lez,
1.
›im Unterschied zu dem stehend, was recht, richtig ist oder als recht, richtig gilt, unrecht, falsch, verkehrt‹; im einzelnen: ›links‹; ›umgekehrt (von Kleidungsstücken)‹; ›rückseitig (von Papier)‹; ›vom Glauben abgefallen‹; offen zu 2; 3; 4.Beleghäufung für das Wobd.
Phraseme:
der letze pelz
›falscher Pelz‹ (spöttisch für die Bekleidung ärmerer Leute); lez stehen
›im Unrecht sein‹; lez dran sein
›irren‹; es geht lez zu
›es geht nicht mit rechten Dingen zu‹; lez oder recht haben
›recht oder unrecht haben‹; jn. lez stellen
›jn. ins Unrecht setzen‹; das lez herumher keren
o. ä. ›das Innere nach außen kehren‹; im Beleg ütr.: ›sich schamlos zur Schau stellen‹; dem rok das lez auskeren
›alles auf den Kopf stellen‹; jm. gilt (etw.) lez oder recht
›jm. ist etw. gleich‹; es get lez und überzwerch
›es geht drunter und drüber‹; es geht jm. lez
›es geht jm. schlecht‹.Syntagmen:
j. / etw. l. sein
; ˹etw
. (z. B. das rechte
) l. machen, jn. / etw. l. stellen
˺ (präd. Attr.), jn. / etw. l. verstehen, etw. l. angreifen / ausrichten, jm. l. oder recht gleich gelten
; den letzen
(›Verkehrten‹) umbringen
; der letze glaube / händschuh / verstand / weg, die letze hand / meinung
.Wortbildungen:
lezgläubig
lezverständig
Belegblock:
Contrarius Widerstendig widerwertig entgegen lǎtz widersins widerspilisch.
zo mustu sten [...] von gote gesundert und gewizet zu der lezen hant
(›zur Linken‹)
mit den stinkenden ciegen. zu laichen [...] die | glaubigen menschen, nur das sy | werden ringer und leczer.
So louffens [frouwen] mit den puren knaben | Vnd gilt in glych letz oder recht.
Ebd.
40, 61
: so ist es buͦben werck | Vnd gat offt letz vnd überzwerg.
Ebd.
41, 60
: So ists [dyn tochter] wol selber so gelert, | Das sy das letz herumbher kert.
Ebd.
42, 92
: Die schencken machens alles schlecht, | Wer es letz, so würd es recht.
letzuerstendig red / widerspilische red. Antiphrasis.
Dieselb [weib] hett nach alten gebreuchen, | Die her von Eve belz solln raichen, | Ain letzen belz um, sah daraus | Wie ain schildkrott aus irem haus.
das die rechte meinung verstanden werde, und nit die leze.
Gott geb, ir habind denn glich ja letz oder recht, | So wil’s trüwlich mit üch han.
[Wenn] das ross sitzt uf dem man, | So muͦss es alles letz zuͦgan!
wie wol einer Eidgnoschaft nie wirs, nit so uͤbel und laͤz gangen.
Sich nit Entsetzen oder sich nit laͤtz gestellen ab menschlichen zuͦfaͤlen / dultigklich leyden.
An das Laͤtz theil des papeyrß schreiben oder auf das rauch theil, [...]. Laͤtze raͤdt / auff das wiederspil des das man thuͦn solt / gegaͤben. [...] Laͤtzer glaub. Superstitio. Laͤtzgloͤubig. Superstitiosus. Laͤtz machen / Vmbkeeren / Das inner außhin keeren. [...] Laͤtz stellen die zeügen. Eleuare testimonia. Einsi fraͤfenheit Laͤtz stellen. Audaciam alicuius confutare. [...] Einen seiner zuͦuersicht Laͤtz stellen.
Ebd.
261r; das er soͤlchen kauff [...] ohn einichen betrug, falschen schyn und allen anderen laͤtzen verstandt zuͦzüchen begere.
schlecht in der könig user kreften mit der letzen handt unversehenlich ins angesicht.
Es haist dem rock das letz herausskertt, darum mus sich gottes wortt mitt vill seltzamer brattick [...] besudlen lan.
man well dann felschen gots gesetz | und das gerechte machen letz.
2.
›verdreht, linkisch, ungeschickt, der normalen Erwartung entgegengesetzt, unangemessen (von Menschen, Verhaltensweisen u. ä.)‹; auch: ›merkwürdig‹.Phraseme:
der letze meier
›schräger Vogel‹.Syntagmen:
l. wirken, sich l. stellen / verkeren, etw. l. [tun], zur hand nemen
; der letze kopf, das letze wort
.Wortbildungen:
3
letze
lezkopf
Belegblock:
Letzkoͤpff vnd Narren machens noch al.
Ebd.
838, 3
: Mancher schleifft / hebt vnd traͤgt sein Creutz so vngeschickt / letz vnd toͤlpisch / das sich zu verwundern.
DAS sind nu eitel letze wort, so Christus seinen Juͤngern gibt.
er was also ein letzer Meyer, das er nichtz fuͤr guͦt wolt haben.
Wie kanst du dich gar lätz stellen!
Welcher tüffel sy doch leret, | Das sy sich alß letz verkoͤret.
ir klagend all on underscheid | Mit laͤren worten unütz geschwaͤtz | ich woͤlt mich ouch gern stellen laͤtz.
dan yetlicher letzer kopff in bewegung seins hoffertigen hertzen [...] im firgenommen hat, etwas neüß in der heyligen kirchen [einzuͦfieren].
3.
›einen erwarteten Qualitätszustand, eine Funktion nicht oder nur eingeschränkt erfüllend, schlecht, minderwertig (von Sachen unterschiedlichster Art)‹.Wobd. / oobd.
Belegblock:
Es kam uf einmal ein alt Weib mit einem letzen Schleier.
daz er kainen gebresten hab, [...], nit ain letz og hab, nit schilche oder krume nasen.
als der scher
(›Wühlmaus‹)
wult im pacht | und macht wisen und aͤckher letzzen (flekt. präd. Attr.).
wolten [si] das letzer [vleis] hie verkaufen, wiert ainer des uberfaren, ze wandl 6 ℔.
das guet heuslich [...] innen ze haben, damit es nur pesser und nit letzer werde.
die heusser sind wandlpär und mugen bësser und lëtzer werden.
41 ster des letzern Imbster pro 4 fl.
Jaspers, St. v. Landskron
137v, 8
; Müller, Welthandelsbr.
183, 20
; Winter, a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
4, 1194
.‒
Vgl. ferner s. v. .4.
›eigenwillig, zielstrebig auf etw. gerichtet, begierig auf etw.; feindselig; störrisch, widerspenstig‹.Wortbildungen:
lezkopf
lezköpfig
Belegblock:
Sy sein gar lecz | auf pos auf secz.
Man muͦß sich in den poßen stellen / | Ob ettlich sich letz böggen wellen / | So nim ich sy mitt gwallt darvon.