mishandeln,
V.
1.
›im normalen sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen Umgang einen Fehler begehen, sich fehlverhalten, falsch handeln‹ (generell); speziell auch: ›sich irren, unrecht haben‹; ›sich überheben‹; Wortbildungen:
mishandler
Belegblock:
wo ich mißgehandelt in dem ich mit euch gestritten hab, [...], so ist doch dieses nirgendt anderst vmb beschehen, denn [...].
jst verkomen, das nit der hauptleut oder der hauffen eyner sich entschuldigenn wolt, ob er mishandelt.
ob auch ir einem auß inen von den andern der gemeinen vormu͂dschaft [...] eynicherley beuelh geschehe. vnnd er darinn mißhandelt oder versewmlich wer. so [...].
Auff trug man die helm allzumal | [...] | Sambt ihren kleinate voron, | Theten die acht und zwaintzg person | Ordenlich und fleissig besichtigen, | Die mißhandler thet man vernichtigen.
wo etwas domals misshandelt, wäre es [...] nit so lang angestanden.
Wirt, du hast mißhandlet; wann ich gsach Rengnolden nye und weyß nŭt, wer er ist.
wirt er mit in chrieghaft | und gar suntleich mit in wandlt | durich daz er sich mishandelt, | waͤnt er dez, er sunt nicht dran.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
104, 34
; 2.
›eine strafbare Handlung begehen, sich etw. zuschulden kommen lassen, sich strafbar machen‹; im Unterschied zu 1 eher auf eine rechtlich identifizierbare Tat bezogen.Rechts- und Wirtschaftstexte, narrative Texte.
Wortbildungen:
mishandler
Belegblock:
wo aber ein solcher [...] furbracht wurde, der ertz versetzt und in deme misshandelt, der soll [...] gestraft werden.
Von verpot einich frombde habe zuuerpfenden. [...]. vnd von straffe der miszhandler.
Were aber sach, das er [...] semlichs geuarlichen vͥbersaͤche, oder sich in ander wege misshandelte vnd nit erberlich hielte, dz wir [...].
ob under jnen jemand ettwas gefraͤflett / oder mishandlett / wettend sj nach jr stat recht straaffen.
wo der provoß oder seine knecht ainen oder mehr, die ungehorsam weren und mißhandleten, annemen wolten, so sol [...].
3.
›jn. (gehäuft Frauen, darunter die Ehefrau, in keinem Beleg Kinder) körperlich in einem Maße mißhandeln, das über die zeittypische rechtliche und moralische Zulässigkeit hinausgeht‹ (vgl. die Präsuppositionen der einschlägigen Belege); auch: ›jn. verbal angreifen, schmähen, kränken‹; speziell: ›(eine Frau) vergewaltigen‹.Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch narrative Texte.
Syntagmen:
jn
. (z. B. einen bürger, die untertanen, das weib
) m., jn. übel, mit freveln / scheltworten, an dem leib m., den leib
(pars pro toto für die Person) mishandelt sehen
.Wortbildungen:
mishandler
Belegblock:
Wer jemantz, der sein weif bloitwonden of misshandelden boven verbott der richteren, [...], der braucht die vreiheit zo der stat gnaide.
Slet eyner adir missehandilt den andirn mit scheltworten.
alle sachen, dadurch [...] der mishändler am leib ader peinlich gestrafft wirdet, die gehören an das peinlich gericht.
So schoͤnen lip gesach nie man noch wip so missehandlet.
Wir [...] woͤllent / das der eeman sin ee wib / onuerschuld nit mißhandlen / schlahe͂ / noch letze͂ [...] [sol].
do ward er herzuͤrnt und biss sy in die arm und biss ain stuck uss ir fud und misshandlett das wib.
mit denen gantz erbermcklich übel mishandlett / gfolltert und übel an jnn gfaren.
Ob ein ausman oder ein gast. [...], einen purger slecht oder wundet oder missehandelt.
dem [richter] soll si [frau] alsdan ihr schmach und unehr über den mißhandler clagen.
die die armut vnd noturft nicht alain nëmen sein iren vntertanen, aber si sint si auch darzü misshandel vnd petrüeben frefënleichen.
4.
›sündigen, etw. tun, das als Vergehen gegen Gott und Gottes Gebote betrachtet wird‹; schwach belegt; als Spezialisierung zu 1; 2; 3 auffaßbar.Belegblock:
Peccare. Suͤnden suͤndigen mißthun mißhandlen schalcken sich vergreiffen.
Wir haben missgehandelt | vnd sind Gottlos gewesen.
Sint ich bin missehandelt
[›bin in Unkeuschheit gefallen‹],
| Uz aller selde entwandelt? Peccirn, Fehlen / jrren / vnrecht thuͦn / sünden / mißhandlen.
5.
›etw. (z. B. eine Urkunde) schädigen‹.