meil,
1.
›Wunde, Wundmal, körperlicher Schaden; Brandmal des Straftäters‹; auch: ›Fleck, Zeichen des Alters‹.Nobd. / oobd., besondere Häufung in letzterem.
Syntagmen:
(ein) m. gewinnen / haben / abstreichen, das alter ein m. haben, jm. ein m. anlegen, auf die stirn, in das gesicht brennen
; j., viel reden nicht ane m. sein, der leichnam ane m. sein
, [einen Betrag] auf das m
. (Wunde eines Erschlagenen) legen, ein kraut gut für alle meil sein, die salbe über die meile streichen
; das m. am leibe
; das schwarze m
.Wortbildungen:
meilprüfen
Belegblock:
daz ain mensch nympt dy | salben auss disem puchslin hy | und streichez über die maile, | Da von würt es gesunde.
ir schült mich niht mailprüefen dar umb, daz ich praun pin, wan diu sunn hât mich enpfirbt.
so hat daz alter offt ein mail | da man es doch erchent pey.
Ist ainer junck, schon, mütig, hoher gaile, | der ander starck, gerad an alle maile.
do wart ich an der selben vrist | gar wol gesunt und hail | unt shônes leibes sunder mail.
Wer mail an seinem leib hat vmb deuf [...], da [...].
[ein
kraut, enzian]
ist guet für gift, huesten, prüch, alt schäden, [...], und alle meil. 2.
›als Schandfleck gedachter Makel, Sündhaftigkeit‹; oft negativierend auf die Mutter Gottes oder eine religiös herausgehobene Bezugsgegebenheit bezogen.Omd. / obd.; meist Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; im mittleren Frnhd. auslaufend.
Phraseme:
ane / sonder meil
o. ä. (verwahrformelhaft).Syntagmen:
ein m. abtun / austreiben, j. / etw. (ein) m. haben, jm. das m. abstreifen / erweren
›von jm. abwehren‹, js. [Mariae] leib kein m. spüren, das m. in den abgrund werfen
(poetisch); js. gemüt voller m. sein
; kein m
. (Subj.) ane etw
. (z. B. ane keuschheit
) fallen, an jm. kein m. sein, kein m. an der menschheit werden
; j., ein schaf ane m. sein, ane m
. [wo] eingehen, jm. zu teil werden, j. ane m. sein / bleiben, durch die meiler unrein werden, jn. ane m. erfinden
; die meile der sünden, (böser) gedanken
; das geistliche / sündliche m.
; bar meiles
.Wortbildungen:
meile
meilmut
Belegblock:
Ouch ist iz nutze sunder meil | Zu vernemende dennoch me, | Daz [...].
Ebd.
4321
: Des geslechtes was ein teil | Des burnes an alles meil.
hat daz [westerkleit] in der sele meil, | daz schonet Maria der brunne.
würde in daruf daz meil erwert, | so spehe witze sie ernert.
Meilmut komt von begierden.
als Adam | und Eva durch dy mailer | Und flekigung wurden unrein.
Ebd.
123, 506
: wie wol daz er [Jhesus] nur | [...] | dise schedung und mailer | [...] | maht werffen in abgrund der hell.
Ebd.
271, 17
: Guthait mach wir hie maile.
Wan solt sie han gehatt | An ir das aller minste meil, | Ringer dan an der went der schat.
On alles mail | Wurdst du [got] ze tail | Dem Fürsten gail.
Selig ist der rych der erfunben ist on mail.
wan si [krankmüetige frawen] schawent ir sünd und ir unzuht an in selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist.
grüest pist, mueter hailes, | vas erkesen, vas par mailes.
wem denn der schossen sail | an mail mit hail schon wirt zu tail.
Ebd.
115, 28
: wann ir [fürsten] gemüt ist voller mail.
dy magt Christ also gebirt | das nymmer mail an ir [menschait] wirt.
der selbig würt ein gen an mail vnd würt wurchen die gerechtikhait.
3.
steht mit vorangestelltem gen. explicativus für dessen Inhalt, seltener als vorangestellter Gen. für den Inhalt des übergeordneten Substantivs; eher an 2 als an 1 anschließbar.Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte.
Syntagmen:
fleisches / schanden / sünden / schwärze / tadels / todes / traurens / wandels / wunder, der sucht m.
; meiles neid / pein / zol
.Belegblock:
sund lôse mich mit heile | von des vleischis meile.
Da zwischen hat gestoßen zunder | Ein zartes wyp, dez lobez ein wunder, | Bewart von meyles swertzen.
Du [got] pist ein weg, an das da ist irsal, | ein warhait, an die ist dy eitelkeite, | ein leben, an das ist des todes meil.
Dar ein [keuscher sal] Got mit begerde | Zu kumen gert gen tal, | Auf daz der sunden meile | Gancz wurden ab gestellet.
e das mir ainer [freund] gäb sein nar | und solt mich do mit reichen | zu meim gesunt an mailes pein, | ich müsst vor im ee als der sne zergän.
Ich wil auch haben kainen tayl | An der grossen sünde mayl.