stolz,
Adj.
(Uml.), als Adv.
mehrfach
stolzlich
.1.
›stolz, hochmütig als Charakterhaltung, überheblich, auf Grund von Überschätzung der eigenen Position bestrebt, sich über seine religiös-kreatürlichen und sozialen Existenzbedingungen zu erheben‹; insofern: ›unangemessen im Diesseits verhaftet, die Äußerlichkeit unangemessen heraustellend; ichbezogen, die soziale Einbindung mißachtend‹; offen zu 2.Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Syntagmen:
j
. (z. B. die schwester
) s. werden, die freundschaft nicht s. sein
; stolzlich kommen, die augen stolzlich von jm. abwenden, stolzlich etw. abstürzen
; der stolze mut / pfaffe / sin / teufel, das stolze auge / gebäre / gemüte / herz, die stolzen leute
; Tarquinius der stolze
.Wortbildungen
stolzinger
stotzinger
; insofern problematischer Ansatz; s. ).Belegblock:
Superbus. Hoffertig stoltz rumrätig hochmuͤtig schwuͤlstig hochhertzig stoltzmuͤtig auffgeblasen geschwollen hochtrabend verwegen vbermuͤtig vffbruͤstig hochprächtig hochfarend.
Was der alt Adam gmacht vnrein, | Hat der new Adam geweschen fein: | Was jener abgestürtzt stoͤltzlich, | Hat dieser demuͤtig auffgricht.
Obe keine sustere werde ober ungehorsam ober stoltz oder murmellene der in keinen dingen wederwurdich wesende die heilge regele [...], die sal gemanet werden.
Das ist fuͤrwar ein schoͤne Tugend vnd grosse Demuth an einem hohen Potentaten / an welchem sich alle / die in hohen Emptern vnd Ehren sitzen / zu spiegeln haben / dafuͤr sich auch alle stoltze Hochmuͤtige vnd vnbarmhertzige Leute schemen muͤssen.
der stoltze Teufel hat ie und allwege wollen ein Koͤnig in dieser Welt sein.
Sein [Lucifer] stolczer sin | in da verhönt, | das in got schaucht.
schem dich, abwertz | Dein augen stoltzlich abzuwenden | Von dem armen, ringen, ellenden.
unser hofertig stoltz gemuͤte in bevellicheit unser selbes mit unser kleblicheit mit minnen in zitlicher genuͤgde unser sinnelicheit, dis wil er alles nach im ziehen.
das ein mensche in einem frevelen stolzem hovertigem gemuͤte inwendig und uswendig stuͤnde.
do ich ain schuͦler was | Unnd ouch studiert die laichiny | [...] | Do was ich stoltz unnd muͦttes fry | Unnd wand, es lebt nit mein genoß.
das man nit so stoltz vnglaubig, vnnd undanckbar sey, das man gedenck, Gott künds nit.
Hochfertige augen / und stoltzer muͦt / und die leüchte der gotlosen / ist sünde.
Ebd.
255, 26
: sy selbst seind auch sicher und stoltz / erheben sich des glücks / unnd achten nicht wa Gott geehret [...] werde.
Luther, WA ;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2029
; v. d. Broek, a. a. O.
183v, 9
; Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
101, 840
; Thür. Chron.
5r, 18
; Voc. Teut.-Lat.
ff iijv
; 2.
›frevelhaft, verwegen, frech, kühn, keck; unpassend; ungehobelt, maßlos (von Personen und Handlungen)‹; im Unterschied zu 1 eher auf den Verstoß gegen innerweltliche Handlungsnormen bezogen.Syntagmen:
j
. (z. B. der ritter
) s. sein, j. so s. sein, zu
[+ Verb]; stolz(lich) antworten / diskussieren / handeln / sprechen / zusprengen, jn. stolzlich beschweren
; der stolze bauer / krüger / mut, die stolze antwort, das stolze wort
.Wortbildungen:
stolziglich
stolzist
stolzkopfisch
Belegblock:
vil stolzlich er dâwidir jach: | Jâ, ich wil den vinden min, | swi ich mac, zu pflege sin.
der pfarrer meyster Hans rotbart, ein alter Tübingischer sophist und stoltzist, ist dem prediger nit hold gewesen.
