lieben,
V.
1.
›jm. lieb, angenehm sein, gefallen, Freude, Vergnügen bereiten‹; prototypisch mit Subj. d. S. und Dat. d. P.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 6.
Gegensätze:
1
(V.) 3.
Syntagmen:
˹
gerste
(Subj.)
l., das beten nicht l
.˺, jeweils absolut;
jm. etw
. (Subj., z. B.
ere / gut / treue / tugend / zucht, js. scherzen, der krieg / reisdienst
›Kriegsdienst‹,
die freiheit / wahrheit, der meistergesang, das böse, die bulschaft / sünde / tyrannei / welt
)
l.
,
jm. etw
. (z. B.
müssigkeit, irnis seiner gnaden
)
nicht l
., im einzelnen z. B.
der zorn dem teufel, einfaltigkeit dem weisen, das kebsweib js. gesicht
(Dat.), (von einen Tier:)
der geis die berge, dem esel futter l., jm. etw
. (z. B.
genäsch
)
für etw
. (›mehr als‹ Anderes, z. B.
für ritterschaft
)
l., (jm.) l
. [+ Infinitiv(satz) mit oder ohne
zu
], z. B.
(jm.) zu lieben / leben / sterben
, [wo]
zu bleiben l., dem esel l., im stal zu liegen
›dem Esel gefällt es, wenn [...]‹,
jm. l., was [...]
;
die got liebende gerechtigkeit
›die Gott wohlgefällige Gerechtigkeit‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Was dem menschen liebet, das ist sein Gott, denn da tregt jn sein hertz zu.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
allen den da lugene | Libit unde trugene.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
mir liebt jhr zucht und wandel, | jhr weis und geberd.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gerste liebet, spru leidet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
14, 11
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
das haben begert die philosophen, wann sie sprechen, am besten zu sterben, wann am besten liebet zu leben.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
seyne gnade, [...], dem irrenisse der seynen billich nicht liebete.
Gille u. a., M. Beheim
176, 105
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der czorn liebt auch dem teufel, wan | er wirt des menschen her daran.
Sachs (
Nürnb.
1561
):
Noch liebt das kebsweib mehr deim gsicht
[poetisch für: ›Dir‹].
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
in diseme lebende waz ich ettewie vil iare, also daz mir die welt ie me vnd ie me liebende wart.
Goldammer, Paracelsus
6, 190, 4
(
1530
):
das ist sanft und milt vor got, daß dein frucht auf erden also gruenet und got liebet und gefällt, daß [...].
Lemmer, Brant. Narrensch.
18, 30
(
Basel
1494
):
Dem wisen liebt eynfaltikeyt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Also verbot einer seiner Frawen, sie solt nit in die Mistlachen gon, da geliebt es ir erst.
Bauer, Geiler. Pred.
316, 8
(
Augsb.
1508
):
gleych als ainem esel / dem liebt fuͦter und hew und im stal zu ligen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Was ich hab usserlesen, | Das liept aim andern auch, | Sie war mein buol und ich ir gauch.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jm liept daz genesch fuͤr ritterschafft.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Diu wild gaiz ist gar ain weis tier, dem liebent hôch perge.
Klein, Oswald
68, 23
(
oobd.
,
1417
):
Für all diss werlt liept mir dein er | und wil der vil bas wesen undertan.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
12, 4
(
moobd.
,
1393
):
ez ist chain tegleich svnd, oder sy werd todleich, wenn si dem menschen mit gewonhait liebt.
Ebd.
38, 74
:
Der psalm ist mir vngesmach ze lesen, daz peten liebt nicht.
Turmair (
Augsb.
1517
):
iam faxo scies ,wil dir thuen was dir liebt‘, dii faxint ,got gebs‘.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
München
1586
):
Deins nechsten Weib solst nit begern, | Sein Gut laß dir nit lieben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
dero weegen diß orths auch fehrner mit nothwendigen beambten versehen, die gott liebende gerechtigkeit administriret.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
143, 11
;
Bell, G. Hager
32, 3, 18
;
465, 1, 6
;
476, 1, 14
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Fuchs, Murner. Geuchmat
1619
f.;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Primisser, a. a. O. ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 92
;
Klein, a. a. O.
71, 12
;
115, 82
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; .
2.
