michel,
Adj./Adv.
1.
›die Erwartung übersteigend, groß, beträchtlich‹ (meist von vorgangshaft gedachten kollektiven Bezugsverhältnissen, darunter von menschlichen Handlungen und Haltungen, auch von hohen Menschenzahlen, gesagt); je nach Bezugsgröße im einzelnen auch z. B. ›laut (von Schällen)‹; ›hell (vom Licht)‹.Syntagmen:
der friede, ein tanz, die barmherzigkeit, js. leid / sünde m. sein, js. freude m. werden
; der michel(e) teil
(mehrfach) / raub / schaz / spot / streit / untrost, (die) michel(e) menge / not / schande / summe / (an)zal / untat / viele, das michel(e) gerümmel / getöne / getrift / heil / eilen / geuden / schallen / taschen / übel / wunder, michele eren / ungebärden
.Wortbildungen:
michelig
Belegblock:
und tribin von dannen | mit michilim goidin | und mit grôzin vroiden.
Swo michel ir liecht doch were, | Biz daz Got vater schepfere | Sante den ewigen schin | Sines wortes der maget in | Und daz der werlde wart entact.
Diz tet Got nicht vorgebene, | Daz her diz michel getrift | Mit dem menschen hat gestift.
Do er
[Jesus]
den geist solde ufgeben, | do geschach da michel wunder. ouch michell noit | Erhoiff sych am gespalden wall.
sie [salbe] ist umb ein rechten pennig feil, | und ist auch druwen eyn michel deil.
sin freude wart michel und groß.
In michilligem schalle | Giengen der meistre boten.
Enteigent habt ir mich aller wünnen, [...], entspenet micheler eren.
Got machet dy micheln
[
grosLuther
1545, Ps. 18, 51: ]
heil sines kunges vn̄ gnade sime cristen Dauid vn̄ sime geslechte ymmmer. da was der frid wol pey zwolff jarn. | der waz so gross und michel, | Uber all in der welte.
Von disem vorgange des geistes so wirt ein michel gerúmel in dem menschen.
von den
[einem
pfennig]
so hebet sich ein michel daschen. | yeglicher meint, der ander hab yn funden. Daz almuͦsen wirt ein michler
[Var. 1475
grosser1
–1518 / Luther
1545, Tob. 4, 12: ]
trost vor dem hoͤchsten got. do bleib er etwie lange und samete einen micheln schatze.
churtz ıͤr stätichait | Jͤr sünde michel und auch prait.
das der pfaff [...] | det ain grossen trunk daraus; | der was michel unde gros.
Das fräwlin pracht ain schlayr weisz, | Vnd zwäheln ain michel tail.
Als aber der kopf zersprang, do fiel dar uß ain michel tail goldes.
das ein grosse ergernus od’ ein michelers übel darauß gieng.
Zu der werlt trueg er chain scham, | Daz nich dez michels wunder nam.
widerumb ward er gefürt | Pilato fürbass ungestillt | durch micheln spot als ainen toren wild.
der vierd bewaint sein grosse sündt, | durch michel reu sein herz andächtiklich erzündt.
Albrecht und Wilhalm besassen ainen michelen tail des niderlands zu Bayren.
dy
[
leben ›Löwen‹]
gen im sprungen mit michelnn vngeperden. da hueb sich von den frawen ein michel schallen.
2.
›groß, auffallend (vom Umfang einzelner oder kollektiver bzw. kollektiv gedachter sachlicher Bezugsgrößen gesagt)‹.Syntagmen:
ein gefäs / korb, die sonne / stat m. sein
; michel erde / schar / wassers / geldes, ein michel gut / lon / schaz, ein michel teil (der heiden / helden / weiber / leute, der becher, des daches)
, nachgestellt: die kemenate michel
.Wortbildungen:
michelteil
Belegblock:
kunig, gebut einen tornei, | so koment der helden ein michel teil.
[hie] wyßet uch zu der selben stund | eyn kemnaden michel und wyt.
Do Alau den michil schacz sach, das wundirte yn.
Ebd.
13, 8
: Des worn di cristin gar betrubit unde botin den sarracen mychil geldis.
Ebd.
22, 16
: eyn gevese von purem golde und das ist michil unde groz vol edils wynis.
der dy [orteil] wol behutet, dem wert michel
[
grosLuther
1545, Ps. 19, 12: ]
wederlon. wenne eyn mensche ist vyl thurer wen eyn schatz adir eyn mychil gut.
