meil,
das
,
auch
die
;
-es/-e
, auch
-er
und
;
zu
mhd.
meil
›Fleck, Mal‹
().
– Gehäuft obd.
1.
›Wunde, Wundmal, körperlicher Schaden; Brandmal des Straftäters‹; auch: ›Fleck, Zeichen des Alters‹.
Nobd. / oobd., besondere Häufung in letzterem.
Bedeutungsverwandte:
,
1
(
die
12; vgl.  1,  7, (
der
1,
2
 1.
Syntagmen:
(ein) m. gewinnen / haben / abstreichen, das alter ein m. haben, jm. ein m. anlegen, auf die stirn, in das gesicht brennen
;
j., viel reden nicht ane m. sein, der leichnam ane m. sein
, [einen Betrag]
auf das m
. (Wunde eines Erschlagenen)
legen, ein kraut gut für alle meil sein, die salbe über die meile streichen
;
das m. am leibe
;
das schwarze m
.
Wortbildungen:
meilprüfen
(V.) ›jn. scheel ansehen‹.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
123, 146
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz ain mensch nympt dy | salben auss disem puchslin hy | und streichez über die maile, | Da von würt es gesunde.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
vil reden ist niht ân mail.
daz kraut [...] hât die art, daz es diu swarzen mail abstreicht an dem leib.
ir schült mich niht mailprüefen dar umb, daz ich praun pin, wan diu sunn hât mich enpfirbt.
Niewöhner, Teichner
201, 20
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so hat daz alter offt ein mail | da man es doch erchent pey.
Klein, Oswald
9, 47
(
oobd.
,
1421
?):
Ist ainer junck, schon, mütig, hoher gaile, | der ander starck, gerad an alle maile.
Jaksche, Gundacker (
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
do wart ich an der selben vrist | gar wol gesunt und hail | unt shônes leibes sunder mail.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wer mail an seinem leib hat vmb deuf [...], da [...].
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[ein
kraut, enzian
]
ist guet für gift, huesten, prüch, alt schäden, [...], und alle meil.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
v. 1543
):
[das] ain solche schedliche persan [...] erschlagen wurt, so soll im der das thon hat 3 ₰ auf das mail legen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
123, 4
;
Schmitt, Ordo rerum
355, 1
;
Rwb (dort weitere Bedeutungsansätze).
2.
›als Schandfleck gedachter Makel, Sündhaftigkeit‹; oft negativierend auf die Mutter Gottes oder eine religiös herausgehobene Bezugsgegebenheit bezogen.
Omd. / obd.; meist Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; im mittleren Frnhd. auslaufend.
Phraseme:
ane / sonder meil
o. ä. (verwahrformelhaft).
Bedeutungsverwandte:
, ,  4, , , , ; vgl.  12,  2,
2
,  5, , (
der
2, .
Gegensätze:
(
das
7,  56.
Syntagmen:
ein m. abtun / austreiben, j. / etw. (ein) m. haben, jm. das m. abstreifen / erweren
›von jm. abwehren‹,
js. [Mariae] leib kein m. spüren, das m. in den abgrund werfen
(poetisch);
js. gemüt voller m. sein
;
kein m
. (Subj.)
ane etw
. (z. B.
ane keuschheit
)
fallen, an jm. kein m. sein, kein m. an der menschheit werden
;
j., ein schaf ane m. sein, ane m
. [wo]
eingehen, jm. zu teil werden, j. ane m. sein / bleiben, durch die meiler unrein werden, jn. ane m. erfinden
;
die meile der sünden, (böser) gedanken
;
das geistliche / sündliche m.
;
bar meiles
.
Wortbildungen:
meile
(Adj.) ›schmutzig (ütr.)‹,
meilmut
›sündhafte Gesinnung‹.

Belegblock:

Gerhard, Hist. alde e
1502
(
omd.
,
um 1340
):
Ouch ist iz nutze sunder meil | Zu vernemende dennoch me, | Daz [...].
Ebd.
4321
:
Des geslechtes was ein teil | Des burnes an alles meil.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
hat daz [westerkleit] in der sele meil, | daz schonet Maria der brunne.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 95, 17
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
würde in daruf daz meil erwert, | so spehe witze sie ernert.
Ebd.
7, 18, 13
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Meilmut komt von begierden.
Gille u. a., M. Beheim
118, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
als Adam | und Eva durch dy mailer | Und flekigung wurden unrein.
Ebd.
123, 506
:
wie wol daz er [Jhesus] nur | [...] | dise schedung und mailer | [...] | maht werffen in abgrund der hell.
Ebd.
271, 17
:
Guthait mach wir hie maile.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
Wan solt sie han gehatt | An ir das aller minste meil, | Ringer dan an der went der schat.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
On alles mail | Wurdst du [got] ze tail | Dem Fürsten gail.
Jaspers, St. v. Landskron
132r, 2
(
Augsb.
1484
):
Selig ist der rych der erfunben ist on mail.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan si [krankmüetige frawen] schawent ir sünd und ir unzuht an in selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 2
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
grüest pist, mueter hailes, | vas erkesen, vas par mailes.
Klein, Oswald
13, 34
(
oobd.
,
1416
?):
wem denn der schossen sail | an mail mit hail schon wirt zu tail.
Ebd.
115, 28
:
wann ir [fürsten] gemüt ist voller mail.
McClean, Havich
2630
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
dy magt Christ also gebirt | das nymmer mail an ir [menschait] wirt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
41, 5
(
tir.
,
1464
):
der selbig würt ein gen an mail vnd würt wurchen die gerechtikhait.
Gerhard, a. a. O.
5995
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Thiele, Minner. II,
21, 47
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Pyritz, Minneburg
4155
;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
326
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Spechtler, a. a. O.
3, 20
;
McClean, a. a. O.
897
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
201, 40
;
Bäumker, Geistl. Liederb. ;
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb.
132
;
Reithmeier, B. v. Chiemsee ; ; ; .
3.
steht mit vorangestelltem gen. explicativus für dessen Inhalt, seltener als vorangestellter Gen. für den Inhalt des übergeordneten Substantivs; eher an 2 als an 1 anschließbar.
Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte.
Syntagmen:
fleisches / schanden / sünden / schwärze / tadels / todes / traurens / wandels / wunder, der sucht m.
;
meiles neid / pein / zol
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
sund lôse mich mit heile | von des vleischis meile.
Pyritz, Minneburg
1567
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Da zwischen hat gestoßen zunder | Ein zartes wyp, dez lobez ein wunder, | Bewart von meyles swertzen.
Gille u. a., M. Beheim
17, 33
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Du [got] pist ein weg, an das da ist irsal, | ein warhait, an die ist dy eitelkeite, | ein leben, an das ist des todes meil.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Dar ein [keuscher sal] Got mit begerde | Zu kumen gert gen tal, | Auf daz der sunden meile | Gancz wurden ab gestellet.
Klein, Oswald
11, 65
(
oobd.
,
um 1423
):
e das mir ainer [freund] gäb sein nar | und solt mich do mit reichen | zu meim gesunt an mailes pein, | ich müsst vor im ee als der sne zergän.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
1953
(
tir.
,
v. 1496
):
Ich wil auch haben kainen tayl | An der grossen sünde mayl.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
55, 3, 9
;
Pyritz, a. a. O.
153
;
Mayer, a. a. O. ;
Goedeke u. a., Liederb. .
Koppitz, Trojanerkr. ;
Sappler, H. Kaufringer
25, 21
;
Klein, a. a. O.
32, 40
;
61, 23
;
78, 2
;
91, 47
;
112, 331
.
Vgl. ferner s. v.  1,  4,  1.