›jm. belieben, jm. gefallen, etwas zu tun, Gefallen an etw. finden‹, von Machtbefugten (oft von Gott) gesagt; auch: ›etw. wollen, planen‹; im Unterschied zu 1 mit stärkerer Betonung der Handlungsabsicht.
Phraseme:
so es dir (ge)liebt
.
Syntagmen:
got etw. l
.;
jn
. (z. B.
got
)
lieben, zu [...]
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk.
11, 548, 17
(
rib.
,
1454
):
Hedden uire liefden dairenbinnen gelieft, darbizoschicken, so weulde ich gerne darbij sijn komen.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
in ansähung deines allhie einsamen, armutsäligen läbens, [...], so dirs liebt, begib dich [...].
Sermon Thauleri
11vb, 13
(
Leipzig
1498
):
es mag nymmer ßo klein leide͂ auff dich gefallen got hab es vor ewiglich an gesehenn vñ das geliebet vnd das gemeinet.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
das der Krysten got der almechtig oberst got were, [...], und gantz güettig ist und erbermklich, das in geliept hat den friden zemachen zwŭschend den zwey besten rittern in aller Kristenheyt.
3.
›sich jm. angenehm, beliebt machen‹; mit negativer Wertung: ›sich (bei jm.) einschmeicheln‹; auch: ›jm. / sich jn. / etw. angenehm, gefällig machen‹.
Im mittleren Frnhd. auslaufend; oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
(V.) 1,  34,  1,  3, , .
Syntagmen:
der hund, die minne sich l., die vögel sich jm. l
.,
j. sich jm. l
., z. B.
j. sich dem abgot, got, dem könige, den engeln / menschen / leuten, der lieben frauen, der diete l., j. sich der welt l., j. sich e. S
. (z. B.
der minne
)
l., j. sich zu jm
. (z. B.
zu Neronem
)
l
.; nicht reflexiv:
j. got
(Dat.),
einem menschen l., j. jm. etw. l., etw
. (z. B.
arme / lefzen
)
jn. jm. l., j. js. namen l
. ›angenehm machen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
66, 3
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wer do gedenket des wyrouchs, der ist als der sich lyebet
[
Wormser Proph.
1527:
ruͤmet
;
Dietenberger
1534:
verehret
;
Eck
1537:
benedeit
;
Luther
1545:
lobet
]
deme abgote.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Die [crone] Got den gelobet hat | Swelch im lieben mit der tat.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
da von wirt der man tugenhaft vnd liebet sich den engelen vnd gote.
Stackmann u. a., Frauenlob
8, 14, 10
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Solt er davon nicht riche sin | [...] | und lieben sich dem künig Constantin.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
herr, nu han ich alle min tag dinen wirdigen namen geeret und vil wit und breit mengem menschen geliept.
dú suͤsse minne vahet an underwilen mit leide und wirt aber lieb und liebet sich zuͦ allen ziten.
si [bleiche lefzen, bluͦtige arme] liebent dich mir minnenclich und eignent mich dir gentzlich.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
401, 5
(
els.
,
1362
):
Hie zwischent hette sich Symon der zoͮberer zuͦ Nerone geliebet.
Bobertag, Schwänke (
Straßb.
1522
):
wan sie lieben sich wie ein hund der heffen bricht.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
dar nach beginnet er es in ze liebenn und raitzet sú uff daz sunder ding.
Vetter, Schw. zu Töß (Hs.
15. Jh.
):
so was sy doch noch fil edler von manigfaltigen tugenten, mit den sy sich liebt Got und den lútten.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
so schmukt er [hund] synen schwancz, und kryset uff der erden wider zuo dir und liebet sich.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Er was, der sich der mynne | Chund lieben mit gelimpfe.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
v. Groote, Muskatblut ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Kurz, Murner. Luth. Narr ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
281, 21
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›jm. liebevoll, nachgiebig, schonend entgegenkommen‹.

Belegblock:

Leisi, Thurg. UB
6, 858, 34
(
Konstanz
,
1333
):
waͤre, daz lantgebreste von hagel wurde, so sont si úns liben an dem vorgenanten zins.
5.
›jm. lieb, wert, teuer sein, Ziel von js. Zuneigung, Liebe sein, jm. gefallen‹; meist in der Richtung vom Mann (als dem Liebenden) auf die Frau gesehen, oft mit erotischer Komponente.
Bedeutungsverwandte:
.
Gegensätze:
1
(V.) 1.