Zuͦ dem taͤglichen ritten: Nim ain micheltail eglan vnd setz die alle vnder die schulteran.
vn̄ en mitten hoch davon so gat in div sunne e vf danne vns wonde si danne also gar michel ist davon schinet si sleht vñ breit.
Grosses vich wil michel gras?
ains pfeffers korns grôz feurs oder luftes hât mêr kraft und werks denn gar michel erd oder wazzers.
Gelück und hail ain michel schar | wunsch ich dir, frau, zum neuen jar.
es sol auch der chorb als michel sein das ain vas wein werd.
In Asia gelegen, | ein stat was michel und gross.
Ebd.
193, 4
: Das ich durch ew͂ren willen | verliess weishait, hort unnd michel guet.
3.
›groß (von einem als relative Einheit gedachten Kollektiv lebender Wesen, meist Menschen, gesagt)‹.Syntagmen:
der michele rat, ein(e) michel(e) diet / herde / menge / samlung / schar, ein michel(es) her / volk
(mehrmals) / gesinde, die schar michels geflügels
.Belegblock:
do gieng man mit dem heiltumb aus der Stat vnd ain michel volkch mit von fraun vnd von manen.
wie ein groͤssú schar michels gefúgels kemi fúr sin celle stúrmend.
ich mache dich in ein michel
[
grosLuther
1545, 1. Mose 12, 2 ]:
volk vnd ich gesegen dier. vnd ich michel dinen namen. vnder den werdent der blinde vnd der lame vnd die schwanger vnd die berhaftig entzampt ein michelich
[Var. 1475
groß1
: ]
samnung der widerkerenden her. daz von einem schlag | Ein michel diet vor im gelag.
und schickten 80 guet werlich gesellen [...], die nomen das vich, ain michl hert.
a
o
1444 ist der frey zug mit den drey nachstewren, [...], durch ainen micheln raut wider ze kreften erkent. Sye schickten sich mit grosser gab, | Mit michelm volck vnd schöner wad.
zoch der kunig Mathias mit ainem micheln volckh in das lanndt Osterreich.
4.
›umfänglich, groß, mächtig, gewaltig (im eigentlichen und übertragenen Sinne von singulären Bezugsgrößen und -handlungen gesagt)‹.Belegblock:
daz ein michel adeler mit grôzen vlügeln, [...] kam ze dem lûtern berge.
knie scheiben knorren michel, | gross als zwen kafflaib in dem laff.
noch keiner der kúnig ist so michel
[Var. 1475 / 1476-1518 /
grosLuther
1545, Dan. 2, 10: o. ä.]
vnd also gewaltig vorscht er daz wort. Dem bruͦder gaben sye zuͦ glück | Des heilgen creütz ein michel stück.
Der fürst tratt sunder sorgen | Gieng da er verborgen | Vand die zway michlen hoptt.
ain michels puech, das auch der warhait gar wol geleicht.
5.
dient in festen Wendungen sowie als Gradadverb der Heraushebung der Qualität eines Geschehens, Zustandes oder einer Bezugsgröße: ›außerordentlich, sehr‹.Phraseme:
ein michel
›ein wenig‹; michels mer
›um so mehr‹ bzw. ›noch mehr‹.Wortbildungen:
michels
Belegblock:
Michel grœzer genüegunge suln wir haben an der bîwonunge.
michel groiß ist gereyde die schar, | die dem trogener nach gan!
Wer offenbart sin antlitze | Und sin angesleufe vul, | Das ist sin michel grozes mul?
michels mer sol wir arm wurmlein | gehorsam sein.
do das maul waz eingegangen vnder ein dicke eichen vnd ein michle sein haubt zuͦhafft der eych: vnd er [absolon] behieng zwischen dem hymel vnd der erd.
er [Joseph] pflag der mægt wol getan | dann hin do michels baz, | als es reh und billich was.
Ebd.
4131
: doch was er
[der verlorene Sohn]
michels me dez schaden | denn des spottes úber laden. Die Krïchen nam besunder | Alle michel wunder | Das [...].
michels mer aun argen list | soll man leiden loben und eren.
Ebd.
28, 74
: so mag gott mit seinem gewalt | michel paz des prots gestalt | und des weins verwandeln schon.
Zu der werlt trueg er chain scham, | Daz mich dez michels wunder nam.
Michels paß ich preyse, | Daz smaltz von chislingen, | Damit so chan man twingen | Die siechen von den gesunden.
bei mancher ögelwaid | sicht man sein wunder michel swër, | wer nicht geloubn wolt, das got nicht wër.