1
mas,
die
;
-n/-Ø
, -e, -en;
zu
mhd.
mâse
›Wundmal‹
().
1.
›natürlicher oder durch äußere Einwirkung entstandener Fleck, störendes, unschönes Mal auf einem Untergrund, den man als glatt, einheitlich voraussetzt‹; mit letzterer Nuance offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
der
3, , , (
der
1,
2
 1, , ; vgl.  2,  1,  2, ,  1.
Syntagmen:
das / ein m. abstreichen / abwaschen / auswaschen / ausziehen / empfangen / hinnemen / vertreiben / behalten, mit etw
. (z. B.
mit weihwasser
)
waschen, ein mäslein zwischen den augbrauen haben, eine m. an dem antlutze tragen
;
die m
. (Subj.)
hinweggehen, nicht abgehen, die hant verschänden, in den nägeln sein
;
das lam ane masen sein, öl für
›gegen‹
die masen dienen
;
die m. von öl, die masen der cörper, an den fingern, im / unter dem angesicht
;
die angeborene / angewachsene / blaue / breite / schämliche / schwarze / verbrante
›durch Brand entstandene‹
m
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Næuus. Maaß fleck mal mackel anmal.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
78, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Es [oel von meienwürmblein] dienet auch vor die maasen und flecken unter dem angesicht.
Pyritz, Minneburg
1047
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz daz trag ein schemlich masen | An dem antlutze by der nasen.
Keil, Peter v. Ulm
224
(
nobd.
,
1453
/
4
):
meng das mit hönig vnd mit nuß-öl, daz vertreibt all verprant massen, wenn man sie domit schmirt.
Sachs (
Nürnb.
1564
):
Zwischn augbrahen het sie ein mäßlein, | Ein roten mund, ein kleines näßlein.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Wann das lamp wirt on flecken
[Var. 1475
2
–1518:
masen
;
Froschauer
1530:
vnpraͤsthafft
;
Dietenberger
1537:
mackel oder brest
;
Luther
1545, 2. Mose 12, 5:
feil
].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
dem Kneblin bliben schwartz Masen an den Fingern, die wolten nit abgon von keinem Weschen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Die Liebe, Antwortete der Geist, ist wie ein grosser Flecke oder Maase von Oel, die ein gantzes Kleid verschändet.
Maaler (
Zürich
1561
):
Maasen / Flaͤcken. [...]. Das angesicht hat die Maasen oder flaͤcken behalten. [...]. Ein angeheffte oder angwachßne Maasen oder mackel hinwaͤg nemmen.
2.
›Narbe, Wundmal, Strieme, sichtbares Zeichen einer zugefügten Verletzung‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  1, (
der
1,  1, , ,  3, ,  3, , ; vgl.  1.
Syntagmen:
die masen vertreiben, jm. masen kratzen / machen / schlagen, j. / ein tier masen haben, der aussaz masen hinter sich lassen
;
die m
. (Subj.)
schwarz werden, sichtig sein, leibfarbe gewinnen, von den streichen keine masen erscheinen
;
den masen wieder har bringen
;
die wunde ane masen heilen, den brand ane masen vertreiben, ein pflaster auf die masen machen, von masen geheilt werden
;
die m. des fleisches, der wunde, der geschwere, von den wolfzänen; blutfarbe masen
.
Wortbildungen
masenschlag
›Wundschlag‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz her [Got] mit eime tote | Des angenomenen vleisches | Massen des selben meisches, | Die ligen an uns solde, | Den tot irvolgen wolde.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
126, 9
(
Frankf.
1535
):
der gebrant corall [...] vertreibt auch die masen der geschwere.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Masen. Anmal. Wundmal. Schmarren.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
gaben dem bruder das tranck eyn verheileten im sein geetzte wunden, daß allein rote blutfarbe masen überbliben.
Thiele, Minner. II,
13, 294
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
vergifft mit eynem stral, | ein wund gar selten heilt on streymen, masen, fleckenn.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
362, 6
(
els.
,
1362
):
Do hies in der keiser mit stecken gar sere schlahen, doch erschein an sime libe keine mose von allen den streichen.