Syntagmen
(prototypisch):
j
. (z. B.
das weib
)
jm
. (dem Mann)
l., j. js. sinne / gier, inniglich, ob allen
›mehr als alle‹,
für die ganze welt l., j. jm. zu einem manne l
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 7, 28
(
Wittenb.
1545
):
HAstu ein Weib / das dir liebet / So las dich nicht von jr wenden.
Bergmann, Ambr. Liederb. (
Frankf.
1582
):
der mir liebt, den las ich mir nicht leiden.
Pyritz, Minneburg
4708
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wie kan sie halt derweren mir, | Sie lieb dem sin und miner gir | Immer, immer von tag zu tagen?
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
mir liebt ein knabe, ist freüden rich | in mynes hertzen grunde.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Sie liept mir für har auß raifen
[zu
raufen
] |
Und liept mir für die haut ab straifen.
Er liebt mir sicherlich allein | Fur alles das auf erden mag geleben.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Phaenicia
195, 230
(
Nürnb.
1618
):
sie [jungfrau] mir auch liebt für die ganz welt.
Goldammer, Paracelsus
7, 172, 22
(
1530
):
und hat ein andere gesehen, die ihm geliebt hat, so hat er sie auch zur ehe genomben.
Adrian, Saelden Hort
1695
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
din liep, daz liep, ain kindellin | sol lieben dir.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Ir [Fraw] liept mir ob allen, | Die weibs nammen gewunnen.
Klein, Oswald
26, 100
(
oobd.
,
1427
):
wër ich ain weib, umb alles güt | so möcht er mir nicht lieben.
Ebd.
74, 10
(
v. 1408
?):
Ach raines töckel, traute, schöne tocke, | du liebst mir mit dem zipfel an dem rocke.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Welcher ir liebät zu einem mann, das sy den näm, und doch ein sölichen, der das könikreich auszerichten wirdig wär.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Bergmann, a. a. O. ; ; ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Goedeke u. a., Liederb. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Wiessner, Wittenw. Ring
1552
;
Klein, a. a. O.
87, 34
.
6.
›etw. (das in der Regel positiv oder negativ bewertet wird) lieben, mögen; sich e. S. mit überduchschnittlicher bis existentieller Intensität widmen, zu etw. stehen‹; mit Tendenz zu: ›etw. anpreisen‹.
Oft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 6.
Gegensätze:
 12,
1
(V.) 23.
Syntagmen:
den fras
›Gefräßigkeit‹,
die einigkeit / gerechtigkeit
(mehrfach)
/ keuschheit / reue / sasse
›den Müßiggang‹ /
sünde, die zunftliche regierung, das vaterland / sacrament, gottes wort, das böse / laster l., eine kunst, kinderdinge, die seiten
(eines Instrumentes)
l.
;
der die einsamkeit liebende stand, die geliebte kürze
.
Wortbildungen
2
liebern
›etw. höher veranschlagen, als es in der göttlichen Ordnung ist‹ (dazu ggs.: ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Man sal di ruwe lieben, | Daz Gotes wort in schieben | Den harten, die vorsteinet sint.
Quint, Eckharts Pred.
388, 91
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Liebest du die gerechtigkeit / nach dem sy gerechtigkeit ist in dyr oder über dich / so (l)iebest du die gerechtig(k)eitt nicht als sy ann jr selber ist [...] / Aber du nemmest sy geteiltt.
Rosenthal. Bedencken
8, 3
(
Köln
1653
):
Nun aber [...] haben die jenigen Gottes Lieb nit / welche die Eynigkeit der Kirchen nit lieben.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
das Sacrament aber seins Leibs vnd Bluͦts / [...] solt / sonder heiliglich gelibt / angericht vnd gnossen werden.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Beten, wachen ist zu swer | Den, die die zwei [vras, saze] hie lieben.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
9, 37
(
Zwickau
um 1540
):
das der Jugnt solch irthumb offenbart | In ursach geb gots wort dest mehr zu liebn.
v. Ingen, Zesen. Ged.
389, 6
(
Breslau
1641
):
MEin liebster Opitius ruͤhrte die Seiten / | Die jederman liebte.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
als in meinem einsamkeit liebend⸗ und uͤbendem Stande / [...] nutzbares zu wirken.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
25, 30
(
Frankf./M.
1626
):
Wie wider dein Gesetz / [...] / | Jch stets die Laster liebt.