Das sein die rechten boßen leut, die do stoltz werden auß außerlichem weßen. Sehet, ein stotzer eßel ist das.
Aber den rhum hab ich: also stoltzkopfisch unnd halsstarrig bin ich, [...], so rhume ich mich des Euangelii.
ES lag ein Schenckhauß vor dem Holtz / | Darein wohnet ein Kruͤger stoltz / | War ein Reuter Reuber gewesen.
Eyn moriaen Van stoultzen moed | Wart dayr geuayn Jn roeden bloed.
Dedekind/Scheidt. Grob.
126, 7
; Böhme, Morg.R.
142, 25
; v. Birken. Erzh. Österreich ;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
247, 2303
; Wyss, Luz. Ostersp.
371
; Vock u. a., Urk. Nördl.
1968
; 3.
›durch ideale Eigenschaften gegenüber anderen ausgezeichnet‹, meist auf Personen (Ritter, Damen), auch auf Tiere (Pferde, Vögel) sowie auf Gesinnungen, Gegenstände, Zustände unterschiedlicher Art bezogen; je nach Bezugsgröße im einzelnen z. B.: ›stattlich, schön, edel (von Personen)‹; ›stolz, stark (z. B. vom Adler)‹; in Verbindung mit Abstrakta oft als Wertadjektiv im Sinne von ›gut, vollkommen‹; im Unterschied zu 1 und 2 höchstens ansatzweise negativ bewertet und seltener mit religiöser Konnotation.Syntagmen:
etw
. (z. B. der mut, die bäume
) / j
. (z. B. die jungfrau
) s. sein
; s. antworten / gebaren, stolzlich zu felde treten
; die stolzen sich auf ir gut verlassen
; der stolze ar / vogel / betler / (bauers)knabe / degen / edelman / junge / jüngling / ritter / mut / heller / pracht / friede, der stolze leib
(mehrfach für die Person), die stolze dirne / frau / freude / rede / ruhe
; das stolze ros / weib
.Belegblock:
Ich bin (ein) vledig iunges wip | vnd dragen einen stolzen lip.
dy [cleider] schon unnd werltlich sint gesneden, | unnd ouch mit den stoltzen seden | dy man dar ynne lusteclichen dribet.
Ir ist gütlich und genediglich geschehen: bei frölicher jugent, bei stolzem leib, bei besten lebtagen.
Hier Liegt im stoltzem Friede | Die deiner Wuͤtterey / O schnoͤde Welt / war muͤde.
Die [junckfrawe] waz stoltz und da by clug | Und ist noch hubsch und fin genug | Und kan hoflich gebaren.
Ebd.
5319
: daz ich | Gemyden muͤg den stoltzen arn, | Dez wirde man sicht so hoch uff varn.
sach man sunder traur | Vil mänchen unverzagten helt | und stolczen degen auss erwelt.
Stoltzer wayde͂lich. speciosus pulcer elegãs formosus dispositus. od’ schoner feyner.
und gie ein stolzer himelscher jungling bi ime und fuͦrte in an siner hand.
Ich main das holcz | So vin, so stolcz, | Dem ,ewig leben‘ | Ist name gegeben.
Wer ist dú von der wuͤsti gat, | Des morgen rotes schoͤni hat, | Also wunneklichen stolcz, | Dringen uf als sam ain bolcz | Mit schúcze schnellenklichen tuͦt?
sol ich ewrn stolzen leib | nit trüten heint bi diser nacht. | so ist mein leben gar volbracht.
der teufel sagt dem schuoler. | wie er ain böser gaist wär | und wie auch das übel weib | seinen jungen stolzen leib | als pößlich uberfaiget hiet.
die tochter [...] ist ain schöne klosterfraw und lept noch auf das 66. jar und ist jung und stoltz.
Jn stoltzen vreuden, frechen | Swang sich ıͤr [Vraw Mynn] gemuete hoch.
Gepärd, wort, weis an tadel spëh | schaut man durch hügelichen tritt | von manger stolzen frauen wëh.
Der küng si fragt der märe | von disem stolczen iungen, | wer oder wanne er wäre.
ain klosster, [...], darinne warn stoltze klosterfrawen, der leben dem bischolff nicht geviel.