Rohland, Schäden
476
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
wiltu ein wund oder ein geschwer heiln, das dir kein fleck noch kein mäß da wirt.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
eı͂ cleine plut ru͂ß ist do eine͂ die hut biß vff dz fleisch v’wu͂t ist vñ on masen oder linck zeichen
[⸗
lindzeichen
?]
geheilt mag werde͂.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
an der statt des geschwers ist derschinen ein weyß maß oder ein rot.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
gebotten, das man Got kein Thierlin opffern solt, das ein Gebresten het noch Mossen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der asch, der geprant wirt von ainem igel und gemischt mit zelâzem pech oder harz, [...] pringet den mâsen ir hâr wider auf dem haupt.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jch
[Geld, Personifikation]
han noch masen, daz ist war; | Si rauften mir swort und har.
Schmitt, Ordo rerum
357, 17
(
oobd.
,
3. V. 15. Jh.
):
Liuor slagkmaß [...] snade [...] slach mäs uel slag [...] grynt [...] masenslag.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Er sagt uns auch das die masen noch gar sichtig wér an der stat, do unnser fraw die zungen an den stuͦmph gesacczt hatt.
die gaiselsleg, die im [Christus] an seiner heyligen hawt swarcz fleck, mósen und pluͦtvarb straym gemacht hetten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1504
):
so ist derselbig der das than hat nicht mer schuldig von gerechtigkait wegen dann das er drei phening auf dieselben masen oder zaichen leg, damit sol er gepuest sein.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Wie gehailter awssatz hinder sein laest fuoesstaffen vnd masen, also laest die gehailt vnnd begnadt sünd hinder ir etlich mayl.
Keil, Peter v. Ulm
422
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 194
;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Drescher, a. a. O. ;
Broszinski, Minner. Chir. Parva
73v, 15
;
Gereke, Seifrits Alex.
5624
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
103, 25
;
Schmitt, a. a. O.
358, 20
;
3.
›als Schandfleck, Makel, Zeichen gedachte Sündhaftigkeit, Schuld, Verfehlung des Menschen schlechthin wie des einzelnen Menschen‹; bildlich oder ütr. an 1 und 2 anschließbar.
Obd.; meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
4
, , (
der
2, ; vgl.  2,  2,
2
, , .
Syntagmen:
masen gewinnen, die / eine m. sehen / abwaschen / auswischen / heilen / reinen, an sich ziehen, eine m. in der sele finden, die sünde masen lassen, das blühen keine masen haben
;
bilde mase sein
;
das herz der masen blos sein
;
das gewissen ane mase sein, j. ane masen aus dem tauf kommen, in der m. bleiben, jn. von der m. heilen, j. von den masen geläutert sein
;
die m. der missetat / sünde / unlauterkeit
;
die böse / ewige / sündliche / unabtroknende m
.
Wortbildungen:
masereich
(a. 1488),
1
masig
2.

Belegblock:

zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
90
(
Nürnb.
1517
):
Domit aber in der erwelten selen weder mackel noch masen noch ichts sölichs mög erfunden werden, strafet got die erwelten.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
in dem hizzigen bluͤte [Cristi] so wuͦsch er sich und sine masen abe.
Reine die grozen masen miner missetat!
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
344, 8
(
els.
,
1362
):
[Nereus] ist one schulde, wenne sine gewissen one mose was.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
waz swermuͤtikeit úch dar us entspringet, daz ist eine sunderliche heilsame salbe, do mitte uwer geminneter úch ertzenen und heilen wil von allen süntlichen mosen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Denn wil si dik der welt næhen, | So mocht si wol ain masen gesæhen, | Die si niemer möcht usweschen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der vierde
[Schaden]
ist daz dú sel masig und entrainnet wirt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
8, 20
(
whalem.
,
1345
/
60
):
von der sache so zien wir an vns masen der vnluterkeit an vnser begirde.
Ebd.
9, 5
:
mit bilden zergenglicher dingen, [...] die nvͥt in got tragent, die sint mase in der vberverstantlikoͮn vͤbung.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
76
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das Got ir [Maria] maͤgtlich hertz besloss, | Das es was aller maͮsen bloss.
Ebd.
3856
:
Der glori bluͦn kain versmaͤcht enphaͮt, | Der jugent bluͤn kain maͮs en hat
(im Himmelreich; Beleg als Ütr. auch zu 1 stellbar).
Vetter, Schw. zu Töß (Hs.
15. Jh.
):
das ich als rain und als lutter wer und als gar un all masen als sy was do ich uss dem toff kam.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
ob sich kainer beflecket hat mit ainicherlay masen der laster.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
nach der tawf beleibt dannoch imm fleisch ain masen vnd naygung zuo sünden.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
148, 4
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
794, 14
;
Strauch, a. a. O. ;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
214
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Reithmeier, a. a. O. ;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
42, 10
;
Bremer, Voc. opt.
47006
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;