Pyritz, Minneburg
4102
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Waz ir hut liebt, daz leit ir morn.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ir do habt in haß das guͦt vnd liebt das boͤse.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 78, 5
(
Straßb.
1520
):
das wir lieber ein menschen erkennen für ein oberkeit den got dar zuͦ sag ich das wir das weder zuͦ lieberen noch zuͦ leideren haben / sunder so es got also verordenet hatt.
Goldammer, Paracelsus
3, 282, 10
(
1530
/
5
):
daß wir die bilder nit ehren, fuhren, nehren die sich an gottes statt setzen, malen gott ein rock an, den er nie geliebt hat
[Anspielung auf den päpstlichen Ornat?].
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
domit die gemaine zunftliche regierung, [...], für andren [...] regimenten geliept und gelopt werden sollte.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
24, 10
(
moobd.
,
1393
):
wann dÿ suͤnt dem tewfel besunder geuelt vnd liebt zu des menschen vnhail.
M. Cunitia. a. a. O. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
178
;
181
;
Mannack, Rist. Pers.
121, 15
;
v. Keller, Ayrer. Dramen .
7.
›etw. (Geschäftliches, Rechtsrelevantes) akzeptieren; jn. als etw. anerkennen‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
817, 41
(
nrddt.
,
1412
):
Das liebeten die boten und riten als am Sonnabende nest dirgangen von hinnen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6654
(
Magdeb.
1608
):
Es wollen auch die Fuͤrsten Sieben / | Jhn als jhres Reichß Koͤnig lieben.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
102
(
schles. inseldt.
,
1455
):
als das dÿ erber leute han gemacht das wil ich liben vnd czu steen.
Ebd.
170
:
sy haben Hannus Welczels eewirtÿnne cleÿder geschaczt vor czw marg vnd vor IIII groschen, vnd dy entschechtunge hot Hannus Welczel gelipt vnd vorÿowart.
8.
›jn. lieben, gerne haben, mögen; jm. mit der moralisch und / oder religiös gebotenen Zuneigung begegnen und ihn entsprechend behandeln‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
(V., unr. abl.) 4.
Gegensätze:
(V.) 13,  1.
Syntagmen
, teils absolut gebraucht:
j., die sele
(Subj.)
l
.;
mit dem herzen / gemüt l
.; prototypisch:
j. jn. l
., z. B.
j. den feind / nächsten, der könig Daniel, die mutter den erben l., der affe ein kind vor dem anderen l
.;
der bote geliebt werden, dichter geliebt werden wollen
.

Belegblock:

so ich meinen nechsten liebe, so helffe ich im, bschütze in.
Ebd. (
1524
):
und Pharao Tochter wird offt mit ime [Moises] gespielet, in getentzelt, auch seer geliebet haben.
Hie
[im
ampt
]
heysst es lieben und nicht geniessen, und doch nicht lassen verdriessen.
Ebd. (
1544
):
so man, die da suͤndigen [...] mit stilschweigen stercken solt zum boͤsen, das were nicht geliebt.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
515, 280
(
Magdeb.
1608
):
Den [Erben] Jch / sein Mutter / das elend Weib / | Mehr liebten / denn das Hertz im Leib.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
wenn die Aff gebert | Bey paren, sie jr Kinder nert, | Der thut sie eins vorm andern lieben.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Der kunic begonde in [Danyel] | Lieben vor den andern vil.
Sermon Thauleri
4vb, 8
(
Leipzig
1498
):
Sal sy [sele] liebe͂ das thut sie mit dem willen.
Logau. Abdank.
169, 15
(
Liegnitz
1651
):
Sonst giengen die Boten deß FRJEDENS daselbst jmmer auß und ein / Assen und Truncken / das ist / worden geliebt geehrt und befoͤdert.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
180
(
Nürnb.
1517
):
Niemant mag zweien herrn dienen: antweder wirdet er einen hassen und den andern lieben.
Goldammer, Paracelsus
2, 52, 8
(
1531
/
4
):
folgt also ein ordnung der gaben eines ieglichen gegen dem nechsten. dann der den nechsten liebet, der liebet auch gott.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
306, 22
(
Genf
1636
):
Lieben / lieb haben / eine Neigung zu einem haben.
Wolf, Norm im sp. Ma.
60, 74
(
oobd.
,
1486
):
yr sult lieben eur veint vnd sult pitten fuͤr dy, die euch durchechten.
