grind,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›Aussatz, Hautausschlag unterschiedlicher Genese (vorzugsweise auf dem Kopf und im Gesicht)‹, möglicherweise ›Schorf, Krätze‹; metonymisch dazu: ›einzelnes Wundmal des Ausschlages‹; auch: ›mit einem Ausschlag verbundene Geschlechtskrankheit‹.
Wortbildungen:
grindbürsterin
,
grindbuz
,
grindhaube
(A. 16. Jh.),
grindhaupt
,
grindkolbe
›in die Haut eindringende Wurzel der Krätze‹ (A. 16. Jh.),
grindkraut
,
grindlattich
,
grindmage
(eine Pflanze; s.
Marzell
4, 534
s. v.
Papaver rhoeas
 8),
grindsalbe
,
grindschorf
,
grindskopf
verächtlich für: ›Glatze, Tonsur der Mönche‹,
grindstein
,
grindsucht
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Scabies. Grindt kretzigkeit raude reudigkeit schebigkeit.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
78, 1091
(
Magdeb.
1608
):
Das die hecken fieber / vnd grind / | So vngesunder leber sind. | Vnd hengen es denselben an / | Die auch die beste leber han.
Luther, WA (
1544
):
Bin ich doch so gantz von dem fus bis an die scheitel vol unflats, blatern, grinds, aussatzs, suͤnde und stanck fur Gott?
Schmitt, Ordo rerum
357, 12
(
rib.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Jnpetigo grinth tzitroch [...] rude grint [...] grintschorff.
Struck, Joh. Pfannstiel
164, 26
(
mosfrk.
,
1544
):
Dem artz von Rode macht grintsalbe zu den pharden 2 fl.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Unglich platz kann ich wol gestrecken | Und mit huben grintheubt decken.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
84, 4
(
Frankf.
1535
):
Auch ist alaun wasser gůtt wider das iucken / vnnd wider den grindt.
Voc. inc. teut.
k iijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Grint vf de͂ haubt [...] Grint am leib wl rude͂ [...] Grint vndern auge͂ so einer rot ist. [...] Grintbursterin Scabiatrix.
Strauss, A. v. Villanova dt.
166v, 27
(
obd.
, Hs.
1421
):
Dy da vil gutes wynes trincken [...], dy gewynnent vil blutez vnd müßen vil lazzen oder daz blut in yn vnreyn werden vnd wirt tzu grynde vnd tzu sweren.
Voc. Teut.-Lat.
m viijr
(
Nürnb.
1482
):
Gryndtbußerin.
[sic!]
scabiatrix.
Gille u. a., M. Beheim
345, 47
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir har was nauch dem strigel | glat als ain oven wüsch, | Grind und laus gleicher müsch.
Bell, G. Hager
441, 1, 3
(
nobd.
,
1595
):
Einen got losen Ritter | strafet got herb vnd bitter | mit Dem grind vnd aus sacz.
Sudhoff, Paracelsus (
1537
/
41
):
es heilt auch den grint und alle species des aussazs.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ob die miselsuchte wirt tunckeler vnd nit ist gewachssen in der haut er gereinnigt in wann es ist grind
[
Eck
1537:
raud
].
ob er hat ein fel in dem augen oder ein grinde sucht
[Var. 1470-75:
grinde gesicht
;
Eck
1537:
gründsucht
].
Lemmer, Brant. Narrensch.
3, 16
(
Basel
1494
):
O armer narr wie bist so blindt | Du voͤrchst die rud / vnd findst den grindt.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Vnd lebt als wol in freyen fuß, | Als andere weltlich priester leben, | Mit mägten in den freiden schweben. | Lůgen nur, das ir behůtsam sind, | Kein nemen, die da hab den grind.
Hoͤr, lieber man, [...] | Vnd schüh nit drab, ich hab den grindt, | Drithalb finger dick fürwar.
Du oͤder wůst, murmeierin, | Du grintbutz, nim dirs nit in sin, | Dein lebtag an mein seit zu ligen, | Leg dich zůn suwen in die stigen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
211v, 17
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Der vff dem hopt den grind hab, der stoss / den ratten vnd tů ain wenig butirum dar.
