durchfliessen,
V., unr. abl.
1.
›etw. durchfließen, durchlaufen‹ (von Flüssigem, Körperflüssigkeiten); auch: ›etw. überfließen‹; speziell: ›verfließen, verschwimmen‹ (von Buchstaben auf dem Papier gesagt);
vgl.  24.
Bedeutungsverwandte:
 4; vgl. .
Wortbildungen
durchflus
1 ›Durchfall‹ (dazu bdv.: ,  3,  3).

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
267, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sy
[die Geliebte]
hat zwai ärlein smewele, | als esels oren ist ir furmung gancz, | die sein durch flossen gele, | sam sy vol aiern totern sein.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
):
Also wil Hippocrates, das alle durchflüß und erbrechen oben aus, die von in selbs unprovocirt komen, bedacht sollen werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Durchfliessen. Perfluere, Transfluere. Durchfliessen / das man die buͦchstaben ennerthalb sicht / als so das papeyr nit wöl geleympt ist.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Durchfliessen / durchgehen / profluere.
Niewöhner, Teichner
329, 13
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
daz durich fleusset perg und tal | und macht fruchtig uͤber al.
2.
›jn. / etw. vollkommen (mit etw.) durch-, überströmen, durchtränken, erfüllen‹; auch: ›sich ergießen‹; in verschiedenen Richtungen tropisch, meist bezogen auf das Verhältnis zwischen Gott und Mensch, göttlichen Kräften und menschlichem Seelenleben bzw. Naturgegebenheiten; vgl.  2514; ütr. zu 1.
Älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Texte der Mystik.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
j
. (z. B.
got
)
alle zeit d
.;
jn. / etw
. (z. B.
den berg / grund / himmel in dem menschen, die erde / sele / js. süsse, das tal, js. herz, js. kräfte / sinne
)
d., j
. (z. B.
der heilige geist
)
/ etw
. (Subj., z. B.
die gnade, das ewige wort, die flüsse von js. süssigkeit
)
jn. / etw. d., jn. / etw. mit der gotheit / menschheit, den minniglichen gaben d
.;
durchflossen mit etw
. (z. B.
mit leid, amacht, der gotheit, süssigkeit
),
von etw
. (z. B.
von dem heiligen geist
).
Wortbildungen:
durchflus
2,
durchflossenheit
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
bewîsent die meister, daz der einunge und dem durchvluzze und der wunne sich niht glîchen enmac an lust und an wunne.
Jostes, Eckhart
104, 33
(
14. Jh.
):
Da von ist er [got] alz flúzzig, daz er alle zit hin flúzzet und durchflúzzet.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
also stund [Jesus] | Gen der muter gepucket | [...] | Durch flossenn mit onmachte.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
also fuͦr sin herz dik in sinem libe gen der ewigen wisheit lustrichen gegenwúrtikeit in einer enpfintlichen durflossenheit.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1760
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
O herr, din ewig wort dürchflúßet die sele min, | Wann du dich selber senkst dar in.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
es sint vil menschen die also sint gewesen durchflossen mit suͤssekeit durch ir lip und durch ire sele.
Ebd. (
1359
):
[der geist] wirt alzemole mit der gotheit durchflossen und úber gegossen.
Eichler, Ruusbr. steen
983
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
so vns die flússe siner suͤßekeit me durch fließent vnd v́ber fließen, so wir besser bevinden [...], daz die suͤßikeit [...].
Niewöhner, Teichner
442, 80
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dein genad [lieber herr] hat nicht bedrossen. | sew hat himel und erd durch flozzen.
Strauch, Par. anime int.
22, 18
;
114, 36
;
Rieder, St. Georg. Pred. ; ; ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
3686
;
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
5451
.
Vgl. ferner s. v.  2.