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 16
;
Schorer, Sprachposaun
51, 12
;
Vgl. ferner s. v.  2.
9.
›jn. erotisch lieben, eine Zuneigung zu einer Person des anderen Geschlechtes haben‹, mit etwa gleicher Häufigkeit auf den Mann wie auf die Frau als Liebende bezogen.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen
mehrfach absolut (ohne Obj.):
inniglich / heimlich / stil / unerlich / unsinnig / verderblich l
.; prototypisch:
j. jn. l
., z. B.
die frau den bulen l., die magd die töchter l., als ob [...]
;
das zuckersüsse lieben
(subst.).

Belegblock:

Luther, WA (
1530
/
32
):
Du Richter solt [...] straffen und ein jglicher sein gemalh haben und lieben.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
80, 12
(
Hamburg
1646
):
laß uns lieben / ehe wier | ganz vergraͤusen.
Ebd.
91, 22
:
daß ich sie liebe / welches doch auch nicht meine / sondern ihrer schoͤnheit schuld ist.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
vnd hat jn [Ritter] so inbrünsliglich lieb, daß vnmüglich, daß sie jn höher lieben köndt.
Opitz. Poeterey
49, 13
(
Breslau
1624
):
Liebe nun wer nur zue lieben | Rechten fug vnd mittel hat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
128
(
Nürnb.
1517
):
Das alles ist fürwar fast beschwerlich, bis so lang der geliebet sein handt heimlich einlest und das schwechst an der breut leib berürt.
Panzer, Merlin Füetrers
215, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Des dy geliebtdenn
[›die Liebenden‹]
pflagen, | ist mir vil luͮtzel kund.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1672
(
Basel
1519
):
Ein yede frouw irn buͦlen triebt, | Ob sy jn schon recht wider liebt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Die [dienstmagdt] hat die jungen döchter geliept, [...] auch alle geperden [...], als ob sie ain mannlichen affect het, gebraucht.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
126, 2586
;
v. Ingen, a. a. O.
70, 33
;
78, 7
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
10.
›(Gott oder eine gottnahe Person: Maria) mit religiöser Inbrunst, mit der Aussicht auf Behütung, aufgrund gängiger Moralvorschriften, aufgrund des Glaubens lieben, verehren‹; auch absolut gebraucht, teils in Verbindung mit
eren
6,
1
glauben
(V.) 1,
loben
2.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
auch mit Gen. d. P.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
dich [got], es gee uns wol oder ubel, zcu loben, zcu lieben, unnd zcu eren.
daß ein solch Hertz GOtt und Christum lieben muͤsse.
Ebd. f. (
1523
):
wer mehr glewbt unnd liebt, der ist volkomen.
Dubizmay, kurß zu Teutze
18, 16
(
hess.
,
1463
):
SAncta Maria [...] deyn geret meyn hertz zu lieben [...] das du meyn voittin seyst vor dem teuffel.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
117
(
Nürnb.
1517
):
Die breut des ersten grads lieben und werden geliebt, nemen aber nit sunderliche zeichen der lieb.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
250, 21
(
Nürnb.
1548
):
Gott will barmhertzig sein in das tausent geschlecht / denen / so jn lieben.
Roloff, Brant. Tsp.
655
(
Straßb.
1554
):
sie [frawen] liebten Gott den Herren | Lebten in tugendt zucht und eren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 5, 7
([
Augsb.
]
1548
):
da in der Herr fragt / Petre amas me, Petre / liebest du mich?
Höver, Bonaventura. Itin. B
587
(
moobd.
,
1450
/
60
):
Wellicher [...] Jhesum mit liebender andacht ansicht auff gehenckten am kreúcz.
v. Keller, Ayrer. Dramen ,
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
84, 6
.
Vgl. ferner s. v.  1, (Adj.) 1.
11.
›jn. (auch:
die welt
) lieben‹, von Gott als dem Liebenden / Erlösenden gesagt; schwache Belegung.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
unser got und Vatter, der uns geliebt hat.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 2, 3
([
Zwickau
]
1524
):
Das ist mein gebot / dz jr ein ander lieb habt / wie ich eüch geliebt hab.
Bell, G. Hager
75, 3, 17
(
nobd.
,
1594
):
also hat got glibt die welt, | das [...].
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Gott ist ein keuscher treuer Gott, | Libt all, die jhn lieb haben.