Bremer, Voc. opt.
278
(
moobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
blatche [...] klett [...] blaich [...] blátsch [...] grintlatig [...] flechtletich [...] Lapacium est herba quedam latissima habens folia, que in pratis nascitur et in locis paludinosis. [...] est autem lappa herba aspera et spinosa adherens uestibus transeuncium.
Bächtold, N. Manuel. Abl.
117, 166
(
halem.
,
1525
):
Pfaff, pfaff, fürher mit dem gelt, gib us, | Eb dass ich dir den grindskopf erlus!
Ders., N. Manuel. Elsli
262, 118
(
Basel
1530
):
Das rad, der galgen si din grab! | Den grind, den stich, die ruden hab, | Den wurm an allen fingren und glidern!
Maaler (
Zürich
1561
):
Boͤß Gschwaͤr das kaum oder nit zeheilen ist / als kraͤbs / vnd boͤse grind.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gense schmaltz vermischt mit kressich safft vnd angestrichen hailt alle gründ [...] Grindkraut / Creutzwurtz / erigeron, cruciata vulgo. Grintkraut / petrella, carducellus [...] Grindmagen / klapper rosen / korenblum [...]. Grindsalbe / ungventum, contra scabiem. Grindtstein / lapis scabiosus, vilis. [...] Grind / vnflat / leuse vnnd floͤhe seind deß Faulen taͤgliche gaͤste. [...] Vier ding lassen sich nicht bergen / das fewr / kraͤtz oder grind / der husten vnd die Lieb.
Weitz, Albich v. Prag
151, 17
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Wider die geschwulst vnder den augen oder wer zu plaͤt ist. Nym ain kraut, haißt scabiosa, das ist grindkraut.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Derselben frawen tochter het ein unflätig haubt mit grynt befleckt.
Do ich ein chind der jar was, do hett ich so gar ein unrain haubt, das vor unflat desselben haubts und gar vor gestanck des grynts die schueler in der schůl nicht mit mir lesen wolten.
Luther. Hl. Schrifft.
Lev. 13, 7
ff.;
5. Mose 28, 27
;
Peil, a. a. O.
93, 1571
;
Belkin u. a., a. a. O.
152, 8
;
186, 15
;
190, 14
;
Menge, Laufenb. Reg.
3713
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
211v, 20
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
237r, 13
;
240r, 24
;
Strauss, a. a. O.
166v, 27
;
Bremer, Voc. opt.
278
;
Schmitt, Ordo rerum
356, 6
;
357, 12
ff.;
Voc. Teut.-Lat.
m vijv
;
aa vjr
;
Alberus
P iijr
;
Hulsius
G iiijv
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. ,  8, .
2.
verächtlich für: ›Kopf; Haarschopf‹; Metonymie zu 1; als Synekdoche hier anschließbar: ›kahlköpfiger Mensch‹.
Phraseme:
die laus komt in grind
›j. wird hochmütig‹;
jm. den grind rein erdreschen
›jn. verprügeln‹;
das möcht mich gleich im grind verdriessen
›das hält man doch im Kopf nicht aus‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2.
Syntagmen:
den g. lupfen, jm. den g. abhauen / abreissen / erschlagen / absträlen / abziehen / angreifen / erschütten / erzausen / schmützen / weghauen; der g. sausen; die läuse in g. lassen, im g. lausen, auf dem g. laufen, jn. bei dem g. nemen, jm. an / auf den g. schlagen, jm. etw.
(z. B.
die faust
)
an den g. schlagen, jm. etw. auf den g. fallen, jm. nach dem g. hauen; der reudige g
.
Wortbildungen:
grindhar
,
grindhut
›Lauskappe‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1540
):
ut Iudex iudicat furem, homicidam, hewet im grind weg, ne amplius faciat.
Ebd. (
um 1535
):
Die laüs ist ynn grind komen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
659, 4808
(
Magdeb.
