en|trinnen,
V., unr. abl.;
zu , mit semantischem Einfluss von
rinnen
(
Dwb, Neub.
8, 1462
;
Kluge/S.
2011, 248
).
1.
›jm. entfliehen, vor jm. / etw. fliehen, davonlaufen; sich einer als unangenehm empfundenen Situation entziehen, sich vor etw. drücken‹; vereinzelt auch: ›ein bestimmtes Ziel anstreben‹; resultativ: ›jm. / e. S. entkommen‹.
Phraseme:
jn. e. S. entrinnen tun
›jn. von etw. verschonen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  3, ,  1, (V.) 1,  1,  2, (V., unr. abl.) 4, , , .
Syntagmen:
j. / etw
. (z. B.
das vieh
)
e
. (absolut);
j
. (z. B.
Christus, der bösewicht / feind / teufel
)
/ etw
. (z. B.
das federspiel
)
jm. e., ein land
(Subj.)
js. gewalt, der bauer / knecht dem herren, der mönch den bauern, der mensch dem bösen geist e., jm. des nachts e., jm
. (z. B.
dem herren / könig, den franzosen
)
/ e. S
. (z. B.
dem bettel / schwert / tod, der arbeit / gefar / helle / strafe, js. hand / wut / zucht, dem fleisch / verderben, den streichen, dem urteil gottes
)
e., dem leiden durch den dienst gottes e
.;
j
. [woher] (z. B.
aus js. gewalt, aus dem recht, aus der kirche, aus dem gefängnis, aus js. banden, von der liebe
)
e
.,
j
. [wohin] (z. B.
auf den berg, auf das mer, durch die tür, in die kirche / stat, in js. haus, zu js. gnade
)
e., j. mit jm. e
.;
jm. heimlich / kaum / schändlich e
.
Wortbildungen
entrünnig
›abtrünnig‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
HAt ein man habeke oder sperwere oder ander vedderspel, vntrinnet im daz [...], her [...].
Luther, WA (
1532
):
Nu ist er [Christus] dem fleisch entrunnen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 19, 10
(
Wittenb.
1545
):
Saul trachtet Dauid mit dem Spies an die wand zu spiessen [...] Dauid aber floh / vnd entran
[
Mentel
1466 /
Eck
1537:
ward behalten
; nd. Bibel 1478:
bleef [...] gesunt
]
die selbige nacht.
Ebd.
Röm. 2, 3
:
thust auch dasselbige / das du [Mensch] dem vrteil Gottes entrinnen werdest
[
Mentel
1466:
entfliehest
]
?
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
269, 6
(
thür.
,
1474
):
Lachers gebrote knechte [...] sint [...] ym des nachtis entrunnen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
o mein Got, nun thu | Mich iczunt deinem zorn entrinen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
kam also doctor Karelstatt als ain fluchtiger, eintrunniger.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
83, 20
(
els.
,
1362
):
wer in eine kirche entrúnne, der solte fri sin vor allem gewalte.
Ebd.
561, 5
:
ein [...] man Santulus genant, den solte man enthoͮbeten durch daz ime ein cristen vsser der gefengnisze waz endrunnen.
Ebd.
704, 11
:
So erkantent sú [...] daz dis lant us irme gewalte wolte endrinnen.
Roloff, Brant. Tsp.
873
(
Straßb.
1554
):
So weiß ich [Susanna] wol zuͦ diser zeit | Das ich des offne schand würd gewünnen | Dann ich ewerer handt nit mag entrünnen.
Goldammer, Paracelsus
5, 180, 19
(
1530
):
daß ir
[Juden]
euern vatter Adam verleugnet habt und seiner zucht entrunen.
Menge, Laufenb. Reg.
4938
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
WIe wol es ist das nieman mag | Dem tode entrinnen alle tag.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3518
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Wer [...] | [...] zuͦ ir [kúngin aller barmhertzikait] gnad endrinnet, | Den schirmt sÿ mit trostlichem somen.
Ebd.
3941
:
Das sond ir fúrbass merken eben | Wie wir der hellen sond endrinnen.
Merz, Urk. Lenzb.
145, 9
(
halem.
,
1623
):
würde Vieh entrinnen, soll man [...].
Bauer, Geiler. Pred.
13, 16
(
Augsb.
1508
):
Dise weltliche lieb ist nichtz anders / dann ain ysinne kettin da der boͤß gayst den menschen mit bindet / auf das er im nit enttrinn.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
152ra, 15
(
moobd.
,
n. 1434
):
das grewleich verderben seiner ewigen verdampnuͤżż, dem er an czweiuel nicht wirt entrinnen.
Karnein, de amore dt.
185, 24
(
moobd.
,
v. 1440
):
das ich [kloster fraw] ir von der lieb vnd mynn enttran vnd ledig ward.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 32, 9
;
Jer. 51, 50
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bachmann u. a., Volksb. ;
Roloff, a. a. O.
945
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
197, 14
;
Wiessner, Wittenw. Ring
1535
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
85, 46
;
Sappler, H. Kaufringer
16, 119
;
Klein, Oswald
36, 4
;
102, 12
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
105b, 27
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
26, 21
;
Rwb  f.;
Vgl. ferner s. v. (V.) 6, ,  1,  3,  1,
1
 1, ,  1,  3, (
der
1, , (V.) 9,
2
 11.
2.
›wegfallen, ausfallen, (jm.) verloren gehen, sich abspalten, von jm. abfallen‹; vgl.  2a.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Gegensätze:
 12.

Belegblock:

Valli, Baldemann
443
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Daz sie [herrin Thutscherlande] [...] | [...] mir [dem Romschen Riche] widerbrechten | Die lant, die mir entrunnen | Sin.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 102
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
das götlich minnen | der sel all pein erstort, | das ir nicht mag entrinnen | nach tod dein himelport.
Karnein, de amore dt.
194, 17
(
moobd.
,
v. 1440
):
wann doch gar selten die [...] lieb stät beleibt, sunder sy wirt entrennt.
v. Groote, Muskatblut ;