hertigkeit,
hartigkeit,
hertekeit,
einmal
hertligkeit,
1.
›Härte, Festigkeit (von Materialien)‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1.
Belegblock:
Hertigkeit des stulgãgs.
Böhme, Morg.R.
155, 31
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Die hartigkeit ist der Quell-brunn des thones.
2.
von Körperteilen: ›Verhärtung, Verstopfung‹; Spezialisierung zu
1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2.
Syntagmen:
die h. der leber, des geäders, die h. in dem leib
.
Belegblock:
diß wasser ist nit also krefftig daz eß moge erweychen die hertikeyt in dem lybe.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wer si [cappar] seudet mit wein, sô ist si guot für des milzes laster und für der lebern hertikait.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
240r, 15
;
3.
›Strenge, Unnachgiebigkeit, (strenge) Zucht, (moralische) Härte‹, im Kontext des klösterlichen Lebens auch: ›Askese‹;
fließender Übergang zu
4; zu
(Adj.)
6.
Bedeutungsverwandte:
2; vgl.
2,
2
.
Syntagmen:
die dienstliche h., die h. der fastung / gebetung / sitte, des gebotes / lebens / ordens
;
der geist der h
.
Belegblock:
v. Tscharner, Md. Marco Polo
64, 30
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Von den epgotern czu India di do mydin alle sunde, und von ungeloubelichir hertikeit iris lebins.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
(
nobd.
,
n. 1525
):
ye mer wir geflohent und undertenig bitt gegen ewer erber weyshait ausgossen, ye mer hertigkait haben wir empfangen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 765
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
das niderste teil vnser selbes, daz vihelich ist [...], daz muͤße wir hassen vnd durchehten vnd pinigen mit penitencien vnd mit hertikeit des lebendes.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
als hert sich sant Benedict und sant Bernhart hylten mit strengem leben, mit vasten, mit wachen und mit aller hertikeit.
Ruh, Bonaventura
339, 2
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
fleiß dich ze haben ainen wandel nach dem bild der nǎchn folgung Cristi: in hertigkait dir selbs, in güttigkait deim nächsten.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
71, 25
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wa man vernimpt die hertichait pesunder armuͦt, fastung, gepetung vnd der auswendigen sitten, so derschaͤlt snell ir don in allew dew welt.
4.
›Unbarmherzigkeit, Hartherzigkeit, Gefühllosigkeit, Unmenschlichkeit‹;
Beinahe ausschließlich Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
,
; vgl.
1,
,
3,
.
Gegensätze:
1; vgl.
,
2,
1.
Syntagmen:
die h. sanft machen, h. befinden, h. von jm. sagen / gegen jm. pflegen
;
jn. mit h. stechen / stossen, etw.
(Subj.)
von h. kommen, jn. um seiner h. bestrafen
;
die innerliche h.
;
die h. des herzens
.
Belegblock:
INHUMANITAS. Haͤrtigkeit vnfreundtlichkeit vnguͤtickeit.
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Köln
1583
):
Mach sanfft alle Hertligkeit, | Was kalt ist, mach warm alzeit.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Hastu yemans zu keinre stunt | Mit hertikeit gestossen odir gestochen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
166
(
Nürnb.
1517
):
vil haben Christum gesehen leiplich am kreuz und doch in hertikeit ires herzen verhart.
Jostes, Eckhart
55, 15
(
14. Jh.
):
Di leidung meiner freunt chumt nicht von herticheit sunder von der mittelsten mittelcheit meines hertzen.
vmb die hertikeit ewers hertzen gestat eúch moyses zelassen ewer weib.
Päpke, Marienl. Wernher
(
halem.
,
v. 1382
):
Och etlich umb ir hertekait | Bestraffet er [Ihesus] mit miltekait.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
13, 23
;
5.
›Hartnäckigkeit‹; oft pejorativ: ›Verstocktheit, Eigensinnigkeit‹;
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
,
,
1,
3,
,
,
.
Syntagmen:
in der h. bleiben
;
die h. des esels / sinnes / streites
.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Das ist irs sinnes hartikeit, | Den sie kegen Gote tragen.
Fischer, Brun v. Schoneb.
(
md.
, Hs.
um 1400
):
vrouwe, dines strites hertikeit | hat irvochten manichen sige.
Schönbach, Adt. Pred.
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
die herticheit des eseles gelichet sich wol deme sundere.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
die andern die blibent in irre hertekeit und wellent alle zit reht haben.
Bauer, Imitatio Haller
93, 20
(
tir.
,
1466
):
darumb so peleib wir also in vnser herttikchait vnd trakchait.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 28
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 49
.
6.
›Standhaftigkeit, unbeugsame Gesinnung‹;
Bedeutungsverwandte:
2; vgl.
,
2,
,
,
(
die
)
1.
Belegblock:
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
98, 4
(
tir.
,
1464
):
si chümmret sich vast in irem gemüet mit grossem schmerczen vmb die stëttikchait vnd hërttikchait der selbigen chloster frauen.
7.
›Anstrengung, Mühsal, Beschwerlichkeit‹;
fließender Übergang zu
8; zu
(Adj.)
11.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1,
6.
Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
(
mfrk.
,
1. Dr. 15. Jh.
):
Und hatten grose noit und mit groser hartekeit behielten sie er stat.
Lutz, Buch Alfadol
56rb, 7
(
obd.
,
n. 1478
):
Du wirst deinen feind mit grosser hertikeit uberwinden wan er ist starke.
8.
›Schmerz, Qual (sowohl physisch als auch psychisch)‹; im religiösen Kontext auch: ›Anfechtung‹; Intensivierung zu
7.
Bedeutungsverwandte:
2
,
(
das
)
1,
1;
2;
3; vgl.
,
(
das
)
2,
1;
5,
1.
Syntagmen:
die grausliche / unmenschliche h
.
Belegblock:
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1696
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
swen uns ansprunge | hertikait oder pekorung, / | jomer oder trauren.
do wart im
[Seuse]
dú vorder hertikeit verkeret in ein minneklich suͤzikeit.
Kehrein, Kath. Gesangb.
(o. O. [
Bodenseegeb.
]
1517
):
Eua [...] ire kind gepar | Jn hertikait vnd grossem schmertz.