mishandlung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Vergehen, strafwürdige üble Tat‹, extensional bezogen auf das gesamte Spektrum der Verstöße gegen geltende gesellschaftliche Regeln, darunter z. B. auf Diebstahl, Gotteslästerung, verbale Schmähungen, Beleidigungen, unschickliche sexuelle Kontakte, nachlässige Wirtschaftsführung, aufrührerisches Verhalten, generell auf all dasjenige, was als sozialwidrig interpretiert wird;
in einer hohen Anzahl von Belegen ist die genaue Tat wegen deren situationsabgehobener, teils juristisch abstrakter Art nicht erkennbar, insofern offen zu 2; vgl.  2.
Gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  2,  1,  1, ,  2, , , , ,  3,  4,  2,  2,  2, , .
Syntagmen:
die / eine m. begehen / handeln / bekennen / läutern, jm. die / eine m. abbitten / vergeben / zuziehen
;
die m
. (Subj.)
strafwürdig sein
;
der m. in laugen stehen
;
um eine m. rechtsprechen, busse leiden, jn. um m. büssen / peinigen / strafen
, [wohin]
bringen, jn. wegen einer m. urlauben
;
die m. des wortes, des rates, der ratmanne, des rechten, die m. der empörung
(gen. explicativus);
die beschuldigte / freidige / gemeine m
.;
der schuldner, die ursache / warheit / abbitte der m., nach gestalt der m
.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Herr Kitlitz, der zuvorn geürlaubt wart wegen seiner mißhandlung, das [...] beim ampt ubel gehauset.
Enders, Eberlin (
Wittenb.
1525
):
er [Gott] strafft mit grossem ernst solche freuele, freydige mißhandlung seynes wortts.
Köbler, Ref. Wormbs
345, 7
(
Worms
1499
):
hertigkeit so durch andere lychter wege fragen oder reden die warheit der fürgefallen mißhandlung mag erkundet werden.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so sol er [lehenmã] dem lehenherren / für den abgang vernuͤgen thuͦn / vnd so er das nit vermoͤcht vmb sin mißhandlung gestrafft werden.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Von missehandelunge radmanne, was syne busze ist, die her dorumb lyden sal.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
,
um 1600
):
Als dann die liebe schwester sein | Im alle mißhandlung abbatt.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1481
):
fluͦchet ouch jemands gott [...] den oder die sol man [...] in offne halsysen slachen und mit uffsetzen der infeln der verfluͦchung luͥtern irn mißhandel.
Rot
309
(
Augsb.
1571
):
Excess. [...] Verbrechung / vberfarung / mißhandlung / außtrettung.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1469
):
dass er
vil raubrei und diebrei getriben und gehandelt solt haben, [...], und umb ander misshandlung, [...] gepust solt sein worden.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als Landebertus [...] merckte den val seiner gemelten swester, er betrüebt sich diser ding übel. Er vieng sy und peinigt sy, das sy im veriehen und zaigen solt den schuldner diser miszhandlung.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
daz er [Petrus] hat widerkert und offenbar bekent seine miszhandlung, die er bitterlich beweint.
Wie ain beschaidner man seinn gemahel vmb misßhanndlung straeflich peinigt, vnd doch nit gar erwürgt, sonder versuocht sy auf guoten weg wider zebringen, also strafft Cristus die glid seiner kirch.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb.  f.;
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
15r, 1
;
Bachmann, Haimonsk. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 811, 11
;
Spiller, a. a. O. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›Handgreiflichkeit, körperlicher Angriff, Mißhandlung e. P. (vom Schlagen, Werfen über die dadurch verursachte Verletzung bis hin zum Todschlag)‹;
Spezialisierung zu 1; vgl.  3.
Gehäuft obd.; rechts- und wirtschaftsbezügliche sowie berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
, , (
der
9, , .

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
nicht dest weniger haben in [todschlager] die von Rotenburg [...] ain wirde und bürger lasen sein uber alle sein misshandlung.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1388
):
ob yemant darunder wunt wuͤrd oder hart geslagen oder ob ayn totslag oder mer da geschaͤch, [...], oder welherley mishanndlung sich da verluͤff.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
115, 1
(
moobd.
,
1457
):
von ettlich seiner misshanndlung wegen, so er daselbs an seiner hausfrawen begangen hat.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Der kaiser clagt die getürstigen misshandlung allen fürsten.
Dise mörder kamen in die stat Trayazensen, die söllicher misshandlung mit in was
[›auf ihrer Seite stand‹].
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1654
):
so würdet unser haubtmann [...] dergleichen mißhandlungen nach gestalt der excess und beschaffenheit des frävels, [...] anzusechen wissen.
Hertel, Hall. Schöffenb. ;
3.
›als Sünde interpretiertes Vergehen gegen Gott bzw. Gottes Gebote, Versündigung‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Perez, Dietzin
1, 204, 27
(
Frankf.
1626
):
dieweil du [Suͤnderin] in so tieffen Gedancken sitzest / ohne zweyfel in der Rewe vber deine begangene Mißhandlungen den Kopff in deinen Haͤnden so fleissig anschawest.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Mit dem wurden die sünder entschuldigt vnd ir miszhandlung billich gelegt auf got.
alspald die sel Jr miszhandlung versteet, sol sy vmb jr sünnd puoes thuon.
sy offenbaren eemals durch peicht jre miszhandlung, darnach gibt man den ablas.
4.
bedeutungsverwandt zu  5.