beide,
1.
›beide, jeder von zwei sachlich zusammengesehenen (z. B. paarweise auftretenden) oder durch den Kontext als zusammenbehandelt gekennzeichneten Bezugsgegenständen oder -personen‹.Phraseme:
beides Indien, beider rechte (doktor)
.Syntagmen
mit Subst.; voranstehend: beides ufer, beide buchstaben / eheleute / hände / füsse / fürsten / geschlechte / here / herren / länder / lefzen / parteien / schlösser / seiten / stände / stollen / teile
(mehrmals); nach dem Subst.: bürgermeister / (-)höfe / schlüssel beide
; auch Distanzstellung.Belegblock:
Er lässet Andre reisen in beides Indien und bringen Gold für Eisen.
daß Anfall, Mord und Raub ihr beides Ufer räume.
Wie der Richter vnnd Schepffen […] nach beder teill vnnd allem furpringen […] die vrteill fassen.
dz es also beider eheleut halben / das ansehen nicht gehabt hat / als solte etwas auß jnen werden.
Ehe die beyden Herre voneinander zogen.
das man eı̃ nadel stoͤsset durch die beid lefftzen der wunden.
wir die von switz und glariss unsser beder lender insigel lassen hencken an dissen brieff.
es haben sich gemainklich die burgermaister baid sampt etlichen burgern des rats insonders dohin begeben miessen.
Der Teuffel ist verschlagen vñ zu beider hand abgericht. Jetz koͤnnen vil schleissen vnd wenden / Vnd haben das spil in beiden henden. Was einer am andern straffet / das hat er offt selbs beide haͤnd voll. […]. Wer vrtheilt ehe er beide Part hoͤrt / der suͤndiget wann er gleich ein recht vrtheil spricht.
damit bleibt er an mailes neit, | liebt im das recht zu baider seit.
so das die hennd im paid | entpfielen von dem leib ab auf dy grüene.
wann er dy schlüssel paide pey im hat.
EI ein silben, reden die Hochteutschen dermassen, das man pêd buechstaben hört.
das der wasen desselben grunds zu beden seiten des wassers dennoch ganz bleibt.
wierdt erkent, daß die Mauthöff alle bödte haben ihr halt mit einander.
so ÿrer czwen mit Eÿnander kriegt hette(e)nn, ein czeith vnnd bad partaÿen geb(e)nn sich in ein bericht. […]. So soll der selbig flach Marschafft Stemp(e)ll gelegt werd(e)n mit baider parteÿenn will(e)nn von dem herr(e)nn.
śo vieler ehrlicher leüt, baider śtänd Weltlich vnnd Gaiśtlich fürPitt.
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Reichmann, a. a. O.
73, 17
; Lemmer, Brant. Narrensch.
77, 32
; Reu, Süddt. Kat.
1, 165, 36
; Chron. Augsb. Anm. 1;
Klein, a. a. O.
1, 98
; Sanford, Wb. Berufsbez.
1975, 10
; 2.
dient der sprachlichen Wiederaufnahme oder dem Vorgriff auf zwei im Kontext genannte bzw. noch zu nennende Bezugsgrößen: ›beide‹.Syntagmen:
oft alleinstehend, oft in Verbindung mit Personalpronomen, z. B. sie beide, sie und ich beide
, oder mit Demonstrativpronomen, z. B. diese beide
, mehrfach mit al
: alle beide
.Belegblock:
kurz und lustsam was mir alle weil, […] in gleicher maße freudenreich, wünnereich sie und ich beide.
Ebd.
28, 26
: ist er zu gütig, ist er zu scharpf, an in beiden wirt er mit schaden gestrafft.
die hießen Simon Schintler vnd Mattes Schinttler wohneten beede vf der Gots gab.
Sie waren aber alle beide fromm fur Gott.
Disv́ beidv́, das ist andacht vnd bekennen, hoͤrent menschlich geist an.
ist doch vnserer christlichen kirchen christus das haupt der sie beide ist / so geistlich nach der gotheit so leiplich nach der menschet.
daz si beide, daz ist der usgande unde daz, von dem er gat, die koment zesamen in einer ordenunge.
