mishandeln,
V.
1.
›im normalen sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen Umgang einen Fehler begehen, sich fehlverhalten, falsch handeln‹ (generell); speziell auch: ›sich irren, unrecht haben‹; ›sich überheben‹;
offen zu 2; vgl. [+ V.],  2.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3, ; vgl. ,  1.
Wortbildungen:
mishandler
1 ›j., der gegen eine Regelung verstößt‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
also ist keiner der nicht strauchelt vnnd mißhandelt.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
wo ich mißgehandelt in dem ich mit euch gestritten hab, [...], so ist doch dieses nirgendt anderst vmb beschehen, denn [...].
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
109, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
jst verkomen, das nit der hauptleut oder der hauffen eyner sich entschuldigenn wolt, ob er mishandelt.
Köbler, Ref. Nürnberg
257, 21
(
Nürnb.
1484
):
ob auch ir einem auß inen von den andern der gemeinen vormu͂dschaft [...] eynicherley beuelh geschehe. vnnd er darinn mißhandelt oder versewmlich wer. so [...].
Sachs (
Nürnb.
1541
):
Auff trug man die helm allzumal | [...] | Sambt ihren kleinate voron, | Theten die acht und zwaintzg person | Ordenlich und fleissig besichtigen, | Die mißhandler thet man vernichtigen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
wo etwas domals misshandelt, wäre es [...] nit so lang angestanden.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Wirt, du hast mißhandlet; wann ich gsach Rengnolden nye und weyß nŭt, wer er ist.
Niewöhner, Teichner
166, 90
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wirt er mit in chrieghaft | und gar suntleich mit in wandlt | durich daz er sich mishandelt, | waͤnt er dez, er sunt nicht dran.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
104, 34
;
2.
›eine strafbare Handlung begehen, sich etw. zuschulden kommen lassen, sich strafbar machen‹; im Unterschied zu 1 eher auf eine rechtlich identifizierbare Tat bezogen.
Rechts- und Wirtschaftstexte, narrative Texte.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Wortbildungen:
mishandler
2.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1537
):
wo aber ein solcher [...] furbracht wurde, der ertz versetzt und in deme misshandelt, der soll [...] gestraft werden.
Köbler, Ref. Nürnberg
299, 5
(
Nürnb.
1484
):
Von verpot einich frombde habe zuuerpfenden. [...]. vnd von straffe der miszhandler.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1454
):
Were aber sach, das er [...] semlichs geuarlichen vͥbersaͤche, oder sich in ander wege misshandelte vnd nit erberlich hielte, dz wir [...].
Jörg, Salat. Reformationschr.
639, 15
(
halem.
,
1534
/
5
):
ob under jnen jemand ettwas gefraͤflett / oder mishandlett / wettend sj nach jr stat recht straaffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1556
):
wo der provoß oder seine knecht ainen oder mehr, die ungehorsam weren und mißhandleten, annemen wolten, so sol [...].
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
Wan ain landman in unerbarer sach was mißhandlet, so [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Vgl. ferner s. v.
2
.
3.
›jn. (gehäuft Frauen, darunter die Ehefrau, in keinem Beleg Kinder) körperlich in einem Maße mißhandeln, das über die zeittypische rechtliche und moralische Zulässigkeit hinausgeht‹ (vgl. die Präsuppositionen der einschlägigen Belege); auch: ›jn. verbal angreifen, schmähen, kränken‹; speziell: ›(eine Frau) vergewaltigen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch narrative Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  24, , ,  2, (V.) 2,  1, ; zur Spezialisierung:  2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
einen bürger, die untertanen, das weib
)
m., jn. übel, mit freveln / scheltworten, an dem leib m., den leib
(pars pro toto für die Person)
mishandelt sehen
.
Wortbildungen:
mishandler
3.

Belegblock:

Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
15. Jh.
):
Wer jemantz, der sein weif bloitwonden of misshandelden boven verbott der richteren, [...], der braucht die vreiheit zo der stat gnaide.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Slet eyner adir missehandilt den andirn mit scheltworten.
Küther, UB Frauensee
412, 15
(
thür.
,
1540
):
alle sachen, dadurch [...] der mishändler am leib ader peinlich gestrafft wirdet, die gehören an das peinlich gericht.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 276
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
So schoͤnen lip gesach nie man noch wip so missehandlet.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Wir [...] woͤllent / das der eeman sin ee wib / onuerschuld nit mißhandlen / schlahe͂ / noch letze͂ [...] [sol].
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1504
):
do ward er herzuͤrnt und biss sy in die arm und biss ain stuck uss ir fud und misshandlett das wib.
Jörg, Salat. Reformationschr.
639, 26
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit denen gantz erbermcklich übel mishandlett / gfolltert und übel an jnn gfaren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein weyb Mißhandlen vnnd muͦtwillen. Muliere abuti.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1310
/
2
):
Ob ein ausman oder ein gast. [...], einen purger slecht oder wundet oder missehandelt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
dem [richter] soll si [frau] alsdan ihr schmach und unehr über den mißhandler clagen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
48, 19
(
tir.
,
1464
):
die die armut vnd noturft nicht alain nëmen sein iren vntertanen, aber si sint si auch darzü misshandel vnd petrüeben frefënleichen.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Dirr, a. a. O. .
4.
›sündigen, etw. tun, das als Vergehen gegen Gott und Gottes Gebote betrachtet wird‹; schwach belegt; als Spezialisierung zu 1; 2; 3 auffaßbar.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  2,  2,  2, , .

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Peccare. Suͤnden suͤndigen mißthun mißhandlen schalcken sich vergreiffen.
Luther, WA (
1529
):
Wir haben missgehandelt | vnd sind Gottlos gewesen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sint ich bin missehandelt
[›bin in Unkeuschheit gefallen‹],
| Uz aller selde entwandelt?
Rot
337
(
Augsb.
1571
):
Peccirn, Fehlen / jrren / vnrecht thuͦn / sünden / mißhandlen.
5.
›etw. (z. B. eine Urkunde) schädigen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  1,  1.

Belegblock:

Vock, Urk. Hochst. Augsb.
269, 35
(
schwäb.
,
1386
):
Wer, das der insigel aller ains oder me bruͤchig oder misshenkt wuͤrden [...] oder wi diser brieff mausig, misshandelt, loͤchrot oder gebreschaft wurde.
6.
bedeutungsverwandt zu  2.