arm,
der
;
-(e)s/-e
, auch
(+ Uml.); vereinzelt
-en/-en.
– 2 und 3 Metonymien, 4-10 Übertragungen zu 1.
1.
›Arm des menschlichen Körpers; armähnlicher Gegenstand (z. B. ein Kirchenschmuck)‹. Dem Arm kommt im Rechtswesen (u. a. beim Schwur, im Strafsystem, als Maßeinheit) eine besondere Rolle zu; er hat auch sonst oft Symbolwert, vor allem für Macht, aber auch für Liebe und Geborgenheit; metaphorisch: ›Macht, Stärke, Schutz‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
den a. abhauen
(als Strafe)
/ aufwerfen / ausspreiten / ausstrecken / hangen lassen / abbrechen, die a. zerwerfen
›lebhaft gestikulieren‹;
jm. den a. abschlagen / brechen, die a. an das ruder legen, den a. um jn. legen,
˹
den a. an den hals hängen
elliptisch für ›den Arm in ein am Hals befestigtes Tragetuch legen‹˺;
a.
(Subj.)
brechen / abfallen
;
jn. zwischen die a. nemen, jn. auf den a. nemen
(wörtlich sowie: ›jn. unter seinen Schutz nehmen‹),
unter js. a. flüchtig werden
›sich unter js. Schutz stellen‹,
jm. unter die a. greifen
›jn. unterstützen‹,
jn. in den a. tragen, jn. am a. tragen, jn. in den a. nemen / legen, jn. in die a. nemen, jn. ab dem a. fallen lassen, jn. mit den a. umfahen, jn. mit dem a. aufheben, die hand auf den a. legen
(beim Schwur),
am a. geziert sein, jn. am a. lämen
;
was man unter dem a. haben / tragen mag
(Maßangabe);
krummer a.
(Maßangabe);
schaden am a.
;
stark von armen, a. des herren
;
stärke des a.
;
starker / schwacher / lamer / arbeitsamer / ausgerekter a., silberner / kupferner a.
Wortbildungen:
armgeäder
,
armgeschmuk
,
armgezierde
,
armsdicke.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWer den anderen lemet an den handen oder an vuͦtzen, an armen, an beynen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
129, 35
(
preuß.
,
1437
):
eyn stucke von sancte Elyzabeth arm in silber vorwurcht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der mir daz haupt woͤlt abschlahen, ich würffe den arm allzuͦmal für durch das, daß ich meyn lebenn vnnd mein wesenn behielte.
Dubizmay, kurß zu Teutze
81, 9
(
hess.
,
1463
):
In seynenn armen er zu starett die gewaltigen nyder von dem stul.
Froning, Alsf. Passionssp.
5080
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich trugk en yn mynen armen | in dem tempel.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 71, 18
(
Wittenb.
1545
):
AVch verlas mich nicht Gott im Alter / wenn ich graw werde / Bis ich deinen Arm verkündige Kinds kindern / vnd deine Krafft allen die noch komen sollen.
Henschel u. a., Heidin
1717
(
nobd.
,
um 1300
):
Sie zeigte im arm vnd rvcke.
Gille u. a., M. Beheim
99, 332
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
dy [kinder] die muter warn schmüken | Czu iren prusten und auch dy | arm lieplich legen wern umb sy.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Da hub sie auff Johannes werth, | Nambs zwischen seine Armen.
Rohland, Schäden
1
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
man sol einen alten schaden heilen, es sy an armen, an henden, an beinen oder an fuͦssen.
Sappler, H. Kaufringer
1, 298
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der engel in bei dem arm nam | und stieß in ab der prugg.
Brandstetter, Wigoleis
228, 2
(
Augsb.
1493
):
Er nam die freüntlichen an sein arm.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
daß dises mägdtlin [...] ain zwaijärigs kind ab seinem arm fallen lassen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Arm / gewalt / potentia [...] Wirt offenbart der arm des Herren.
Wer seine frische gerade arme helt gegen der Reichen kranckheit / den wirt sein armut wenig bekǔmern. [...] Der listige fuchs / wirt doch auch entlich vnterm arm zur Kirchen getragen. [...] Es ist besser ein arm / denn den hals abfallen. Es versetzt mancher mit dem kopff / vnd moͤchte wol lieber einen arm fuͤrwerffen. Verflucht ist der Mann / der sich auff Menschen verlest / vnd helt fleisch fuͤr seinen arm / vnnd mit seinem hertzen vom Herren weicht.
Bastian u. a., Regensb. UB
6, 24
(
oobd.
,
1351
):
Derselben chleineit eins hat er verchaufft, ein silbrein arm mitsampt dem heiligem darinn.
Weber, Füetrer. Poyt.
299, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
da von sein zesmer arem in dem gras | dem risen lag.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 22
(
tir.
,
1464
):
einfliessung vnd schikhung der götleichen genaden, vnd in der selbigen stërkh des armes ist zerstreüt worden der maist tail der chëczer.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
489, 28
;
512, 21
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc. ; ;
Stedtfeld, Roger-Glosse S.
43
;
Keil, Peter v. Ulm
153
;
Gille u. a., a. a. O.
117b, 38
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204v, 24
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Martin, H. v. Sachsenh.
5516
;
Sappler, H. Kaufringer
30, 111
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
24, 31
;
Klein, Oswald
1, 36
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II.
2498
;
Munz, Füetrer. Persibein
65, 3
;
437, 1
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
436, 1
;
Hulsius
A iijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›Ärmel (an Kleidungsstücken)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
di arme wanten endeiles ein spanne von der asselen oder zwo spanne.
3.
›Armzeug der Rüstung‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1420
):
zwen stecharem vnd aͤin arem, ainn aremzuͤg.
4.
›Vorderbein von Tieren (z. B. Pranke des Bären), Fang (von Raubvögeln)‹.
Bedeutungsverwandte:
2
.
Syntagmen:
a. zu etw. geschikt sein
;
kraft in den a. haben
;
gekochter / rechter / starker a.
;
a. des (-)vogels.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 18, 3
(
Wittenb.
1545
):
Das man dem Priester gebe den Arm vnd beide Backen vnd den Wanst.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Die armen oder waffen der raubvoͤgel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der reht arm ist vil nâhen allen krebzen grœzer denne der denk.
daz diu egdehs ze latein lacerta haiz [...], wan si hât ärm.
5.
›Ranke, Ast, Zweig von Gewächsen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Syntagmen:
die a. ausbreiten
;
a. des rebstoks.

