberger
1534:
fleucht vor
;
Froschauer
1530:
entrünt
;
Eck
1537:
würdt fliehen vor
]
/ der wird in die Gruben fallen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Swer den orden an sich zut | Und uz der gelubde entvlut, | [...].
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Alsô tuot der mensche, der dâ wænet gote entvliehen, und er enkan im doch niht entvliehen.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô der mensche mê und mê sich der muoter enziuhet und er ir schôz verrer und verrer ist, entvliuhet der sorge, wirfet abe die vorhte.
Froning, Alsf. Passionssp.
4261
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nu sla du da, ßo slan ich hie, | daṡ er
[Jesus]
uns nicht entplie!
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
144v, 40
(
Leipzig
1588
):
das wir wachen vnd Beten sollen / damit wir dem verderben seliglich empfliehen muͤgen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1800
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Drei veind di sein uns ze starch, | [...] | so enwaiz ich niht, [...] | in welch lant ich mich zihe, | daz ich mir selber enpflihe.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
„Das ist myn syen entpflocht“, | sprach er [...] in myn gedencken.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
ir geschlecht der schlangen, wie wöllen ir das urteil des feurs entpfliehen?
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
damit er [Seckendorf] eim sollichen jämerlichen todt und insonderhait seinem todtfindt entpfliehen megte.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
daß dise statt Augspurg und derselben innwoner solcher straff [...] kaum empfliehen werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz tier hât die art, wenne ez der jäger jagt und ez verhoffet, daz ez niht enpfliehen müg, sô [...].
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
ir romischen helt [...], seit eingedenck ewͦrs namen und geschlächts, des gewalt noch niemandt enpflohen ist.
Thür. Chron.
8v, 25
;
Franck, Klagbr.
233, 11
;
Dietrich. Summaria
19r, 18
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
60, 34
;
dies., Imitatio Haller
64, 28
;
Vgl. ferner s. v. , (V.) 1, .
2.
›e. S. ausweichen, etw. meiden‹; zu  3a.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 13.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Die sich zu Gote zihen, | Tantzen, ballen entvlihen | [...] | Begeben gar ir lazzen, | In heimisch schemic wesen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
er enfliehe in [hellebrant] me wan einen fulen hunt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Entfliehen vnd meyden.