steif,
Adj.,
in 6 Adv.
1.
›konkret, körperlich steif, unbeweglich, fest‹; teils mit der Konnotation ›kräftig‹, teils mit negativer Wertung (je nach Kontext); auch: ›gestärkt (von der Wäsche)‹.Syntagmen:
gras s. sein
; s. gehen / sitzen, aufeinander reiten, wie die zecken kleben, sich / jn. steif halten, die hosen jm. s. anstehen, etw. s. auf etw. binden
; der steife gaul / stab, das steife bein
.Wortbildungen:
steife
firmitas
nicht entscheidbar; dazu bdv.: 3; 5, ), steifen
steifsel
Henzen, Dt. Wortbildung.
; die Schreibung mit 1965, 182
z
im Beleg, s. u. Apherdianus, könnte auf Kontamination mit
-eze
beruhen; dazu Henzen, a. a. O.
).139
Belegblock:
Iohan setzet die Kufer heimblich nieder, vnd gehet gar steiff hinten ihm her.
Als er gar steiff gefroren war / | Kont sich nicht regen vmb ein hahr.
Ebd.
681, 5483
: Wie man den hoͤrnin Siegfried mahlt: | Sehr starck Ruͤcken / wie ein Amboß / | [...] | Halß vnd Achseln steiff / dick / vnd breit.
So saltu keren dynen syn | Dat mit dem reymen zo gurden umb dich, | Dyne waepen zo styven ind zo setzen gelich.
Amylum, steyffzell.
seit Jahren hat er
[Bruchschaden]
einen pollen von har und feddern druff gehatt und den mit dem gurtel uber die latz stetich steif druff gebonden, das es kein noit hat uiszugain. ritten die zwen kuͤhnen Helden aber dermassen also steiff vnd streng auff einander / das [...].
Ein Paar Stiffe hembdt.
Die fogel
[die Eingeschlossenen]
werden vns im nest, | Vnd halten sich gar steiff vnd stil. Steiben / Kragen vnnd anders stercken.
Ebd.
505
: styffen / mit Zwirn vnd Draat hart auff einander naͤhen.
bind sy (lange binden) stÿff umb den schenckel.
2.
›steif, starr, fest, bewegungslos (vom Blicken der Augen)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. .Belegblock:
Doctor, is ist des arm mans Gott, [...], und sein augen gehen so steiff auff burger, baurn als principem, edelman.
Der Adler vnterrichtet seine Jungen die Sonne steiff vnd vnbeweglich anzuschawen.
3.
›verstockt, eigensinnig, hartnäckig‹.Wortbildungen:
steifsinnig
steifsinnigkeit
Belegblock:
das ich tzu Worms, auff das ich nicht tzu steyff synnig gesehen wurd, meynen geyst dempfet.
der mut kompt vom Mammon [...], ist steiff und stoltz.
Dise eygen klugheyt ist der steyffe synn ynn welltlichem wesen, [...], wills alles besser wissen.
so thet er den verstockten Egyptern im roten meer auch, welche wol so steiff und sicher waren als die Papisten sind.
Trotzeten und bruͤsteten sich auch stoltziglich darauff und hielten darob so steiff, das jn niemand nemen konde.
haben [...] die freude vermeulet aus grossem hohmut und steiff sinnigkeit.
4.
›beharrlich, fest, unerschütterlich, unverbrüchlich; wacker; sicher; entschlossen (von Personen, Haltungen und daraus folgenden Handlungen)‹; offen zu 5.Syntagmen:
in etw. s. sein, der mut jm. s. sein
; s. etw. halten / sagen, bei jm. stehen, in js. dienst bleiben, an jm. bleiben, in jn. glauben, e. S
. (z. B. dem bescheid
) glauben, in der liebe, auf js. wort beharren, über j. halten, auf jn. trauen / bauen, sich s. in js. dienst stellen, s. schliessen, das [...]
; der steife fürsaz / glaube / sin / knecht / kriegsman, der steiffe grund
(mixtura verborum), die steiffe bezeugung / meinung
.Belegblock:
je gewisser Gott da bey uns sey und je steiffer uber uns halte.
eyn gutlich, fruͦntlich, wyplich wyp, | guͦtz behuͦet, in stedicheiden styf, | virmeystert alre kuͦnster spiel.
Koenlich wil ich mich erwegen | Zo blyven in dyme dienste stijff.
Des enstund bynnen Nuyssz eyn kyff | Tusschen etlygen knechten stijff | Jnd den reysygen seer sweerlych.
Vielmehr schliesse ich herauß desto steiffer / daß man schuldig seye / wann man Fuͤrsten vnd Herren zum Hexen Process ermahnet.
in Lieb vnd Leid auff den einigen waren Gott / [...] / steiff vnd fest zu trawen vnd zu bawen.
fiengend an schiessen je ein blinden schutz uff der Zürcher laͤger / damit sy den Zürchern ein laͤrman machtend / das sy sich stalltend starck und styff jn jr ordnung.
allein Cronen oder Burtzeland bleibt an Sigismundo fest und steif.
5.
›strikt, streng, ohne Kompromiß, ohne Wanken‹; auch (in jeweils 1 Beleg): ›rechtskräftig‹; ›klar, deutlich, ohne Wenn und Aber‹.Syntagmen:
etw. s. verbriefen, etw
. (z. B. die ordnung, das gebot / gesaz / verheis
) s. halten, tiere s. beschalken, jm. etw. s. verbieten, e. S
. (z. B. einer meinung
) s. nachkommen / nachleben, sich s. an etw
. (z. B. an die teutsche sprache
) halten, s. bei etw. bestehen, über etw
. (z. B. über der mässigkeit
) s. halten
.Belegblock:
die gemelten vertrags brieff / die wurden [...] versiegelt / auch also steiff verbrieffet / das daran ferrer kein exception [...] hat fuͤr hand genomen [...] werden moͤgen.
Von dem Keyser Friderico, als welcher vber der Nuͤchtern- vnd Maͤssigkeit sehr steyff gehalten, lieset man / daß [...].
solch gsatz nit foͤlschen, nit verloͤügnen, das halten styff vnd redlich.
sparber und valk | sein under ire [creu], | Straus und auch greiff. | das ist unpild, | wie sie peschalk | die tir und vogel steiff.
was man den wyben verbütet, das halten sy stiff als ein mur.
und Cristus doch das allweg styf us getruckt haͤtte.
alls er vnns styff verbotten | das wir gar vnnd gantz nit schwerren sotten.
6.
›sicher, mindestens‹.Belegblock:
sagten, es sulten in Coln sin 24 tusent heuser und were steif in jederm haus ein mensch gestorben.