beleidigen,
V.
1.
›jm. Leid, Schmähungen o. ä. zufügen, jn. belästigen, hindern, schädigen, mißhandeln; jn. in seinen Rechten antasten; js. Natur beeinträchtigen, (mit der Erbsünde) belasten‹; offen zu 2; 3; 4.
Phraseme:
jn. mit worten und / oder / noch / werken beleidigen
.
Bedeutungsverwandte:
 9,  5,  8,  23,  1,  234,
1
 7,  3, I, 56,  3,  1,  23,  2,  456,  2, (V.) 3, , (V.) 3, (V.) 67, , , , .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den abt / apostel / babst / bürger, got
)
b., jn. an leib / ere / gut b., jn. mit der tat, durch die sünde b
.;
die creatur mit der sünde beleidigt sein
;
dem beleidigten abtrag tun
.
Wortbildungen:
beleidiger
1,
beleidigter
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Nocere. Letzen verletzen verunrechten beleidigen beschedigen vernachteiligen krencken schwächen.
Köbler, Ref. Wormbs
324, 23
(
Worms
1499
):
den der ime also verkündet oder gebüt nit schmelichen handelen anfechten noch beleidigen mit worten oder wercken.
Reu, Süddt. Kat.
1, 259, 22
(
Heidelberg
1563
):
Daß ich meinen nechsten weder mit gedancken, noch [...] mit der that [...] schmehen, hassen, beleidigen, oder tödten [...] sol.
Kollnig, Weist. Schriesh.
195, 20
(
rhfrk.
,
1519
):
sollen also aller dieser obgerürten irrungen [...] vertragen sein und bleiben, keiner den andern darüber ferner diengen belaidigen.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 22, 22
(
Wittenb.
1545
):
Jr solt kein Widwen vnd Waisen beleidigen.
Ebd.
Jes. 19, 20
:
Denn sie werden zum HERRN schreien fur den Beleidigern.
Ebd.
Mt. 5, 44
:
Bittet fur die / so euch beleidigen vnd verfolgen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
78, 12
(
Nürnb.
1548
):
Wie leychtlich es geschehen sey / das wir wider eynen andern etwas thun / vñ in beleydigen / vnd gegen vnserm nechste͂ / der vns beleidigt hat / dest linder sein.
Wickram
4, 12, 14
(
Straßb.
1556
):
hielten sie ire kinder darzuͤ / das sie niemants belaidigten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
aller belaidigten sondern personen ob⸗ und anligen väterlich und gunstigclich zuͤ beratschlagen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
um 1600
):
Ob auch jemand den andern umb angebung ainichen übertrettens mit worten oder wercken belaidigen wurd.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Deß beleidigten gebett erhoͤret Gott.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Ain iegleich crêatûr ist belaidigt mit der sünd des êrsten menschen.
Thiel, Urk. Weltenb.
108, 37
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Reichmann, a. a. O.
178, 16
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 8, 5
;
Wintterlin, a. a. O. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
32, 4
;
Alberus
H iiijv
;
Schwartzenbach
v iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›jn. verbal schmähen, beleidigen, js. Ehre oder Stellung antasten‹.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
got, den vater / son, die mutter
)
b., jn. mit worten / unwarheit b., js. huld b
.;
sich beleidigt achten
.
Wortbildungen:
beleidiger
2.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
31, 10
(
Worms
1499
):
dem der also beschwert oder beleidigt were auch erstattung thun nach gestalt der sache͂.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Hiedurch achtete sich der Koͤnig in Franckreich in der Person seines Ambassadeurs hoͤchlich beleidiget.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
meine hoͤchstgebietende Prinzeßin mit Unwahrheit zu beleidigen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
176, 13
(
Nürnb.
1548
):
huͤte dich / das du jn [Got] nit beleydigest.
Maaler (
Zürich
1561
):
Vatter vñ můter Beleidigen vñ schmaͤchlich halten. [...] Beleidiger Der allen fleyß anlegt einen zebeleidigen.
Mit worten einen Schmaͤhen vnd beleydigen / uͤbel vertragen vnnd verschwaͤtzen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
197, 22
(
moobd.
,
1524
):
auch sonnst die leutt mit pösen schympflichen wortten belaydigt.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Darumb er [...] ewiklich gestraft wirt, als ain grosser vbeltaetter vnd ewiger belaidiger gotes.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
244
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Roloff, Brant. Tsp.
2041
;
Brandstetter, Wigoleis
233, 28
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Rot
329
;
3.
›jn. verletzen; (eine Truppe) durch Verwundungen dezimieren; (ein Tier) beißen, stechen‹.
Bedeutungsverwandte:
 9, (V., unr. abl.) 8, .
Syntagmen:
jn
. (z. B.
die person, das weib
)
b., den haufen b., jn. am auge / or / leib b., den fus am stein b
.;
sich mit dem beleidigten vergleichen
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
der vom thurm aus der Newstadt schos [...], beleidigte etliche personen und unter denen ein schwanger weib.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
101, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das dein hauff dester minder von jne beleydigt würd vnd dester ganczer bleipt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu vlieg belaidigt der hund ôrn gar sêr sumerzeiten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Wer mit ainer faust schlögt, [...], die straff dopelt und sich mit dem belaidigten zu vergleichen.
4.
›(ein Wirtschaftsgut) in seiner Funktion beeinträchtigen, Schaden anrichten; jn. wirtschaftlich schädigen, jm. Nachteile bereiten‹.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
157, 15
(
rhfrk.
,
1595
):
seines nächsten gränze dardurch zu ringern, der soll [...] zehen gulten erlegen, halb dem beleidigten, di ander helft gnädigster herrschaft.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1534
):
wer demselbigen [federspill] zu nahent holzt, abwirft oder belaidigt, ist pueß verfallen.
Ebd. (
1674
):
soll kainer ainigen marchstain oder marchpaumb belaidigen vilweniger außwerfen noch umbhacken.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
A. 17. Jh.
):
dem ambtman 60 ₰ zu raichen, dem belaidigten sein schaden abzulegen und das thor mit ainer eißenen widen wider zu keren.
5.
›sich leidselig verhalten, sich grämen, leidmütig sein‹.

Belegblock:

Henisch (
Augsb.
1616
):
Beleidigen / leidmuͤtig sein / se contristare, excruciare. Warumb beleidigst du dich vmb.