durchfliessen,
V., unr. abl.
1.
›etw. durchfließen, durchlaufen‹ (von Flüssigem, Körperflüssigkeiten); auch: ›etw. überfließen‹; speziell: ›verfließen, verschwimmen‹ (von Buchstaben auf dem Papier gesagt); Belegblock:
sy
[die Geliebte]
hat zwai ärlein smewele, | als esels oren ist ir furmung gancz, | die sein durch flossen gele, | sam sy vol aiern totern sein. Also wil Hippocrates, das alle durchflüß und erbrechen oben aus, die von in selbs unprovocirt komen, bedacht sollen werden.
Durchfliessen. Perfluere, Transfluere. Durchfliessen / das man die buͦchstaben ennerthalb sicht / als so das papeyr nit wöl geleympt ist.
daz durich fleusset perg und tal | und macht fruchtig uͤber al.
Voc. inc. teut.
e iijv
.2.
›jn. / etw. vollkommen (mit etw.) durch-, überströmen, durchtränken, erfüllen‹; auch: ›sich ergießen‹; in verschiedenen Richtungen tropisch, meist bezogen auf das Verhältnis zwischen Gott und Mensch, göttlichen Kräften und menschlichem Seelenleben bzw. Naturgegebenheiten; vgl. 2; 5; 14; ütr. zu 1.Älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Texte der Mystik.
Gegensätze:
.Syntagmen:
j
. (z. B. got
) alle zeit d
.; jn. / etw
. (z. B. den berg / grund / himmel in dem menschen, die erde / sele / js. süsse, das tal, js. herz, js. kräfte / sinne
) d., j
. (z. B. der heilige geist
) / etw
. (Subj., z. B. die gnade, das ewige wort, die flüsse von js. süssigkeit
) jn. / etw. d., jn. / etw. mit der gotheit / menschheit, den minniglichen gaben d
.; durchflossen mit etw
. (z. B. mit leid, amacht, der gotheit, süssigkeit
), von etw
. (z. B. von dem heiligen geist
).Wortbildungen:
durchflus
durchflossenheit
Belegblock:
bewîsent die meister, daz der einunge und dem durchvluzze und der wunne sich niht glîchen enmac an lust und an wunne.
Da von ist er [got] alz flúzzig, daz er alle zit hin flúzzet und durchflúzzet.
also stund [Jesus] | Gen der muter gepucket | [...] | Durch flossenn mit onmachte.
also fuͦr sin herz dik in sinem libe gen der ewigen wisheit lustrichen gegenwúrtikeit in einer enpfintlichen durflossenheit.
O herr, din ewig wort dürchflúßet die sele min, | Wann du dich selber senkst dar in.
es sint vil menschen die also sint gewesen durchflossen mit suͤssekeit durch ir lip und durch ire sele.
so vns die flússe siner suͤßekeit me durch fließent vnd v́ber fließen, so wir besser bevinden [...], daz die suͤßikeit [...].
dein genad [lieber herr] hat nicht bedrossen. | sew hat himel und erd durch flozzen.