entfaren,
V.
1.
›jn. / einen Ort (heimlich) verlassen; jm. entrinnen, entkommen, entwischen‹; zu  2a.
Phraseme:
jm. etw. mit einem eid entfaren
›sich mit einem Reinigungseid von einer Anklage befreien‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  3.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
alle, dî dâ mit im wârn, | want sî mochtin nicht intvarn | wedir vor sich noch besît | den Pogezênin âne strît.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Jm selbigen Jahr [...] ist der Apt von Berga [...] aus dem kloster heimlich entfahren.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
Jn dem selven jair [...] starf der herzig van Brabant, dem sin wif intfaren was in Engelant ind hadde da einen anderen man genomen.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1380
):
Sie haben auch geteylt, das kein fryman keym hern zu Rineck mag entpfarn an keyn stadt.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
nemmet syn alle ware, ir Juddekynt, | [...] | das er [Jhesus] uns icht entphare.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Sprechi aber der, der die unzuht danne getan hette, das er zuͦ dem, dem er die unzuht getan hette, vormals dehainen hasse nŏch vigentschaft hetti, das sol er im doch enpfaren mit dem aide.
Klein, Oswald
82, 15
(
oobd.
,
um 1418
):
das sol er [knechtlin] umb eu dienen, | [...] | und fürder sich gar rasche, | das ir [kaiserinne] im neut empharet.
Froning, a. a. O. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 159, 10
.
2.
›jm. etw. unabsichtlich geschehen (z. B. eine
sünde
), jm. etw. versehentlich entweichen, rausrutschen‹ (von einem
wort
, einem
schwur
, einem
fürzlein
gesagt); Letzteres ütr. in vulgär-komischem Kontext; vgl.  2a.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Denn es kan auch wol der kirchen solche suͤnde entfaren oder widerfaren, da sie das Vater unser, [...] zu weilen und etlicher masse lesst anstehen.
Ders. Hl. Schrifft.
3. Mose 5, 4
(
Wittenb.
1545
):
wie denn einem Menschen ein Schwur entfaren mag / ehe ers bedecht.
Bell, G. Hager
357, 3, 9
(
nobd.
,
1611
):
Es empfert an dem orte | Oft einem mit un ru | Ein wort.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
95, 38
(
Nürnb.
1548
):
Der zorn hat solches wort herauß gedrucket / das es entfaren ist / ehe sie [person] sich recht besonnen hat.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
wie er [Redner] sich zū fast neigt, da empfor im ein Fuͤrtzlin vor dem Bapst.
Vetter, Pred. Taulers ;
Wiessner, Wittenw. Ring
6949
.
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2,  3.