Ich růft sie bed mit sufczen an.
si gelopten ainander oune pein | […], | ze halten baid prüederliche trew.
Ein burger ohne Wehr / ein Priester ohne buch / taugen beide nichts. Man findt offt zwey widerwertige gemuͤter / die doch beide zu loben sein. Mā thu zu vil oder zu wenig so ists doch beides vnrecht.
Ob icht meng kus von paiden | an süessen mund und wenglein ward gethan.
Ebd.
308, 1
: Ir payder sper zerflugen | zue hannt in spreissen clain.
so ist auch der heylig geist nicht chlainer denn ir ytweder, wann er get von in peden aus.
Si sint pëde junkfrauen vnd sint pëde ainsidel.
Jungbluth, a. a. O.
33, 16
; Valli, Baldemann
132
; zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
19
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
154, 18
; v. Birken. Erzh. Österreich ;
Heydn. maister
8r, 16
; Barack, Zim. Chron. ;
Andreae. Ber. Nachtmal
26v, 7
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
123, 22
; 3.
dient der Einführung eines zweigliedrigen Ausdrucks, dessen beide Bestandteile nhd. durch ›sowohl … als auch‹ verbunden werden können: ›beides, sowohl das eine wie das andere‹. Die Bestandteile des zweigliedrigen Ausdrucks bezeichnen oft korrelativ oder gegensätzlich aufeinander bezogene Personen (z. B. richter und kläger, meister und knecht, gros und klein, jung und alt, dieser und der, frau und man
), Sachen / Sachverhalte (z. B. sele und leib, wein und brot, hauptgut und zins
), Handlungsweisen (z. B. gütlich und peinlich
), Räume (z. B. berg und tal
), Raumbeziehungen (z. B. in klöstern und ausserhalb, auf und nieder, nahe und weit, zu wasser und zu lande
), Zeitverhältnisse (z. B. früh und spate, nacht und tag
). In einem Teil dieser Wortpaare kann generalisiert ›jedermann‹, ›überall‹, ›stets, immer, jederzeit‹ gemeint sein.Belegblock:
iz ne mach dichein richtere beide clegere vnde richtere sin.
daz der mensche alsô lebe, daz er alsô ledic sî beidiu sînes eigenen willen und des willen gotes.
sie vergassent inn den henden | beide win und brott.
der da mac beide sêle und lîp vorlîsen in daz hellische fůr.
Ist. Enders buchsbaum […] beides güttlich vnd beinlich […] bespracht Worden.
sie ist eine sunderin und sundigt teglich, beide, unwissentlich und wissentlich.
DAs haben viel feiner Leute beide in Kloͤstern vnd ausserhalb […] erfaren.
der Teuffel behelt das feld / vnnd muß beydes dahin fallen / Glaub vnd Gebet.
drum lob ich die schu macher recht, | peitte den meister vnd den knecht.
Beyds zu Wasser vnd zu Land, | Dadurch sein Namen ward bekandt.
gehen hien, wo sie wollen, beydes zu Kriegs vnd Friedenszeiten.
daz in
[den Römern]
was lutzel iemen wider | paidiu ouf unt nider. sust lert er paide disen und den.
Ir vogelein | and andre tier, baide wilde und die zamen.
Ebd.
112, 382
: durch solche leut, die es verstän, | da wirt vesorgt baid frau und man.
ARtus nw Poytisliere | zwm turnay hett peraitt | paid helm vnd die zimiere.
hat Christus selber aufwendige anweigung geliten, payde von tewfeln vnd von menschen.
Reu, Süddt. Kat.
1, 251, 40
; Hajek, Gůte spise
22
; Strauch, Par. anime int.
4, 4
; v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
M. Cunitia. Ur. Prop. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
5998
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 82
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
355, 2
; Turmair 1,
120, 14
; ‒
Vgl. ferner s. v. (Adj.).4.
dient der Einführung eines mehr als zweigliedrigen Ausdrucks, z. B. beide tod, sünde und unglük, beide mit pestilenz, teuer zeit, krieg und mord
.