geschik,
mehrfach
geschikt
,
das
;
-s/geschicke
.
1.
›Bewegung, Geschehen, Begebenheit (in einem sehr generellen Sinne)‹.
Phraseme:
von geschicke
›zufällig‹ (semantische Beeinflussung durch
1
geschichte
2);
in einem geschicke
o. ä. ›in einem Zuge‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan alleine von erst liechte | Der mensch von sinnen sichte | Valle in der sunden stricke | Unwizens oder von geschicke.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
itzlicher solte haben gegeben 8 c(entum) fl., aber sie wolten das nicht geben, darumb musten die beide wider in ihre heuser gehen. Dis geschicke was gar ein ungehort dingk.
Die beyden furten die spitze und kamen uber den marckt in eyme geschicke und gehen vor Baltzers ecke vor Jacob Schaffkoffs krame.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 17
(
thür.
,
1474
):
in sollichem gestruchte unde geschigke sy eyn scheffer gestochen worden.
Gille u. a., M. Beheim
81, 27
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und irs lebens geschike | cherens in die glust diser welt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Jesus im erstenn geschick | An weißheit was volkumenn.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Vil ander geschickte und tëte der Römer lazz ich underwegen, wann ich der löbleichen herschafft von Österreich kroniken muͦzz beschreiben.
Ebd. a. a. O. ;
Thiele, Minner. II,
7, 154
;
Meisen u. a., J. Eck
45, 21
.
2.
›Plan, Regelung, Absprache‹; als Metonymie: ›Planungsfähigkeit, -begabung‹; als Spezialisierung: ›testamentarische Anweisung, Verfügung‹, dazu als Metonymie: ›Erbschaft‹.
Wortbildungen:
geschiknis
1 ›gerichtliche Verfügung‹ (a. 1452).

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Die weyl den durch gottis geschick und boszer menschen gesuch, on unszer schult, das reych uns geben ist.
Anderson u. a., Flugschrr.
15, 10, 15
([
Worms
1521
]):
in dem ist der from kaiser jaͤmerlich vmbkomen / der solicher geschick gewest das mann im ganntzen Reich ain hoffnung in yme gehapt / er werd noch groß ere einnlegen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
ein ordnung und geschick ob fewer hie in der stat außköme.
Köbler, Ref. Nürnberg
277, 1
(
Nürnb.
1484
):
Jn andern geschicke͂ der persone͂. [...]. mag es sein geschefft also vñ on vnd’scheid verpeene͂. so es sich desselben geschicks nit benuͤgen ließ. das Jm alßdann vnd darnach nichts werden noch geuallen sol.
Ebd.
260, 2
:
Von geschick der muter iren kinden [...] WO die fraw besonnder habe oder gut het. so mag sie iren leipliche͂ kinden ir verlaßne hab vñ gut [...] schicken.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1624
):
so habend ... mgh und oberen alle derglychen verpenigungen, ynziligungen und gschicklinen, deren sich die meister [...] wider den innhalt ires freyheit brieffs gebrucht, ... by höchster straff abgestellt.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
das Conrad [...] in Jerusalem mit grossen eren enpfangen ward und het sein geschikcht mit dem künig des selben landes.
Da er aber ferrer in Ungeren zoch und wollt da sein geschikch tuen, da fieng in ein garmächtiger landherr in Ungeren.
3.
›Fügung, planende Tat, Schickung (Gottes), Vorsehung‹; als Spezialisierung zu 2 auffaßbar.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
das
9, , ,
1
 2, .
Wortbildungen:
geschikde
,
geschiknis
2.

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
3953
(
ohess.
,
1501ff.
):
es mus syne ein gottis geschicht! | dannach gleube ich nicht daran, | als ye die Juden hayn gethaynn!
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Dy [philen] der tuvel czoch mit ylen | Uz deme kocher gewisse | Der gotlichen geschicnisse.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wir sein ein geschickte, das alle leut fellet. Die großen heunen mußten vor uns fallen.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
die wird die dir [Maria] ist bereyt | von gotlicher geschickte ye wart.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Leib, sel, fleisch, plut, marck, peyne, | Im ersten augenplick | Geformt ein kindlin cleine | Auß gotlichem geschik.
Menge, Laufenb. Reg.
644
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
was do hett das leben | Das empfohet ir Influsse In | Ye noch der geschikde sin [gott].
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Do dy dienär gottes des herren das göttlich geschikt also von den vogeln sachen, da volprachten sy da, das sy anderswo gedacht heten, und stifften ein kostpärs chloster.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Wan das alt römisch reich hat alwegen als stark rigel, [...], zwên ewig abgesagt, totfeind (aus besunderm geschick got des almechtigen) gehabt: die Teutschen [...] und die Persier.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
46, 24
;
Dietz, Wb. Luther ;
4.
›militärische Aufstellung, Schlachtordnung‹;
vgl. (Adj.) 5.
Bedeutungsverwandte:
(
die
1,  7,  2; vgl.  3.
Syntagmen:
ein g. machen, js
. (z. B.
des feindes
)
g. erfinden
›ausspähen‹;
im g. hinausziehen
, [wo]
halten, von dem g. wissen
;
das g. der wagenburg, zu dem gefecht, mit dem volk
;
das gute / neue g
.

Belegblock:

Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
66, 3
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
zu mercken notdurfft, ordenung vnnd geschick der wagenburck jn ein feldt zu denn veinden vnnd vonn denn veindenn.
Gille u. a., M. Beheim
104, 803
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Da liess er auff der selben stet | sein volk sameln waz er nach het | und macht ain new geschike | Und ordenung zu dem gevecht.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
do machten die unsern ir geschick und wolten mit im getroffen haben.
Gagliardi, Dok. Waldmann
1, 167, 10
(
halem.
,
1476
):
Da brach iederman uff und macht man ein ordnung und ein geschickt und zoch man im namen gotz an die vind.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Wurden alda zu rat, si wolten in der ordnung verharren und im geschik vor der stat halten die ganzen nacht pis morgen frue, dieweil si nit wisten der feind anschlag.
5.
›kleine Erzader, mineralhaltiger Gang‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  7,  2; vgl.  3, (
das
8.

Belegblock:

Schmitt, Fachprosa
37, 12
(
Leipzig
um 1500
):
darnach dy geng mer vnd mer von tzufelligen klufften vnd geschicken werden voradelt.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
146, 25
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Aufgehung der waßer geschehen nicht es hab dan zuvorn der bergkmeister undt geschworne die tiefsten örter und försten behauen und, was vor tröste der vehlle und geschicke halben vorhanden, in verzeuchnus gebracht.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
82, 8
(
osächs.
,
1545
):
Jocuff Bernfeller mit seinem sone Augustinus haben aufgenomen und bestetiget eine fundgruben mit zwein weren auf den geschigke, das sie mit irem erbstollen, am Hosewetter gelegen, uberfaren haben.
Ebd.
163, 1
(
1540
):
Was ehr hinfüro mit solichen stoln an klüften, gengen ader geschiken erschürfte oder uberfüre, das ich vor allen andern der erste muter sei.
Golius (
Straßb.
1579
):
Venula vel fibra, klufft / oder geschicke.
Weizsäcker, a. a. O.
82, 26
.
Vgl. ferner s. v. .
6.
›Inhalt eines Beutels‹.

Belegblock:

Schles. Wb.
1, 407
(a. 
1576
).