2
abkeren,
V.;
zu
1
›wenden‹. Das Wort ist außer in der fachsprachlichen Verwendung 8 vor allem in den Bedeutungen 10; 11 belegt.
1.
›von einer bestimmten Stelle zu einer anderen hingehen, sich wohin begeben‹;
zu
1
 1,
1
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Koppitz, Trojanerkr. (
halem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Wir sölten keren gegen im abe.
2.
›die Arbeitsstelle verlassen, die Schicht beenden‹; fachsprachliche Spezialisierung zu 1.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
72, 27
(
omd.
,
1563
):
Es sollen auch hinfurder die arbeiter [...] am freytag abendts abekehren.
3.
›sich hinab-, hinunterbegeben‹;
zu
1
 2.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc. (
osächs.
,
1343
):
daz her [Jhêsus] zů einem menschin eime sundêre abe kêrit wêre.
4.
›sterben, scheiden, heimgehen‹; verhüllend zu 1 oder 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
vor 1496
):
O jungfraw, preyt den mantel dein | Über unß sunder, so wir hie ab keren!
5.
›etw. entfernen, wegwälzen‹; anzuschließen an 1. mit Akk. d. S.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wenn du vom Loch den Stein abkerst.
6.
›(Waren) abladen‹; anzuschließen an 3 in spezialisierter Verwendung.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 1.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
29, 22
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Von jedem wagen abzukehren dem wirker 1 gr.
7.
›jm. etw. (z. B. Schaden) vergüten, ersetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
ist [...] erkent, [...] dem andern sein schaden abzukeren.
8.
›(Wasser) ableiten‹;
zu
1
 2.
Vorw. rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  4.

Belegblock:

Schatz, Sprache Oswalds.
45, 48
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ker ab! so sprach die mülnerin, | heb auff! schrai die päurin.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1606
):
das der bach nit [...] von der hoffwiesen abgekert werde.
Merk, Stadtr. Neuenb. ; ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Bad. Wb.
1, 10a
.
9.
›etw. (z. B. Zaunlücken) schließen, dicht machen, beheben‹.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1654
/
68
):
so soll das esster hinten nach im zuefahlen, darnach in dreien tagen alle lucken abkert [...] werden.
10.
›jn. zum Abfall von jm. bewegen, abtrünnig machen, trennen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 127, 31
(
balt.
,
1396
):
mit drauwe derselben herunge her hatte abgekart vil man des stichtes zu Rige von dem vorgenomten herren erzbischofe.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc. (
osächs.
,
1343
):
Ir habit mir geantwortet disen menschin alse einen abe kêrinden daz volk.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
76, 11
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
wie er die menschen abekere von gote.
Lemmer, Brant. Narrensch.
1050
;
Strauch, Par. anime int.
21, 11
.
11.
›sich von jm./etw. abwenden, lossagen‹; vor allem in mystischer Verwendung, einerseits für die Abkehr von Gott, dann auch: ›abfallen‹, andererseits für die Lösung des Menschen aus allen seine Beziehung zu Gott störenden Bindungen, dann auch: ›sich von etw. lösen, auf etw. verzichten, etw. aufgeben‹;
zu
1
 4.
Wörterbücher des 16. Jhs.; religiöse, vorw. mystische Texte des 14. Jhs.
Bedeutungsverwandte:
 6,
1
 2,  1,  11; speziell für die letztgenannte Nuance:  7; vgl. , .
Syntagmen:
von got, von dem götlichen liecht, von der seligkeit / tugend / welt / bescheidenheit / gleichheit / kreatur, von dem fürnemen, von zeitlichen dingen a.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jer.
5, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ja sint gemerit ire bruche, ir abkeren ist gesterket.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Kêrte sich got ab allen crêatûren einen ougenblik, sô würden sie ze nihte.
Daz abekêren von der saelicheit und von der tugent, dâ von kumet alliu sünde.
Sô sich der mensche abekêret von zîtlîchen dingen und sich kêret in sich selben, dâ verstât er ein himelischez lieht.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 390
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sv́ hattent ein frilich abe keren von gotte, wider sin ere vnd wider sinen willen, vnd hattent ein zvͦ keren zvͦ den creaturen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
211, 6
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz da inhanget dem bösen unde abgekeret ist von dem gotlichen [lieht].
Illing, Albert. Sup. Miss.
375
(
els.
,
um 1380
):
wie wir vns [...] gotte opfren súllent: mit herze vnd libe, also daz, wir vns abekerent von glicheit dirre welte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
Das ist daz sich der mensche abekere und abescheide von allem dem das nút Got luter und blos enist.
Ziesemer, a. a. O. Jer.
8, 4
;
Quint, a. a. O. ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Vetter, a. a. O. ; ; ;
Morgan u. a., a. a. O.
201, 11
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 43
;
12.
›etw. (z. B. den Zorn) von jm. abwenden, ablenken, abhalten; jn. von etw. (einer Handlung o. ä.) ab-, zurück-, fernhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Subtillich thůt der knecht mit disen worten den zorn deß alten von im und von dem Cherea abkoͤrn.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
GOtt woͤll vns allzeit mehren, [...] | Vnd vns vom boͤsen abkehren.