gütigkeit,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Gutheit der Person, positive Wesenart eines Menschen‹; speziell: ›Gutmütigkeit, Sanftmut, Nachsichtigkeit, Milde, Freundlichkeit gegenüber anderen Menschen; Großzügigkeit, Freigiebigkeit‹; in einem moralthologischen Sinne: ›Gerechtigkeit e. P., Sündelosigkeit‹; dazu ütr.: ›die aus der Gutheit resultierende gute Tat, Wohltat, Gabe‹;
vgl.  2,  2,  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
O vatter, gib unns ein ander brot, das unns in eyn ander wesen fuere: aus dem naturlichen lebenn, das do sundtlich ist, in das leben der gnaden, [...], van tzorn tzu senfftmutigkeit, gutigkeit, lieb, fruntschafft.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Benignitas. Guͤtigkeit freundtligkeit ¶ miltigkeit reilichkeit reychlickeit freygäbigkeit gutthätigkeit.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
106, 17
(
um 1571
, Hs.
1615
):
die frucht aber des Geistes ist lieb, freidt, fridt, geduldt, freindtligkeit, güettigkeit, glaub, sanfftmuedt, keüschheüt, gewalt sein selbsten.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ich solte wol durch meine Gütigkeit vnd einfalt bedrogen werden.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
636
(
pfälz.
,
1436
):
Also machst du durch din gutikeit dinen nechsten menschen, der dann tobet jn bosheit, auch zu gutikeit bringen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
177v, 52
(
Leipzig
1588
):
auff das er [...] die milde Guͤtigkeit des Koͤniges nicht verachten wolte.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
49, 538
(
Eisleben
1565
):
heiliger vater, ich wil mich des vermessen, | Das wir solcher gütigkeit nicht wolln vergessen, | Die ihr uns hat geleget an.
Thür. Chron.
14r, 16
(
Mühlh.
1599
):
Domitianus [...] / welcher seine Bruder Tito / der wegen seiner Guͤtigkeit vnnd Rechtmaͤssigkeit Amor [...] genennet ward / [...] hat vmbringen lassen.
Voc. Teut.-Lat.
n iijr
(
Nürnb.
1482
):
Gutigkeit als die man einem vnrechte͂ verdampten beweist.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1516
):
eherwirdiger herr und vatter, dein angeporne güetigkait hat oft zuwissen begert, welcher gestalt unser stat und gemainer nutz regirt werde.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Die zehend tugendt, Pietas. Gütigkeyt dem alter beywandt.
Ebd. (
1553
):
Sein tyranney [...] | Die er freundt und feinden beweyst, | Keiner gütigkeyt er sich fleist.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
,
1631
):
Verleyh mir bstaͤndigkeit, | Gottsforcht vnd Guͤtigkeit.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
mit Gietikeit und guͦten Worten zohe die Frau den Man von dem Eebruch.
Ruh, Bonaventura
339, 2
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
ze haben ainen wandel nach dem bild der nǎchfolgung Cristi: in hertigkait dir selbs, in güttigkait deim nächsten.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 9
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
gib gütikhait für übeltat.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das guetikait und parmhertzikait die grosten tugent wern.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
193, 160
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
,Veb dich zu der güetichait!‘ [...] dy güetichait – das ist dy inwendig v̈bung, mit der ein rechter mensch sich vͤebt in tugenten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die streitpern herzen, [...], kern sich zum christlichen frid, güetikait, senftmüetikait.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
4631
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Warnock, Pred. Paulis
8, 240
;
Heydn. maister
13v, 20
;
Brandstetter, Wigoleis
222, 29
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bauer, Imitatio Haller
84, 2
;
2.
›gütliche Einigung, Vergleich (im Unterschied zu einem rechtsförmlichen Verfahren)‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Phraseme:
in (der) gütigkeit
›in gütlichem Einvernehmen, ohne Rechtsverfahren‹;
mit gütigkeit
›ohne Gewalt, friedlich‹; vgl.  3,  4.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
hincz er mit recht daraus gevertigt oder mit der gütigkeit davon geteidingt wirt.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1489
):
das wir [...] bittlich angekert haben, uͥns semlich spenn und stoͤß ze uͥbergeben in der guͤttikeit ußzesprechen.
Edlib. Chron. (
ohalem.
,
um 1500
):
zu früntlichen tagen, da man sachen in güttikeit schlichten sol.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
söllich spen, zwitracht und irrung, [...] in der gütlichkeit [...] hinzelegen, wo es aber in der gütikeit nit möcht sin, demnach das recht darumb zesprechen.
Merz, Urk. Lenzb.
113, 2
(
halem.
,
1553
):
Oberein waldt. March und vndergang in gütigkeit.
Jörg, Salat. Reformationschr.
300, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
durch der iij orten boten die guͤtikeyt nit jst funden worden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das der kunig die gemayn mit guettigkait von dem marckt pringn solt, tett der kunig den harnasch ab.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
dawider konig Karl auch mit grosser macht zoch [...] damit Tassilo zuͦstrafen; doch wollt er vor die guͦtigkeit versuͦchen gegen Tassilo.
Köbler, Ref. Nürnberg
359, 4
Jörg, a. a. O.
276, 6
;
285, 14
;
319, 8
;
Anderson u. a., Flugschrr.
16, 3, 15
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
95, 39
;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Vgl. ferner s. v.  3.
3.
›Güte Gottes‹;
vgl.  3.
Vorw. Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1,  4, (
die
3, .
Syntagmen:
js. g. erfaren, jm. g. beweisen; js. (gottes) wesen g. sein; jn. um die g. minnen; die g. Christi / gottes, des schöpfers / heiligen geistes; die götliche / grosse / milte / rechte / unendliche g
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
man sol in [got] minnen umbe die güeticheit, diu er in im selben ist.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
70, 1
(
omd.
,
1487
):
Wÿ ÿn gott so grosse guttigkeitt beweist.
Reichert, Gesamtausl. Messe
25, 18
(
Nürnb.
um 1480
):
das die tugent der danckberkeyt die sey auffdecken und oeffnen den prunn der goetlichen guetigkeit [...].
Eichler, Ruusbr. steen
318
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
sullen wir alsus got ansehen, daz er mit siner freier milte guͤtikeit allen menschen svnder vnderscheid ruͦffet vnd zúhet zvͦ siner einunge.
Warnock, Pred. Paulis
23, 78
:
Die x gebott hat er us rechter gütikait uns [...] geleit in zway gebott.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
32
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
darumb villeicht der gütig got, des wesen nicht anders ist denn gutichait, sein natur nicht anders denn suszichait, sein aygenschafft nicht anders denn ewige vnd milte parmherczichait.
Froning, Alsf. Passionssp.
6338
;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
240
;
v. d. Lee, a. a. O.
78, 6
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1575
;
Gille u. a., M. Beheim
71, 48
;
79, 319
;
118, 369
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Michels, Murner. Badenf.
290
;
Ruh, Bonaventura
306, 23
;
313, 2
;
359, 3
f.;
Bauer, Geiler. Pred.
76, 16
;
77, 12
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
26, 67
;
Warnock, a. a. O.
3, 187
;
6, 41
;
Baptist-Hlawatsch, a. a. O.
1659
;
1993
;
2045
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
11, 18
;
Höver, Bonaventura. Itin. A
54
;
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. I,
505
;
Schmitt, Ordo rerum
498, 21
.
Vgl. ferner s. v.  2,  1,  2,  1.
4.
s.  1.