enttragen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (von jm., von wo) davontragen, wegnehmen, wegtragen‹; häufig speziell: ›etw. entwenden, stehlen‹; auch: ›jn. betrügen, durch Betrug um sein Eigentum bringen‹; ›etw. (z. B. Steuern, Abgaben, Zoll) hinterziehen‹; seltener mit positiver Wendung: ›jm. etw. negativ Bewertetes abnehmen, jn. vor etw. bewahren‹; auch ütr. auf abstrakte Bezugsgrößen; vereinzelt von nichtmenschlichen Handlungsträgern (z. B. vom Wasser) gesagt; Gehäuft anleitende Texte und Rechtstexte.
Phraseme:
das lachen / spotten enttragen
›für einen Spott ungestraft bleiben‹.Syntagmen:
(jm.) etw
. (z. B. den schlaf / segen / wein / zehenten / zol, das seine, das gut / messer / obst, die früchte / kleider, geld / haber
) e., j
. (Subj., z. B. der bürger
) (jm.) etw. e., das wasser den markstein e., die flucht jn. e
., jm
. (z. B. dem nachbarn / schultheissen / wirt, den bürgern
) / e. S
. (z. B. der stat, dem spital
) etw. e., etw. von der geselschaft e., jm. etw
. [wie] (z. B. dieblich / heimlich / schändlich, mit gewalt
) e
.Belegblock:
Da kanstu ein iar ein guͤlden, dreissig odder vierzig [...] entwenden, welchs so ein ander heimlich genomen odder entragen hette, must er am strick erwurgen.
sie sollen das lachen und spotten nit enttragen.
das ich besorge, dieweil so viel münch und nonnen auslaufen, das da nichts entragen werde.
Das hilfft als nichts in diesen tagen, | Es werden mir viel schuldt entragen.
ist alles vol geytz [...], der täglich brauch zaigt es augenscheinlich mit den new fünden, liegen, triegen, entragen, verraten, stelen, rauben, mörden, falsch spilen.
den spittalen vil entragen vnd entfroͤmdet wird, dz im zuͦgehoͤrt.
Wellicher wüssentlich [...] roub, verstolenn vnd entragen gut koufft, [...] so [...].
etlich [fyscher] [...] dergstalt zemuͦtten gsin den zeenden hiemit zuͦ entragen.
da schnit man dem Hanns Michel blaicher die zungen auß [...], wann er hett den burgeren entragen 28 fardel dieplich.
wer von geltschuld fluͥchtig wirt und den luͥten das ir entreit, [...] so [...].
so wirt im der slaff entragen.
Ob ain verlust geschach das man ainem nachparn etwas entrueg, so [...].
wo kam ein geweltig wasser das seinen lauf gewun in ein rain da marchstein stehen, und enttrueg den marchstein, [...], so [...].
Luther, WA ;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
152, 9
; Skála, Egerer Urgichtenb.
202, 4
; Uhlirz, Qu. Wien ;
Schweiz. Id. ff.;
2.
›jm. eine Aufgabe, Verpflichtung erlassen; jn. von etw. (z. B. Schaden) verschonen, befreien‹; in asymmetrischen Beziehungen mit Obrigkeiten und hierarchisch hochstehenden Personen als Handlungsträgern; vereinzelt: ›(Bauern und andere Abhängige) gegen Zahlung eines lehengelds
zeitlich befristet von einer Herrschaft befreien‹; auch: ›sich einer Person entledigen‹; speziell: ›sich von js. Herrschaft befreien‹; Gehäuft wmd. / nobd.
Syntagmen:
jn. e. P
. (z. B. des königs
) / e. S
. (z. B. der auflage / busse, js. vornemung, des schreibens
) e., schaden von jm. e
.Belegblock:
hette wir seyn unredlich regiment nicht furgenomen czu drucken und in czu rechtferdigen, wir weren solcher seyner furneminge wol von im entragen gewest.
al ampt [...] baden in [bischuf], dat er si dez schrivens vort me entroge.
Unse herren v. r. haint verdragen [...], dat dit vurs. verdrach van den beckeren machtlois sijn ind die becker deser boessen untragen sijn soelen.
Nü wollen wir gerne den dag leben / das ir der verreder enttragen würdent.
Do das die Sachssen erfuren, do zogen sie om [konigk] entgegen [...] unde wolden entzweder sterben ader seyn entragen seyn.
Derselbig [vicarier] hat das guͤte etlich jar gelihen, die pawern der herrschaft von des cleynen lehengelts wegen enttragen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7314
; ‒
Vgl. ferner s. v. .Belegblock:
Die von Nürnberg und ir bundtsgenoß [...] haben sich etlicher spen und guͤter halben enttragen und einander überzogen.
Winter, Nöst. Weist. .