äussern,
V.
1.
›auf etw. verzichten; sich e. S. entäußern, etw. abtreten, übergeben; etw. verkaufen, verleihen‹;
vgl. (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 11,  3,  4,  3,  2,
3
 1,  13.
Syntagmen:
das gut / werk ä.
;
sich des geltes / gutes / landes, der gabe / pfarre ä
.
Wortbildungen
äusserung
1 ›Verzicht, Übertragung‹ (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
mfrk.
,
v. 1482
):
die iser, die [...] ire werck machen ind viseren, die synt myme heren deme abde schuldich eicklichs eyn stuck.
Köbler, Ref. Franckenfort
50a, 15
(
Frankf.
1509
):
von der vffgifft vñ vsserung wegen so sich an des Reichs gericht verhandelt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
141, 36
(
thür.
,
1474
):
daz sy ym die [mentele] gegebin habe by geruwigem unde gesundem lebin [...] unde sy hat sich deß geussert.
Ebd.
313, 11
:
daz er sich des geldes obinberurt kegen deme genanten Hanßen Moller geussert habe.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ap einer sein gut seinem freunde aufließ und sich des pei seinem leben nicht eußert.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
173, 30
(
1438
/
9
):
also haben wir uns gegen demselben unserm lieben herren [...] verczigen, geewssert und furczicht getan [...] das lands und herczogtumbs zu Osterreich.
Winter, Nöst. Weist. (moobd., 16. Jh.(?)):
das sich kainer hie seiner rechten pfahr eissern oder entschlagen solt.
Grosch u. a., a. a. O.
76, 38
;
Kisch, a. a. O. ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
refl.: ›menschliche Gestalt annehmen, Mensch werden (von Jesus Christus gesagt)‹;
vgl. (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  19.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Phil. 2, 7
(
Wittenb.
1545
):
jhesus christus [...] eussert sich selbs / vnd nam Knechts gestalt an / ward gleich wie ein ander Mensch / vnd an geberden als ein Mensch erfunden.
3.
refl.: ›sich wegbegeben, entfernen‹; ütr.: ›sich von etw. (z. B. der Welt) trennen, lösen‹; trans.: ›jn. ausweisen, entfernen, fernhalten; jn. nach auswärts laden; jn. seines Amtes entheben; etw. (z. B. Schaden) abhalten, fernhalten‹;
vgl. (V.) 3.
Syntagmen:
sich js. / jn. ä.
;
sich der stat / welt, des landes / rates ä.
;
sich dem gericht ä.
;
jn. von der erbschaft ä., jn. von der gewalt des abtes, von der welt ä., sich von jm. ä., sich an
(›nach‹)
einen ort ä., sich an
(›aus‹)
der stat ä., sich aus dem land ä.
Wortbildungen:
äusserung
2 ›Fernbleiben‹; 3 ütr. ›Ausschluß von jm. (z. B. aus der Kirche)‹; 4 ›Lossagung, Trennung von etw. (z. B. der Kirche)‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô im wart intscheidin | der ûzirunge sache.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
so sie solche buben und verlauffen Munche in ihren Stedten hetten, zu straffen, auch die hinfurder nicht dulden, besunder sich der gentzlichen eussern.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
weir it ever sache, dat einich onser burger [...] voir usser Coellen om sins mitburgers willen ind wolde de burgeren buissen Coelllen usseren.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
[Der besloß] uch von der werlt ussert | Und das uwer gutlich zu deilen lert.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Wer sich mit geuerden dem gericht uͥssert.
Ders., Urk. Rheinfelden
817, 13
(
halem.
,
1455
):
bitten wir uwer liebe sunder fruͥntlich mitt flisß, ir wellent dem genanten knecht soͤlich sin vͥsserung vnd abscheid zů gnad vnd nitt vff das hertest zellen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1529
):
wann inen zum gericht gebotten wirt, fürderlich darzů zegand und sich gevarlich nitt usseren.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
aber schaden und die widerwaͤrtigen ze ussern und ze hinderen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
314, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
Man his ouch [...] doctor Stürtzel / zů disen zyten sich der Eygnoschaft ussern / und daheim blyben.
Ebd.
640, 13
:
der [appt] sich landttrümig von jnen getan / mit sim lyb und gůtt geüssert da dann sy / alls die wyslosen / ane regementt gsyn.
4.
›sich e. S. (Pflicht, Aufgabe o. ä.) entziehen, sich weigern; sich von etw. (positiv Bewertetem) fernhalten, sich von etw. lossagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  24.
Syntagmen:
sich der ehe / predig, des amptes / sacramentes ä.
;
sich von dem guten ä.

Belegblock:

Goldammer, Paracelsus.
7, 175, 27
(
1530
):
allein daß ein gewisser beruf sei von gott, sonst eußer dich nit der ehe.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
ich die nit zu frunde han | Die sich in laster ergeben lan | Und sich von dem guden usserent.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Zuͤrich und Glarus usserten sich.
Jörg, Salat. Reformationschr.
220, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
Ermantends daruf aller fründschaft [...] von jrm fürnemen zů den orten wider zů stan / sich bewegen und guͤtlich finden lan / sich nit allso üssern / die seltzamen sachen und hendell hellffen underzetrucken.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
wehr aber ohne redliche und genuegsambe ursacheit nit erscheint, sich dessen eussert und kein schuldigen gehorsamb laisten wolte.
5.
›(ein Urteil) verkünden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7.
Syntagmen:
das urteil ä.

Belegblock:

Rwb (
14. Jh.
).
6.
›etw. nach außen hin zeigen, sichtbar machen‹.

Belegblock:

Eis, Wahrsagetexte
48, 15
(
nobd.
,
1491
/
2
):
Von boser rede wegen wurt er ewssern ein gut herschafft.