kräftig,
Adj.
1.
›körperlich stark (von Lebewesen), schlagkräftig‹;
vgl.  1235.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 2,  11,  2, , .
Syntagmen:
kräftige schar, kräftiges bein / her
;
k. in gewere / streit
;
k. des leibes
.
Wortbildungen:
kräftigkeit
1.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Do hie [busschoff] sy alsus zo eme gewan | ind reichtes intsetzen hie began | die creftich woren von huysgenosen.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
mag aber kein Figur des Leibs Christi [...] vor eyn soͤlche ware speiß / sonderlich die zur vnsterbligkeit [...] des leibs / krefftig vñ wircklich sei / gehalte͂ werden.
Karnein, Salm. u. Morolf
69, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Die burger von Naplis kament dar, | die von Marsilie brachtent im ein krefftige schar.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
17, 22
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
sint sy [Tartirn] [...] creftik in aller erbeit unde angiste, in stritin unde gewerre.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Die Gnade des Himmels macht Koͤnigl. Personen kraͤftig.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
sú [...] fuͦrent sament úber mer | Mit vil kreftigem her.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
er erwelt vierczig mǔnch vs die all kraftig vnd wol mǔgend wãrent.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz hinder tail, daz veraint ist mit der achseln, daz hât neur áin starkes kreftigez pain.
2.
›heftig‹; in religiösen Texten: ›geistige Stärke gebend, von göttlicher Kraft erfüllt‹; Ütr. zu 1;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 12,  13.
Syntagmen:
kräftiger abzug / beistand / durchbruch / got / klupf, kräftige gnade / minne / rede / reue / zeremonie, kräftiges band / einkeren / element / gebet / gebot / leben / sacrament
.
Wortbildungen:
kräftigkeit
2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
götlich natûre ist sô kreftic, swaz dar in geboten wirt, daz wirt alzemâle dar in gesast.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sol man wizzen, daz [...] natiurlîchiu menschlîchiu tugent sô edel und sô kreftic ist, daz ir kein ûzerlichez werk ze swære ist.
Pfefferl, Weigel. Ges.
34, 23
(
Hamburg
1646
):
das in diesem Neüen Testament die Sacrament oder Ceremonien weit kräftiger vnd höher sein, alß [...] im Alten.
Thiele, Minner. II,
27, 166
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
also ontfenget mich van bynnen | daz vuͦer der creftiger mynnen.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
548
(
pfälz.
,
1436
):
Crafft die erspringt vß dem wesen, wann e das ein dinck crefftig sin mag, so muͦs es vor eyn wesen sin.
Sermon Thauleri
2ra, 27
(
Leipzig
1498
):
so muß do ein krefftig einkeren gescheen ein einholen [...] aller crefft.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
schoͮwe denne, wie dú driheit der anderen schar, die herscher kreftger und gewaltscher volbringent die wúnklichen ewiggen ordnunge.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
519, 31
(
els.
,
1362
):
Es ist kein bilde kreftiger den menschen zuͦ bewegende denne der martiler liden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
die ahtetant wie groz dú creature ist an der kreftikait und an der groͤzzi des hýmels.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
So kreftig sint dinú gebot | Das niement tuͦn mag wan Got.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 54
(
halem.
,
15. Jh.
):
Genaͮde ist kreftiger art: si machet wider nature suͦsse alles liden.
Schmidt, Rud. v. Biberach
69, 22
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dv̌ menslich sel wirt [...] beweiget mit kreftigen kluphe.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
120, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
der gotliche wille unde ein ander der menschlich wille, der niht übermitz sich selber creftig ist zefüllene dü ding.
hail. altvaͤter (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
sin sǔnd begunden rǔwen vnd ward dǔ rǔw als kreftig.
Quint, Eckharts Pred. ;
Strauch, Par. anime int.
54, 26
;
Pyritz, Minneburg
5447
;
Lauchert, Merswin ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1175
;
Schmidt, a. a. O.
127, 5
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
90, 18
.
Vgl. ferner s. v.  5,  2,  2, .
3.
›wirksam, stark‹; z. B. von Arznei;
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
 10, .
Syntagmen:
kräftiger trank, kräftige hilfe / speise / würze, kräftiges mittel
.

Belegblock:

Perez, Dietzin
1, 405, 26
(
Frankf.
1626
):
sonderlich die boͤse Aufferziehung / welche zu allem boͤsen so kraͤfftig vnd maͤchtig ist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Merke [...] wie die kreftigen würze und die lustgebenden blumen [...] mußen zu nicht werden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der slangen vergift ist sô gar kreftig in iren werken, daz sie dem menschen ê den tôt pringt.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 170
;
Lehmann, Rezeptb.
207
.
Vgl. ferner s. v.  2,  2,  1.
4.
›rechtskräftig‹;
zu  7.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 4,  9.
Syntagmen:
k. (ver)bleiben
(z. B.
freiheiten, privilegien
)
/ sein
(z. B.
die pakta, die übergabe, das geding
);
etw. k. achten / beilegen / erkennen / erteilen / halten / machen / schliessen; etw. für k. halten
;
kräftiger brief / pakt, kräftige form / satzung / stätte / übergabe / wette, kräftiges geding / urteil
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
182, 15
(
Worms
1499
):
so der vbergeber innerhalb zehen tagen tods verfiele nach der vbergabe so ist die vbergab krefftig.
Ders., Ref. Franckenfort
53, 4
(
Mainz
1509
):
also das soliche pacta vnd geding [...] in solichen brautlauff brieffen verschrieben crefftig sein sollen.
Küther, UB Frauensee
218, 41
(
thür.
,
1446
):
Wir [...] wullen, das die [privilegien] in allen und iglichen yren clausuln puncten innhaldungen und artickeln krefftig und mechtig sin bliben und gehalden werden sullen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
82, 7
(
thür.
,
1474
):
eß were danne, daz ir sollich gud vor gerichte addir an andern crefftigen steten [...] gegebin were.
Ebd.
169, 25
:
so ist sollich orteyl [...] crefftiger unde bestendiger danne der schepphin orteyl.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
Die krefftigst form der testamenten / so die vor Rat oder gericht vffgericht werden.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
sü [...] gedohten, wie sie all ir ordenunge, die sye got und der welt geordnet hettent, krefftig mahten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
; Hs.
M. 17. Jh.
):
wier Albertus [...] wollen, das alles waß obgegriffenes für kreftig gehalten werde.
Köbler, Ref. Franckenfort
5, 25
;
Grosch u. a., a. a. O.
258, 23
;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Anderson u. a., Flugschrr.
4, 5, 20
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
97, 4
;
Vgl. ferner s. v.  1, ,  5