ent|1brechen,
V., unr. abl.;
zu
4
.
1.
›sich e. S. entledigen‹ (allgemein); im Einzelnen: ›sich jm. entziehen, sich von etw. lose, frei machen‹; ›jm. absagen‹; ›aus einer unangenehmen, gefährlichen Situation entkommen‹; auch: ›jn. verlassen‹; meist refl. verwendet;
in einigen Belegen offen zu 2; zu  6, vgl.
4
 333.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  23,  3.
Syntagmen:
sich e. S
. (z. B.
der ansprache / botschaft
)
e
.;
e. S
. (
der oberkeit
) /
jm
. (z. B.
dem teufel
)
entbrochen sein
;
sich von jm
. (z. B.
von einem räuber
)
e., sich von e. S
. (z. B.
von dem gefängnis / gerichte / kummer
)
e
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
seldin [...] ein her | mochte sîn sô starkir wer, | daz ôt vor dî Balge quam, | etslîchin schadin iz dô nam, | ê iz sich von dan intprach.
Niewöhner, Teichner
545, 28
(Hs. ˹
nobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
so mag sich der gast enprechen | von dem rauber und kumt hin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da tauft er
[Bruder Peter]
in und gab im das heilig sacrament auf mainunge, das er [...] wer getauft und wolt damit dem teufel entprechen.
Dietrich. Summaria
29r, 45
(
Nürnb.
1578
):
Den̄ die Phariseer dencken / weyl sie Gottes volck sind / sollen sie derhalben aller andern oberkeit entbrochen sein.
Strehlke, a. a. O. ;
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 447, 21
;
Niewöhner, a. a. O.
169, 31
;
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
›sich einer (rechtsverbindlichen) Verpflichtung, Verantwortung entziehen; einem Vorwurf widersprechen, sich entlasten‹; ›von einer Anklage freigesprochen werden‹; vereinzelt: ›jm. etw. (z. B. eine Verpflichtung) erlassen‹;
Spezialisierung zu 1; zu  1a, vgl.
4
 8.
Verstärkt Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 3,  1; vgl.  25,
1
 1,  16,  3.
Syntagmen:
j
. (z. B.
der antworter
)
e
. (absolut);
jn. e. S
. (Gen.obj., z. B.
der bezalung / schuld, des rechts
)
e
.;
jm
. (z. B.
dem kläger
)
e
.;
jm. mit dem eid e., jn. / sich von jm
. (z. B.
vom kläger
)
e., jn. / sich von etw
. (z. B.
von blutrunst, vom gericht
)
e
.
Wortbildungen:
entbrechung
›Freispruch‹ (a. 1622),
entbrechungsabschied
nach Angabe des Hrsg.: ›Urkunde der gerichtlichen Entscheidung, welche auf Lossprechung von der Anklage lautet‹.

Belegblock:

Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 20
(
Frankf./M.
1626
):
Doch zogen sie
[Kreuzfahrer]
nicht alle auß andaͤchtigem eyffer mit [...] theils den Glaͤubigern [...] auß den Augen zu kommen / vnnd sich also deß verdrießlichen Nahmens / vnnd der bezahlung zu entbrechen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
ich [cleger] gere antwort [...] ab her uff myne clage icht yo adir neyn sprechen sulle unde sich mit syme eyde von mir entbrechen sulle.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
317, 38
:
Alsodanne bliebet sy [frouwe] sollicher schulde [...] billichin enprochin unde gantcz clageloß.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist aber, daz der zolner deme gaste unrecht tut oder daz sich der gast von im inprichet mit rechte, so hat der lantrichter keine buze dran.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Wo [...] ir ime auch ein solchs [...] noch mit eurem eide entprechen woldet.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1533
):
soll ein ieder, der das neunte zu geben entprochen zu sein vermeint, sein gruben drei wochen zuvor dem einspannen belegen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1539
):
welcher leütgeb [...] ainem [...] uber ain pfunt pfening zu verliehren spillen lesst, soll er spiller [...] dem leütgeben der zech zu bezallen entbrochen [...] sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Von ainen weißung- oder entbröchungabschidt.
Rössler, Stadtr. Brünn (
mähr. inseldt.
,
1. H. 14. Jh.
):
Wer sich um einvoltigeu wunden unschuldigen will, der schol selb dritter enprechen auf dem chreucz.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
94, 26
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Rintelen, B. Walther
138, 34
;
Bischoff, Steir. Landr. Anh. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
140a, 2
;
Öst. Wb.
3, 812
.
Vgl. ferner s. v.  2.
3.
›jm. etw. mangeln, nicht zur Verfügung stehen‹; auch: ›einen Schaden erleiden‹;
zu  6,
4
 10.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
,
um 1490
):
Here, ic wuste wol, dat di nenes brodes enbrac
[›dass es dir niemals an Brot mangelte‹]
, unde ic hatte groten hunger
(Marcolphus begründet, warum er dem König kein Essen bringt).
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
15. Jh.
):
es ist auch das recht das herren ritter [...] kain unzucht [...] in dem aigen nicht treiben sollen. enpricht aber iemant, das sol er von erst bringen an di herschaft.
Niewöhner, Teichner
564, 1548
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
dem gerechten ist nie enbrochen | noch seinn kinden irs leibes not.
Öst. Wb.
3, 907
 f.
4.
›jm. etw. wegnehmen, entziehen‹;
zu  6, vgl.
4
 22.
Bedeutungsverwandte:
,  6.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
208, 18
(
thür.
,
1474
):
Hath der burgermeister [...] bescheyden [...] daz sye yrer sachen
[hier: ›Rechtshandel‹]
entprochen unde entgeeynt unde entsatczt sint.
Unger, Richtes Stig (o. O.
1474
):
Sint den malen er wol eyn diep mag gesein, ab der antwortter leib ader ere damit verwurcken mag, die er ausz gewer weder dieplich nach raüplich enprochen hab?