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
hopf. daz ist gar ain langez kraut und praitet sein arm auf die paum und auf die mauren.
6.
›Armleuchter‹.

Belegblock:

Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1522
):
eyn silbern bilde sancte Scholastice, [..] tzwene grosse silberne arme, eyn silbern monstrenczlein.
7.
›Speiche an Rädern, Holzteil, der Nabe und Felge miteinander verzahnt‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
607, 11
(
preuß.
,
1437
):
2 kemmer, 1 winder, 2 nebiger do man arme methe bort.
Ders., Marienb. Konventsb.
199, 16
(
preuß.
,
1407
):
2 m. den bretsnydern vor arm czu snyden czu wasserraden und czu kampraden.
Ebd.
62, 13
.
8.
›Querbalken des Kreuzes‹.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
6126
(
ohess.
,
1501ff.
):
ach du hart cruczebaum, | wie du dyn arme host zuthan, | dovon ich arme jamers viel hon!
Ebd.
6130
.
9.
›Hebel, mit dem eine Schleuse regiert wird‹.

Belegblock:

Schweiz. Id. (a.
1570
).
10.
›Seitenarm eines Flusses; Ausfluß von Seen; Meerbusen‹; metonymisch: ›Landzunge‹.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Arm deß Meers / oder Wassers / abfluß / æstuarium, diuerticulum maris, brachium maris, sinus.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
von dem mer fleuzt manig arm in manig stück des ertreiches.
Klein, Oswald
18, 25
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich hab umbfarn insel und arm, manig lant.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
hett der kunig [...] uber den arm [der Tunav] pey dem Rotten turn eysnein ketten zyehen lassen.
Wmu
1, 129
.