2
acht,
echt,
vereinzelt
2
achte,
echte
,
die
;
-Ø/-en
.
1.
›Verfolgung, Bedrängnis, in der sich e. P. befindet‹; oft im religiösen Sinne, dann ›Verdammung des Menschen, Fluch, unter dem er steht‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
2
 812.
Syntagmen
in a. fallen; in der a. verschwinden; aus der a. kommen; jn. aus der a. kaufen; schwere a. gottes; a. des tracken;
mit genitivus definitivus:
leides a.
›Leid‹,
schanden a.
›Schande‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Den cristin was wirs denne wê. | In den swindin âchtin | dî brûdere sus gedâchtin, | stritin sî dî vîende an | [...] | sô wêre Pruzinlant vorlorn.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 12
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
In bosheit versinket, in jamerigem ellende verswindet und in der unwiderbringenden swersten achte gotes.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
43, 8
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
gib rue in dir, das uns icht ferr | ein ruesam nacht in unser acht.
Klein, Oswald
32, 5
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wie das ich mächt | dort komen auss des tracken ächt, | derselb mich vächt.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ;
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Primisser, Suchenwirt ;
Thiele, Minner. II,
7, 184
;
31, 320
;
v. Künßberg, Acht.
1910, 7
f.
2.
›Acht, Rechtloserklärung e. P. durch dazu befugte Instanzen (Kaiser, König, Gerichte), Ausschluß aus dem öffentlichen Rechtsschutz‹, dadurch bedingte ›volle oder eingeschränkte Rechtlosigkeit, Friedlosigkeit‹ und die daraus folgenden Maßnahmen wie ›Verbannung‹, ›Verfestung‹, ›Strafe‹ überhaupt. Die verschiedenen Nuancen sind nur in Einzelfällen klar voneinander trennbar; rechtssprachl. Spezialisierung zu 1; semantische Berührung mit
1
acht
5.
Zur Sache: ;
Hrg
1, 25
f.; f.; f.
Überwiegend rechts- u. wirtschaftsgeschichtliche, häufig auch chronikalische Texte.
Bedeutungsverwandte:
,  2 (mehrmals),
2
 8131415 (jeweils häufig, meist in der Doppelformel
a. und aberacht
,
a. und ban
),  2, (
die
2 (mehrmals),  2, , , (mehrmals), .
Gegensätze:
,  12, .
Syntagmen:
die a. dulden / haben / leiden / erkennen / fürnemen / volstrecken; die a. kraft haben; der a. gefreit sein; in die a. kommen
(mehrmals)
/ fallen / verurteilt sein; in der a. sein
(häufig);
aus der a. kommen
(mehrmals);
sich aus der a. ziehen; bei der a. aus dem land ziehen; jn. in die a. (ge)bringen
(mehrmals)
/ bürgen / deklarieren / (ver)künden / erkennen / erklären / nemen / teilen / tun
(häufig);
jn. aus der a. lassen; jn. mit a. strafen / richten; etw. mit a. gebieten; etw. bei a. vermeiden / verbieten; des keisers / reiches
(häufig)
/ königs / landes
(mehrmals) /
gerichtes a.; pön der a.; keiserliche / königliche a.
(je mehrmals).
Wortbildungen:
kriegsacht
,
reichsacht.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz sal der keyser med dem swerde richten vnde mid dem werliken richte vnde mid der achte. § So sal det geystlike gerichte gwingen mid deme banne.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 21, 2
(
preuß.
,
1447
):
das die Hollander begerten der keserlichen ocht hir ins land gefreiet zcu siende.
Foltz, UB Friedb. (
hess.
,
1386
):
daz die von Wurms uszer banne und ahte koment.
Laufs, Reichskammergo.
269, 8
(
Mainz
1555
):
daß [...] demselben churfürsten, fürsten oder standt gebotten werden soll, die erlangten urtheil, verfallen peen und acht zu volnstrecken.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Tzuhet sich dy vrouwe nicht vs der ochte myt rechte vnd vnschuldiget sich des mordes.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
185, 30
(
thür.
,
1474
):
unde sint dy teter [...] nach rechten cleyden unde nach rechter furderunge in dy achte genomen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
Wurde dann die missetat zu recht gnug bewisen, So sol alssdann die acht erkant werden.
Geier, Stadtr. Überl. (
alem.
,
1532
):
das er ... weder in aacht noch bann, deßgleichen weder vor hoff-, land- oder andern gerichten rechthengig sei.
Schlosser, H. v. Sachsenh. Mörin
3539
(
schwäb.
,
1453
):
Man möcht in wol geladet hoͮn | Zů Swaͮben dort für mang gericht. | Het er sich da verantwürt nicht, | So wer er kommen in die aͮcht.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1556
):
darzue die spännischen und die, so in der acht seind und auch die eerlosen, als mainaidig, offen eebrecher und ander dergleichen offenbarlich verluembdt personen.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
62, 13
(
schwäb.
,
um 1435
):
Von der auchte, wie ainer geaͤchtet wirt, wen man daruß lassen [...], wie der uß aucht komen ist dem cleger ains rechten sin
[es folgen viele Einzelangaben zur Sache].
Henisch (
Augsb.
1616
):
Acht geschicht durch den Keyser / Bann durch den Bapst [...]. In die acht thun / mit leib vnd gut in die acht thun / verjagen / einem weg vnd steg / wasser vnnd waid verbieten / Vogelfrey machen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen in der Acht oder bann thůn / Eim wasser vnd weyd verbieten / Einen von gemeinschafft vnd brauch wassers vnd fheürs bannen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1592
):
Wür haben auch gesetzt: Wann [einer] rechtloß oder in ächt und anleite erclärt wurde.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
nam inen was si hetten, tet si in acht und aberacht, verschiket si in das elend.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
14. Jh.
):
pring man iemant der in dem vorgenanten uͤrbar gesezzen ist umb ein schuld in di aͤcht an der lantzschrann.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. ; ; ;
Behrend, Magd. Fragen ;
Toeppen, a. a. O.
1, 351, 8
;
2, 218
;
15
;
Laufs, a. a. O.
183, 31
;
259, 31
;
Foltz, UB Friedb. ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ; ;
Beyer, UB Erfurt ;
Pyritz, Minneburg
3979
;
Kohler, a. a. O. ;
Engel, Rats-Chron. Würzb.
224, 4
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Meisen u. a., J. Eck
58, 14
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Leisi, Thurg. UB
6, 683, 10
;
Bächtold, N. Manuel. Papst
110, 205
;
Klein, Oswald
99, 25
;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
10, 6
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Winter, Nöst. Weist. ;
McClean, Havich
4348
;
4419
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Voc. Teut.-Lat.
a iiijr
;
Schmid, R. Cysat
6, 2
;
Obenaus, St. Jörgenschild.
1961, 148
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 79
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
59
;
Bad. Wb.
1, 22
;
Vorarlb. Wb.
1, 49
;
Dietz, Wb. Luther ;
v. Künßberg, Acht.
1910, 12
f.
3.
in Folge der oft vorhandenen faktischen Verbindung von Acht und Bann vereinzelt auch ›Kirchenbann, Exkommunikation‹.

