kraftlos,
kräftlos,
Adj.
1.
›ohne körperliche oder seelische Stärke‹;
vgl.
kraft
 1; 2.
Bedeutungsverwandte:
ausgemergelt
(s. v.
ausmergeln
),
krank
(Adj.) 1; 2,
mangelhaft
 4,
müde
(Adj.) 2,
nichtig
 2,
onmächtig
 2,
schwach
,
unbindig
,
unkräftig
,
untauglich
,
unvermüglich
,
unwierig
,
verworfen
.
Syntagmen:
j. k. werden, etw. k. sein
;
kraftloser man / mensch, kraftloses weib, kraftlose sinne
;
k. fallen / fechten / liegen / niedersiegen, jn. k. machen / schlagen
;
k. an wiz, von alter / schaden
.
Wortbildungen
kraftlose
(dazu bdv.:
blödekeit
 1,
amacht
 2,
schwachheit
).

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 201, 3
(
Köln
1582
):
Die gwaltreichen ins gemein, | Krafftlos onmechtig worden sein.
Wunderlich, Fierrabr.
9, 10
(
Simmern
1533
):
khunt ist / wie crafftloß vnd erlegen ich des ergangen streits halben war.
Ralegh. America
22, 36
(
Frankf.
1599
):
machte vns die grosse Hitze krafftlos.
Rupprich, Dürer
3, 295, 449
(
nobd.
,
1528
):
dein vermuͤgen ist krafftlaß gegen Gottes geschöff.
Franck, Klagbr.
221, 27
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
ein rott heylloser [...] leut / nit auß den schwachenn krafftlossen außgemergelten menschen.
Bihlmeyer, Seuse
45, 23
(
alem.
,
14. Jh.
):
die hend zitreden von kraftlosi.
Ebd.
113, 18
:
Dú erst seig da nider kraftlos, dú ander ward och enklein swach.
Kurz, Murner. Luth. Narr
3355
(
Straßb.
1522
):
Der seeloß vnd der krufftlos man.
Koller, Ref. Siegmunds
341, 17
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
es machet krafftlos alle die, die sich wyder dise ordenunge stellent.
Koppitz, Trojanerkr.
8266
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz ich creftlosses wib | Han sunder alles logen | Gesechen mit minen ougen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
75, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Gebrist dem menschen dis sins [...] so sint die andren geistlichen sinne kreftlos.
Päpke, Marienl. Wernher
8447
(
halem.
,
v. 1382
):
Vil kreftelos und ane macht | Mit dem tode er ieczent vacht.
Gereke, Seifrits Alex.
6087
(
oobd.
, Hs.
1466
):
die Chriechen warn aber krankch, | dar zuͦ alt und chreftlos.
Munz, Füetrer. Persibein
200, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Krefftloß ab in den annger | viell der gar vngehewr.
Jostes, Eckhart
52, 16
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
152r, 35
;
Kehrein, a. a. O.
2, 707, 11
;
Bihlmeyer, a. a. O.
87, 19
;
230, 26
;
318, 35
;
319, 17
;
Schmidt, a. a. O.
154, 12
;
Päpke, a. a. O.
9634
;
9854
;
Munz, a. a. O.
265, 6
;
Maaler
261r
;
312v
;
Schwartzenbach
K iijv
;
Golius
244
;
Schwäb. Wb.
4, 667
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 92
.
2.
›ohne Rechtsgültigkeit‹;
zu
kraft
 7.
Gewisse Beleghäufung bei Rechts- und Wirtschaftstexten.
Bedeutungsverwandte:
1
ab
 8,
ausgetilgt
,
erloschen
,
machtlos
 1,
nichtig
 2,
rechtlos
 3,
tot
 5,
unbündig
,
unerheblich
,
ungegründet
,
unkräftig
,
unmächtig
,
unnüz
,
untauglich
,
untüchtig
,
unwert
,
üppig
.
Gegensätze:
kräftig
 4.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
einen brief / spruch, ein gelübde
)
k. machen
;
kraftloser brief / verbot, kraftlose bulle / erbschaft / gabe, kraftloses gemächt / geschäft / wort
.
Wortbildungen
kraftlosigkeit
(dazu bdv.:
nullität
).

Belegblock:

Schöpper
91a
(
Dortm.
1550
):
Irritum. Nichtig vnwerd vnkrefftig machtloß krafftloß vnbuͤndig von vnwirden vntuͤglich.
Chron. Mainz
1, 67, 16
(
rhfrk.
,
15. Jh.
):
der brief [...] ist kraftlois, wan der leste sunebrief hait in kraftlois gemacht.
Köbler, Ref. Wormbs
183, 23
(
Worms
1499
):
vbergaben die gescheen zu schaden [...] des gemeinen nutz [...] weren von vnwerrden kraftloss vnd vnbündig.
Küther, UB Frauensee
277, 31
(
thür.
,
1495
):
was [...] furgewant wurde, sol alles crafftloß unnd untogelich synn.
Köbler, Ref. Nürnberg
271, 14
(
Nürnb.
1484
):
deßgleichen so das darnach seiner vnkraft oder krafftlosigkeithalben angefochten wuͤrde.
Rennefahrt, Statut. Saanen
49, 13
(
halem.
,
1429
):
sol [...] der geltschuldbrief kraftloß sin.
Ders., Zivilr. Bern
758, 35
(
Bern
1615
):
ist jhnen zuͦgelassen, gesagten spruch mit recht krafftloß zemachen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 311, 13
Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1507
):
ich bitte daz du kumest vnd maches v́ppig
[Var.
krafftloß
]
das gelúbde das du hast.
Fuchs, Kart. Aggsbach
392, 18
(
moobd.
,
1476
):
alles, so wider solich unser verbott unnd befelchen beschiechet, soll gancz ab vnd crafftlos sein.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
260, 2
(
m/soobd.
,
1629
; Hs.
1862
):
soll der selbst [verpott] nicht allain craftloß, sondern [...] für ainem gewalt gerechnet [...] werden.
Köbler, Ref. Wormbs
191, 6
;
Ders., Stattr. Fryburg
95, 7
;
Rennefahrt, Statut. Saanen
112, 8
;
Koller, Ref. Siegmunds
294, 25
;
Schwartzenbach
K iijv
;
Ulner
427
;
Rwb
7, 1378
;
Schwäb. Wb.
4, 667
;
Vorarlb. Wb.
2, 135
.
‒
Vgl. ferner s. v.
argwönig
 1,
bedrangen
 2.