trutzen,
tratzen,
trotzen,
V.;
auch mit Uml.; in 1 vorwiegend tratzen
. – Gehäuft literarische und religiöse Texte.
1.
›jn. (mit Absicht, durch entsprechende Verhaltensweisen) ärgern, herausfordern, provozieren; sich (jm. gegenüber) spöttisch, boshaft, feindselig verhalten‹; speziell: ›jn. (in Schriften u. dgl.) beleidigen, schmähen‹; jeweils als Verhalten / Handeln, das sich gegen andere richtet und als den sozialen Frieden störend beurteilt wird; auch verstärkend trutzen und tratzen
; Phraseme:
trutzen und tratzen
(formelhaft).Bedeutungsverwandte:
6, 9, 10; 11, 1, 1, 4, 1; 2, 5, , , , , (V.) 2, 1
2, (V.) 3, 2, 3, , , , , , , , , , .Syntagmen:
j. t
. (absolut); jn
. (z. B. den herren, die biederleute / altgläubigen, die Römer
) / etw
. (z. B. alle tiere
) t., jn. mit dichten / stichworten, mit hurerei t
. ›jn. des Ehebruchs bezichtigen‹; subst.: j. von dem trutzen lassen
›ablassen‹, sich js. trutzens nicht annemen, jn. mit trutzen fatzen
; das trutzen der mäuse
.Belegblock:
wollen wir den HErrn trotzen?
[
neideMentel
1466: ]
Sind wir stercker denn er? Ebd.
2. Kor. 11, 20
: Jr vertraget [...] So euch jemand schindet / So euch jemand nimpt / So jemand euch trotzet
[
erhebtMentel
1466: ;
sich [...] vber euch hebtLuther
1527: ]
/ So euch jemand in das angesichte streicht. Baußback mit rath / | Die Froͤsch zu sich beruffen hat / | Auß allen Seen / Teichen / Pfuͤtzen / | Zuerwarten der Meuse trutzen.
Nach dem jetzt die grimmigen Lawen | All Thier fast trutzen vnd bedrawen.
Bitt in, daß er wöll geben mer, | die also tun beschützen | sein heiligs wort und göttlich ler, | und sie nit laßen trutzen.
Du kanst deim feindt nit würser than, | Denn: nimb seins trätzens dich nit an!
So er die leut thuet trutzn und tratzen, | So thut man in her-wider fatzen.
sie hat mich gar lang thun fatzen | Mit stichworten, hönen und tratzen.
tetten es die fuͤrsten unerlich schetzen, | so ließ manger von soͤlichem tretzem [wuͦchern, röben und falscher köff, | spilen, schelten und schweren, | höchfart triben und unerlich zeren].
[...] daß si so hoch und on end die altglöubigen [...] verschmächtend, tratztend, spätzletend, ranztend und verachtend.
Es tratzt mich einer diser orten | mit fräflen, lichtfertigen worten.
Tratzen / Zuͦ zorn reitzen. [...]. Biderbleüt Tratzen vnd beleydigen. [...]. Einen Tratzen vnd verspotten.
wie die Römer und ir kaiser [...] von [...] den Teutschen, angegriffen, umbgetriben, gezeckt und geträtzt sein worden.
Jörg, Salat. Reformationschr.
99, 13
; 2.
›sich (jm.) widersetzen, (jm. gegenüber) widerspenstig verhalten; selbstherrlich, anmaßend, überheblich auftreten‹, dann oft in der präpositionalen Fügung auf etw. trutzen
›auf etw. bestehen, beharren, pochen; sich hochmütig (mit übertriebener Selbsteinschätzung) auf etw. stützen; auf etw. bestehen‹ gebraucht; jeweils negativ bewertetes, kooperationsstörendes Verhalten charakterisierend; Phraseme:
trutzen und pochen
(formelhaft).Syntagmen:
j. t
. (absolut); jn. / jm
.? (im Beleg got
) t
.; sich e. S
. (Gen.obj.: des
) t
.; j. stolz, mit seinem reichtum, auf seinen reichtum, mit seiner macht t., der widder auf seine stärke t
.Belegblock:
Die gantze Gemeine [...] haben [...] das gemeine Weidegeldt S.f. g. zu geben geweigert und sich des getrotzet, daß [...].
Wie gar ist doch das uber aus Gott gepocht und getrotzt!
die itzt also scharren, bochen und trotzen, die waren jnn der Beurisschen auffrhur so verzagt, das sie [...].
Derhalben sich [der Wider] gar hoch auffmutzt, | Zu sehr auff seine stercke trutzt.
Lass einen andern mit grossem Reichthumb pralhen vnd prangen / trotzen vnd pochen.
Die sich ver lasen in der Sume | auff ir groses gut früe vnd spate | vnd druczen auf iren reich thume?
Der Tiran̄ feret hin in Gottes zorn vnd vngnad / vnd alles was er hat / war auff er trotzet / vnd bochet / bleibt hinder jm.
3.
›sich entschlossen, unnachgiebig verhalten; jm., einer Bedrohung, Versuchung u. dgl. widerstehen, jm. mutig, selbstsicher (auch: im Vertrauen auf Gott) entgegentreten‹; ›etw. abwehren, sich vor etw. schützen‹; im Unterschied zu 2 als ordnungsbewahrend beurteilt und positiv konnotiert; in der präpositionalen Fügung auf etw. trutzen
›zuversichtlich auf etwas vertrauen, sich auf etwas stützen‹; vereinzelt in poetischen Texten: ›einer Sache (in einer bestimmten Qualität) ebenbürtig bzw. nahezu überlegen sein‹.Syntagmen:
die feinde, den teufel, den / dem tod, den tyrannen t., js. augen den rubin, die tulipan den türkenbund t
.; auf etw
. (z. B. auf eine verheissung
) t., sich auf den herren, vor der untreue t., j. wieder den tod t
.; subst.: js. trutzen (ein) köstlich ding sein
.Belegblock:
Nur unsre schönen Bücher | sind für dem Untergang’ am allerbesten sicher | und trutzen ieden Tod.
das man widder den tod und helle rhuͤmen und trotzen sol: ,Tod, wo ist dein stachel [...]?‘
Jch ward fuͤr alle Pferd erwehlt / | Vnd dem Marstaller vntergeben / | [...] | Das ich lernt traben / wenden / stutzen / | Springen / lauffen / die feinde trutzen.
Dein’ augen trutzen wol den edelsten Rubin / | Vnd fuͤr den Lippen muß ein Tuͤrckiß auch verbleichen.
Nun kompt die Tulipan / | Die einen Tuͤrckenbund an Farben trotzen kan.
lobt ob allen dingen | [...] ein gottförchtigen mann, | Der trewlich lehrn und rhaten kan, | Sich selb kann hüten und beschützen | Fürsichtig vor der untrew trützen.
Dargegen gehet es den Verfolgern des Worts wol / sie stehen fest wie ein Pallast [...] vnd darumb muß jhr trotzen koͤstlich Ding seyn.
wie uns [alle fromenn allten cristen] gott ouch durch die natur und creaturen warnen laat / trutzet / weert / und mant / alls ein barmmhertziger trüwer vatter.