Belegblock:

Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1494
):
derjhenige, der sich der kirchenguter unnd gerechtigkeit underzceyget [...] in den bann unnd geistlich achte gethan unnd geworffen sal werden.
Fastnachtsp. (
15. Jh.
):
Ein junges weip [...] | Die nem ich fur zwen grosch ein nacht, | Und wer ich darumb in pabstes acht.
v. Künßberg, Acht.
1910, 8
.
4.
›das Recht, die Acht auszusprechen, Gerichtsbarkeit‹; Metonymie zu 2.
Bedeutungsverwandte:
2
 1,  5; vgl. ; in der Nuance ›Gerichtsbarkeit‹ semantische Berührung mit
1
 5.

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
is gehorte die geistliche achte an.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1617
):
Erstlichen hat die herrschaft Stickhelberg ain freies bluetgericht zu Hollenthan, an der Zehet-Stickhel, mit allen gerechtigkeiten, pann und acht [alß] zu Wien oder Neustatt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, o. J.):
das [richten] sol der lantrichter thuen, der pan und ächt hat.
5.
›Dokument, Urkunde mit der Achterklärung, Achtbrief‹; Metonymie zu 2.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl. ,  2.
Zur Sache:
v. Künßberg, Acht.
1910, 26
f.

Belegblock:

Laufs, Reichskammergo.
136, 7
(
Mainz
1555
):
so eynem botten edicta, acht und dergleychen offene brieffe zu verkünden befolhen würde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1506
):
am eritag [...] slug man hie ein pirgemenen echt an daz rathaus.
6.
›die zur Aufhebung der Acht erforderliche Summe, Gebühr‹; Metonymie zu 2.
Zur Sache:
v. Künßberg, Acht.
1910, 31
f.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , , .

Belegblock: