neidig,
Adj.;
auch:
neidisch,
neidlich,
neidiglich
.
›von Natur aus, infolge der Sündhaftigkeit des Menschen oder aus eigener Verantwortung zur Feindseligkeit, Mißgunst veranlagt bzw. sich für diese entschieden habend (als Haltung); zu unfreundlichem, aggressivem Verhalten gegen andere neigend‹; speziell: ›aufgrund e. S., über die man nicht verfügt, einem anderen gegenüber neidisch, eifersüchtig, haßerfüllt, gehässig gesonnen und entsprechend handelnd‹;
zu (
der
1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld; oft kumulativ belegt): , (Adj.) 458,  1,  3, (Adj.) 67,  1, ,  1,  3,
1
(Adj.) 1,  1, , , (Adj.) 12,  1, (Adj.) 1, , , , , , , , , .
Syntagmen:
(auf
neidig
hin normalisiert):
das auge / j
. (z. B.
der bischof / prediger
)
n. sein, j. jm
. (z. B.
die hausfrau der magd
)
n. sein, j. gegen jn. n. sein
;
j. n. beissen, jn. n. ertöten / schelten, jm. n. zusetzen, n. auf einander schlagen, die worte n. lesen
;
der neidige anblik / bürger / mensch / nachbar / tor / geist / schlange / has / mut / zorn / stich, der neidige ungetreue (Judas), die neidige ärge / betrübnis / rede, das neidige auge / bubenstük / gemüt / herz
;
neidig als ein esel / hund
; subst.:
der neidige ein leider sein
;
die zäne, der vater der neidigen (Judas)
.
Wortbildungen:
neidigkeit
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1559
):
Ein papistisch bischof, pfarrherr, prediger sol ein [...] ehebrecher sein, [...], ein weinseufer, spiler, beißig, neidisch, zenkisch.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Inuidus. Neidisch neidig abguͤnstig Verbuͤnstig eiferig.
Luther, WA (
1525
):
‚die liebe eyffert nicht‘, das ist, sie ist nicht neidisch, verdreusst sie auch nicht, obs andern besser gehet denn yhr.
Ebd. (
1544
):
der so hessig und neidisch ist, das er nur freude und lust davon hat, wenn es seinem Nehesten ubel gehet.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die nidige verdreuen burgere | woruen mynen laster sere.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Auff daß wir wuͤrdn erloͤset vnd gefreit, | Von vnser Feinden hend vnd neidigkeit.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Neidiger stich der leyd ich vyl, | mit untreuw wol durchspicket.
Gille u. a., M. Beheim
114, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
alle tir, schaͮff, gaiss, ku und rass, | junge cziken und verchel, | Und sy dach all czeit neidig sein | uff dy klainen walt vogelein.
Ebd.
246, 31
:
der mensch ist kalt und truken, | Neidig und hessig, pos und ark | und ungetreu, geitik und kark.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Falsche meuler decken irn haß | Und stechen doch hart hinder-rück | Durch neidig, gifftig bubenstück.
Thiele, Minner. II,
13, 152
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
unmynn, die ungehurst, | die schuff den selben kauff zu winckelmessenn | in Judas hercz, dem nydisch ungedruwen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Also sein noch vil neidiger Menschen, die gern eins Augs manglen, damit ein anderer gar blind sei.
Jörg, Salat. Reformationschr.
30, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
der gott / so den nydigen schlangen verfluͦcht jmm paradys.
Dreckmann, H. Mair. Troja
11, 20
(
oschwäb.
,
1393
):
aber diu neidkait diser wellt, diu da all zeit nit wann uf daz böst gat, diu kom da so gar in all dise wellt, das [...].
Heydn. maister
34r, 10
(
Augsb.
1490
):
vie einer fliehen möchte den haß der neÿdigen menschen.
Ebd.
27v, 13
:
wenn sein haußfraw die was neÿdig seiner schoͤnen maget / dÿe er het.
Brandstetter, Wigoleis
221, 8
(
Augsb.
1493
):
sy schluogen vnnd haueten so neidiklich auf einander dar von sich das feür aus den helmen [...] erzünden thet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 255, 33
([
Augsb.
]
1548
):
So warn sy
[Bauern]
über alle massen stoltz / halßstarrig / ungehorsam / auffruͤrisch / geytzig / neydisch / ungeleübisch / Yedermann was nichts / dann sy allaine.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
von unser aller großer sünd wegen, daß niemant kain gotsforcht hat, wir seien hoffertig, neidig und heßig gen ainander.
Rot
287
(
Augsb.
1571
):
AEmuliern, Eyfern / unguͤnstig sein / einem etwas mit neydigem gemuͤt nach thuͦn.
Niewöhner, Teichner
177, 47
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
ob dann ayner saezz da neben | der seim lob wolt wider streben | durich seinen neydichleichen muͤt.
Klein, Oswald
39, 24
(
oobd.
,
um 1426
?):
Von geitikeit ich selden rü, | spot, zoren, unkeusch ist mir kund, | überessen, trinken spat und frü, | träg, neidig als der esel und hund.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
84
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz si daz icht unwirdichleich und neydichleich peyssen vnd fraisleich reissen, sunder liepleich vnd prüderleich straffen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
37, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Des gwan er von den zwayen neydliches hassen.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
130, 2689
;
Luther, a. a. O. ;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Kehrein, a. a. O. ;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Leman, Kulm. Recht ;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
232, 36
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
12, 35
;
Gille u. a., a. a. O.
173, 95
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
167, 11
;
371, 1
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Bolte, a. a. O. ;
Adrian, Saelden Hort
2708
;
Wyss, Luz. Ostersp.
6664
;
Völker, Antichrist
540
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Fichtner, a. a. O.
264, 4
;
Bauer, Imitatio Haller
76, 14
;
100, 17
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
111, 37
;
Vgl. ferner s. v.  1, (Adj.) 5,  8, (V.) 1.