1608
):
[Topffkriecher] hieb Beißkoͤler nach dem grind / | Das die Sturmhaub poltert herunter.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
[Der maister] erdrüscht dem gesellen den grindt rein.
wann er auch noch einmal in dem stahl bey der vihe-magt sehen wirt, so wirt er euch den grindt erschlagen, das man euch inn einem bagktroge haym tragen můß.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
ich gebe em eyn grint⸗hotelin | und eyne alde hoße.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
247, 2301
(
Zwickau
um 1540
):
Lestu die leus inn grint / so schaw mit zu / | Was sie dir machen werden für unruh.
Gille u. a., M. Beheim
453, 2526
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz er den | verreter [...] | [...] liess abslahen die grind.
Voc. Teut.-Lat.
p viijv
(
Nürnb.
1482
):
Kaler. vnparterter. grindt. gnist. glaber.
Sachs (
Nürnb.
1536
):
Ich wolt dir dfaust an grindt baldt schlagen!
Schade, Sat. u. Pasqu. (
1524
):
sie wurden noch bei manchem seltsame spezerei finden, darob inen der grind würd abgerißen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Er tæt aim e das har im ars abscheren | Und aim den grind abziehen.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
1152
(
Mühlh./E.
1556
):
Ir muͤßt der grind und oren susen | Ich wett nun gwaltig mit ir husen.
Welti, Urk. Rheinfelden
859, 31
(
halem.
,
1534
):
het ich lust, im den grind ze erschlagend.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1536
):
[eim puren] ward der grind denen gschmüzt, ouch dem Mieschbüler [...] ward erhenckt.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Funk.
188, 467
(
Bern
1551
):
du bist im zschlecht, nun halt mir fuß, | den grind ich dir erschütten muß.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. II,
135, 1463
(
Basel
1616
):
Wart ich wil dich auffbringen gschwind, | Den Spiess messen vmb deinen grind.
Wyss, Luz. Ostersp.
3421
(
Luzern
1571
):
Hirtt, lupff den grind vff.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wenn man dem narren seinen grind nicht lauset / so meint er / er sei der gelehrtest.
Meisen u. a., J. Eck
52, 16
(
Ingolst.
1526
):
ich wil dir dein ruͤdigen grind anders anngreiffen.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich hab nůr siben grinthar, | di sind mıͤr in dem nakchen | so vast zusam gepachen, | das du [...] | [...] chains moͤchst gewinnen. | nů ruͤcz umb mein grint nicht ze vil.
Wackernell, Adt. Passionssp. H. III, R zum Vorsp.
1033, 14
(
tir.
,
1514
):
Das mocht mich gleich im grind verdriessn.
Spanier, Murner. Schelmenz.
36, 2
;
Michels, Murner. Badenf.
10, 30
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
2, 30
;
Wiessner, Wittenw. Ring
9273
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Ukena, Zuger Trag.
1352
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  2, (
der
3, , ,
1
 1.
3.
als Schimpfwort für einen Gauner.

Belegblock:

UB Zug
758, 38, 158
(
halem.
,
1431
):
Wer ǒch zů dem andren frevenlich spricht, er si ein schelm ald ein grind, ald er liegi, [...], der ist dem secher ze bůß verfallen.
Ebd.
926, 15
:
daz einer oder eine zů dem andern honlich, frevenlich oder schalkhaffteklich under ougen zůspricht, er liege oder er sÿ ein grind oder ein schelm oder ein boͤswicht.
4.
in der Formel
gots grind
, (euphemistisch:)
pox, pax grind
als Bestandteil von Flüchen; dient dem Ausdruck des Erstaunens.

Belegblock:

Schultheiss, Achtb. Nürnb.
69, 28
(
nobd.
,
1346
):
Diß Jahr hat man einem Weib [...] die Statt ewig verboten [...] darumb, daß sie geschworen hat bei Gotts Grind und bei Gotts Zers.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Krüger
42, 111
(o. O.
1580
):
Pox grind, was sten nur dort für leut? | das hat mir nicht getreumet heut, | das ich ein Moren hie solt finden.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Bax grind, ist es nit ein wunder | Das die hund sind gewesen so munder!