trunken,
Adj.
1.
›betrunken, volltrunken‹; zu (V.) 3; vgl.  2; mit Betonung des durativen Aspekts auch: ›trunksüchtig‹; gelegentlich ütr.: ›nicht bei Sinnen, töricht‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Phraseme:
trunkene sau
(Schimpfwort);
in trunkener weise
›betrunken‹;
trunken wie eine katze, wie die schweine
›volltrunken‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  124, , , , ; vgl. , , , , ˹ (V.),  2, ,  4˺ (jeweils im part. Adj.), ,  1,  2, ,
1
(Adj.),  3.
Gegensätze:
vgl.  2.
Syntagmen:
t. sein / werden
;
t. heimkommen / liegen, etw. tun, etw. / jn. t. machen, jn. t. heissen / schätzen
;
der trunkene barfüsser / mensch / mund / pfaffe, das trunkene weib
.
Wortbildungen
trunkenbold
(dazu bdv.: , ),
trunkenbolz
,
trunkenschaft
›Trunksucht‹,
trünkene
›Trunkenheit‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
wenn sie [Pfaffen] truncken werden / so wird einer dem andern den Busen voll speyen.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dô sî al gemeine | trunkin lâgin sam dî swîn.
Luther, WA (
1522
):
Merck das wort Christi, das erß vergeblichen dinst heist, got nach menschen leren dienen, denn Christus ist nicht druncken noch toricht.
Ebd. (
1526
):
Gleich wie der wein zum ersten so glat und susse eingeht, sonderlich wenn der trunckenbold trotzig ist und seins sauffens als ein bierhelt odder weinritter wil gerhuͤmet sein.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
938
(
rib.
,
1444
):
Mit drunckenschaff ind leckeryen wert yr mynre quijt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
[der Hertzog] klagte [...] über das versoffene und unmäßige leben zu hoffe, daß man tag und nacht doll voll und truncken ist.
Perez, Dietzin
1, 316, 2
(
Frankf.
1626
):
Vnnd ist nichts schandlichers als ein Trunckener Mensch / dessen beydes seine Feind vnnd Diener lachen.
Ebd.
317, 2
:
welcher Loht in trunckener weyß vnd auch vnwissent seine beyde Töchter beschlieff.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
155
(
Nürnb.
1517
):
er hat getrunken und ist vom wein worden als ein trunkner, weiniger man.
Franck, Decl.
334, 20
(
Nürnb.
1531
):
Ich weiß das ich ein trunckner bin / vnd des weins hochbegirig.
Ebd.
353, 4
:
Vber das ist das vnlaugbar / das die trunckenpoͤltz ye mehr sie sauffen / ye uͤbeler sie duͤrst.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
[...] noch die dieb. noch die argen. noch die trunckner
[
Luther
1545, 1. Kor. 6, 10:
Trunkenbold
]
[...] die besitzen nit das reich gotz.
Jörg, Salat. Reformationschr.
80, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
der Egg wer unsinnig worden von trüncknj.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Welhes menschen antlütz geleicht aines trunken menschen antlütz, der ist ain trunkenpolt von nâtûr.
wenn der vogel [sitich] trunken wirt von wein, sô schawet er gern junkfrawen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Holophernes [...] ermördt ein jüdin, da er voll und trunken was.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
moobd.
,
1533
):
Pfarrer von Epeten was ein truncken mensch, teglich vol.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
98, 19
(
tir.
,
1464
):
si [die chloster frau] wolt vil lieber von in
[den Mitschwestern]
gehaissen vnd geschëczt werden vnsinnig vnd trunnkchen, e das si [...].
Mieder, a. a. O. ;
Gerhard, Hist. alde e
536
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Österley, a. a. O. ;
Schib, H. Stockar
142, 27
;
Lauater. Gespaͤnste
25v, 21
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
48, 24
;
Sappler, H. Kaufringer
11, 301
;
13, 172
;
Vgl. ferner s. v.  1,  3,  2.
2.
›bis zur Selbstaufgabe hin von jm. / e. S. überwältigt, berauscht, erfüllt‹; Ütr. von 1 (bezogen auf die mit Sprache und Verstand nicht fassbare Qualität und Wirkung unmittelbaren Gotteserlebens); oft mit Bezug auf Hld. 6, 2.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der Mystik.
Zur Sache:
LThK
5, 439
f.
Bedeutungsverwandte:
.
Gegensätze:
vgl. (Adj.) 6.
Syntagmen:
j. t. sein / werden, das gemüt, die sele t. sein, (mit / von etw
., z. B.
von der liebe
)
t. werden, j. gottes t. sein, in got t. sein
;
j
. (
got
) /
etw
. (z. B.
demütigkeit / freude / liebe / minne / süssekeit, worte
)
jn. / etw
. (z. B.
die sele, das herz
)
t. machen
.
Wortbildungen:
trunkmachend
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
/
2
):
das wir nit ym weichen anfang und milchglawben bleyben, szondern wachszen [...], bisz das wir auch den starcken weyn trincken mugen und alszo truncken werden unnd voll geystis.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wer gibit mir daz, | daz du min herze sunder haz | trunken machist mit diner suzekeit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wan er ein tabern was der suͤssekeit [...] von den suͤssen, luͦstlichen worten [...], die da trunken machten die andechtigen hertzen.
Eichler, Ruusbr. steen
761
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
her vmbe sin wir in vns selber arm vnd in got rich, [...], in got trvnken vnd satte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er [...] trincke mit allem vollen munde, das er wol trunken wurt und wurt Gotz also vol das er in wunnen und in volle sin selbes vergisset.
Schmidt, Rud. v. Biberach
35, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Min frvnde, essent vnd trinkent, vnd min allerliebsten werdent trunken.
Ebd.
70, 1
:
wen dvͥ inwendigen (des geistes) werdent getrenket vnd me duͥrnechteklich trunken von der (inren) genuͥht der ewigen suͤzikeit.
Ebd.
84, 14
:
In disem weg beschoͮweliches lebens wart der geist gelustgot mit tranke trvnkmachender gnade.
Bauer, Geiler. Pred.
11, 23
(
Augsb.
1508
):
denn würt der mensch gleich gantz truncken von goͤttlicher lieb.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1095
;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ;
Vetter, a. a. O. ;
Schmidt, a. a. O.
114, 19
;
Ruh, Bonaventura
343, 4
.