pochen,
puchen,
V.;
zu
mhd.
bochen, puchen
›trotzen, plündern‹
(), lautmalende Bildung mit Parallelen in anderen
germ.
Sprachen (
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1022
).
1.
›auf etw. (z. B. Wäsche) schlagen; etw. bearbeiten, säubern‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1430
):
Auch sullen soliche barchan gebuchet werden mit slechter eschen oder auch mit weydeschen und nit anders.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 24, 13
(
Straßb.
um 1514
):
Stroseckẽ vñ ouch d‘ windel | Gehoͤren mer dann zů einem kindel | Vnnd sind so reyn vnnd wyß gebucht.
2.
›auf etw. (z. B. Erz) schlagen; etw. zerstoßen, zerkleinern‹.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1503
):
das gut ertz darinne vorwardtt und in verschlossener thur gepucht werde.
das man alles ertz woll puch und scheide.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1527
):
14 hulen gar geringe lose ertz gepochtes.
Ebd. (
schles.
,
1528
):
Dass alle ertz rein gepucht und geleutert und nicht ehe abgeteilt oder abgemessen sollen werden.
Ebd. (
schles.
,
1650
):
darnacher in den bergwerken, wie das ertz gepochet gesichert und das gold darbei geschieden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
90, 21
(
omd.
,
um 1559
):
ob man von derselben zechen puche ader aufbereite, zwitter fuhre ader schmelcze.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 131
(
Wien
1537
):
soman anfacht zu puchen / so sollen die Arbaitter zu morgens vmb fuͤnf vr anfaren.
3.
›jn. mißhandeln, plagen‹.

Belegblock:

Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
um 1530
):
das man sich jha des ubrigen pochens und grausamen scheltens enthalte.
Gille u. a., M. Beheim
453, 132
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Also viengen sy an zw hant | auff die von Triest [...] | Mit kriegen und urlagen, | grossem pochen und pagen.
Sachs (
Nürnb.
1526
):
Mit parem gelt thut er ihn pochen.
Ebd. (
Nürnb.
1558
):
Er [...] | Nit hielt, was er da hett versprochen, | Sonder thet mit graf Gerhardt bochen, | Biß er in in den harnisch bracht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Das Laͤmblein zart durchnaͤgelt hart, | Sagt niemaln Weh noch Ochen, | Ließ sich von allen pochen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Das war ir ain grosse frewdt, also auch, das sie den andern son damit anfieng bochen.
keiner der üweren darumb understanden durch sy oder soͤmlich mittel üch zů bochen und zů zwingen.
4.
›etw. (z. B. Dörfer, Höfe) plündern‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1524
):
ist höchlich zwbesorgen, das sie [...] die Dörffere pochen, das land verheren und verwusten.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
her wolde ander dorffere ouch poche.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
Uff die nacht ward angeschlagen, zu uberfallen und pochen den Henserhof, teutzsch hof, das frauencloster.
5.
›trotzig, hochmütig (mit übertriebenem Selbstgefühl) sich auf etw. stützen; auf etw. bestehen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
so das ich mich des selbigen, und alles was sein ist, ruͤmen darff und drauff pochen und trotzen wider sünde, todt, Teuffel.
Ebd. (
1544
):
Nimpt zum zeugen totam scripturam et praesertim Mosen, auf den sie so bochen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Wittenb.
1537
):
ir werdet [...] unsern feind, den leidigen amechtigen Galileer, auf den die giftigen lutherischen buben pochen, nicht einreumen.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 5, 29
([
Eilenb.
]
1524
):
weil du ia so hoch drauff puchest / findestu nicht dz Maria die mutter Gottis oder die iunger CRISTI mit wasser getaufft seint.
Gille u. a., M. Beheim
447, 263
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ach darff nieman | auff hupschikait nit pachen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
nobd.
,
1524
):
Und glaub, was er dir hab versprochen, | Werd er dir halten (solt drauf bochen).
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Sie [tyrannen] buchen nur auff gwalt und macht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
233, 8
(
Nürnb.
1548
):
das wuͤrden sie nit thun / wo sie nit Herrn weren / vnnd auff jhr macht vnnd vermoͤgen bocheten.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Er gibt, bei got, off bochen nüt; | Der tüffel steckt im in der hüt.
Anderson u. a., Flugschrr.
6, 5, 25
([
Augsb.
]
1523
):
also bochte der ellend mẽsch auff seinẽ strosack vnd kutten.
6.
›ungestüm, zornig, trotzig, prahlerisch auftreten, handeln, reden‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wer pochen vnd viel wort kan machen, | Der thut das wenigst zu den sachen.
Des starcken hoffart, trotz vnd bochen | Muß mit jm ewiglich vergahn.
Luther, WA (
1544
):
welchen ich lieb habe, mit dem werde ich freilich nicht zuͤrnen oder jm unrecht thun noch wider jn pochen oder unleidlich sein.
Aber das best ist, das sie Gott nicht dazu anruffen odder sein doch gedechten, wenn sie so trotzen und pochen.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Tim. 3, 3
(
Wittenb.
1545
):
Es sol aber ein Bischoff [...] nicht bochen / nicht vnehrliche Hantierung treiben.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Ich [...] gib mein zehenden ohn pochen | Von allem, das ich hab auff erd.
So die herrschaft mit voller güt | Ir gemeyn sänfftmütig regiert, | Fein freundlich, nicht pocht noch stoltziert.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
228, 29
(
Nürnb.
1548
):
Der Tiran̄ feret hin in Gottes zorn vnd vngnad / vnd alles was er hat / war auff er trotzet / vnd bochet / bleibt hinder jm.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1547
):
aber dem landtgrafen werden gar wenig personen zuegelassen, und das gewinnt er an seinem bochen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
76, 18
(
Basel
1494
):
meyster hans vō Mētz | Vnd ouch syn sůn Vincentz | Vil ruͤmen hoher sachen sich | Vnd bochen staͤts zů widerstich.
Bächtold, H. Salat (
Luzern
1537
):
komend mit witloufenden, hochen reden, mechtigem gschrei, brachten und bochen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Rom [...] hat alwegn mit dem glück gepucht und sich wider alles unglück aufgepäumt.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
moobd.
,
1524
):
dann die bauren laßen in nit gern etwas mit bochen an gewinnen.
Qu. Brassó
5, 460, 16
(
siebenb.
,
1613
):
Der Geczy aber hat ubel herkegen getan und fuer unmueglich von Bathory anzunehmen geacht, hieruber gepocht, getrotzet.