gefärte,
das
;
-s/–
,
gefärt,
das
;
-(e)s/
auch
;
zu
mhd.
geverte
›Weg, Schicksal‹
(f.).
1.
›Gesamtheit der Reisegefährten, Reisegesellschaft, Tross, Zug‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 429, 30
(
preuß.
,
1425
):
das sy [...] umbe merer sicherheid willen in eyme geferte mit enander czogen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd begund mit den iungen zetrachten die mit ime waren derwachssen vnd waren in seim geferte.
Schmitt, Ordo rerum
109, 12
;
Shess. Wb.
2, 1155
;
2.
›Fahrt, Reise, Unternehmung, Weg‹.
Phraseme:
etw. zu gefärte bringen
›etw. auf den richtigen Weg, in Ordnung bringen‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
dit geverde geschach van her Evertz wegen van Limburch.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Schickt ander Knecht auffs gferte, | Ladt allerley Leuth wen jhr nur find, | Auff daß mein Hauß voll werde.
Gille u. a., M. Beheim
124b, 455
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Wann sy warn weis und wal gelert, | natur und lauff der stern gevert | sy wal erkennenn wuren.
Sappler, H. Kaufringer
3, 613
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
auf mein ros ich wider sas | und rait hinwider das selb gefert | ich suocht ain weg guot und hert.
Ebd.
11, 233
:
da si nun das pracht zuo gevert, | die haußtür schier ward aufgespert.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
619, 10
(
halem.
,
1451
):
Welliche schiff aber auff dem gefehrte gebresthafftig werden, dieselben sond in diser berednüße unvergriffen sein.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1681
):
Zum achtzehenden solle kein meister kein gefört anderst dan mit einem schiff haben.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Mir misz behagt an dem gefert das kain engel da pey ist.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
es soll auch der ainen diener oder nachpaur mit schicken dabei der krank ligt, so das geferth so boß wär, ain roß dem gesellen pringen.
3.
›Spur, Fährte (beim Wild)‹.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
215, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
stecke sie an örter, da die hasen ihr geferthe haben.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
wan dô sî den valken liez | ûf sîn geverte und er stiez | ûf des rehten beizes spor.
4.
›Fuhrwerk, Fahrzeug (Wagen, Schiff)‹.

Belegblock:

Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
608, 19
(
halem.
,
1449
):
alle die schiffe und gefert, so sy zu uns brengen wurdent.
Ebd.
805, 33
(
halem.
,
1484
):
wo uff dewedrer strass me denn ein wag oder kar miteinandern varend, sol der geleitzman gewalt haben, sy dar inne ettwas bescheidenlicher ze halten, ie nach gestalt und gelegenheit des geverttes und der sachen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1681
):
der solle an die rechte habstatt fahren und, wan ein geföhrt unden herauf oder oben herab kombt, kombt aber einer unden herauf, solle er einen gueten waidlings lang unden an ihme halten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
swer saltz wil fuͤren herauf von Wasserburch und der hie purger ist, der sol umb den tail werffen, er hab aygen gevert oder nicht.
5.
›Auftreten, Benehmen, Verhalten, Lebensweise, Wesensart, Gewohnheit‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Zuhant ich arme dar in trat, | Und want ich selbe unselic was, | Alsus geverte ich mir uz las | Daz vri van tugenden were.
Thiele, Minner. II,
31, 652
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
h das bedudet herte | zu ritterlichem geveirte.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
9115
(
rib.
,
1444
):
sage mir dynen namen | Ind dyn geverde altzo samen.
Gille u. a., M. Beheim
311, 65
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wurt mir mein speis entwert, | Hert streng würt mein gevert.
Warnock, Pred. Paulis
22, 81
(
önalem.
,
1490
/
4
):
daz er och zuͦ der frowen möcht komen, mit ir gereden und erkunnen, waz ir wesen und gefert were.
Lemmer, Brant. Narrensch.
107, 30
(
Basel
1494
):
Die ander [frowe] sach bleich / sur / vnd hert | Vnd hatt on freüd eyn ernstlich gfert.
Klein, Oswald
25, 18
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Ich sei ain burger weise, | gar stil ist mein gevert.
Niewöhner, Teichner
251, 5
(
moobd.
,
1360
/
70
):
so spricht man, ein poser man | sull nicht wizzen daz gevert, | wie sich ein pider man dernert.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 164
.
6.
›auffälliges Gebaren, Tun, Treiben, Tumult‹.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
706
(
Köln
1476
):
Dye molen would nyet gedien, edt was eyn wyldt geuerd.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
774
(
Mühlh./E.
1556
):
Naboth fluͦcht Gott darzuͦ Achab | Trib ouch mit schwoͤren ein wuͤst gfert.
Gille u. a., M. Beheim
235, 83
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Es ist ein checzerlich geverd, | wer glaubet, das der albp auf erd | von unczeitigen chinden werd, | der die weib tu petauben.
Sachs (
Nürnb.
1564
):
wann wer reich zu werden begert, | Der waget mancherley gefehrd | Mit liegen, triegen, falscher wahr.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
Vlenspiegel stund darby vnd begund zuͦ gneigen mit vil gefertes.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Er hat das gefert nit lang getriben.
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
um 1470
):
also viengend si neiswas geverdes undereinandern an.
und was ein wunderlich ding und gefertt, das niemants wist, wa er sines lebens sicher was.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 347, 5
(
halem.
,
1508
/
16
):
Dises gefertes ward gar vil zuͦ Costentz uss dem bollwerk gegen den Turgoͤwern getriben.
Ukena, Luz. Sp.
2732
(
halem.
,
1575
):
Vnd trybe stät mitt im vil gfert.
Klein, Oswald
3, 68
(
oobd.
,
1422
?):
als er ie leiden solt die pein | nach tötlichem geferrt, | do kert er zu den jungern sein.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ein unkeẃscher priester puelt umb ein weib langzeitt, und do sy im seines willen nicht verhengen wolt, do gedacht er im eins poͤsen geferts.
Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 74
.
7.
›(mit Lärm verbundenes) kriegerisches Getümmel, Scharmützel, Kampf, Kriegszug‹.
Syntagmen:
ein g. machen / verbieten
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2399
(
Köln
1476
):
Sy machten zo hantz eyn geuerd, | Dreuwen dye Nuysser van dem werd.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Got hat all geverd verbotten, | Er si von Swaben oder von Schotten.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Der stritt und ir gevertte | Ward gar unmassen hertte.
Klein, Oswald
19, 112
(
oobd.
,
1416
):
do vand ich meinen herren stän | in seinem harnasch als ain man, | umbegürt mit ainem swert; | sich hüb ein wilde gevërt.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
von dem streit, den er tet mit künig Otakchern, damit er behub Österreich und Steyren, und von andern seinen geverten und streiten.
8.
im Bergbau: ›Erzader; Nebengang, der einen Hauptgang begleitet‹.

Belegblock:

Weizsäcker, Graupn. Bergb.
81, 2
(
osächs.
,
1547
):
Franz Vnger hat aufgenomen und bestatiget i funtgrub uff den ausgenigen geferte.
Ebd.
235, 25
(
osächs.
,
1545
):
Meher gipt der Asman Schwarzhans dem Vinzel uber das schmale geferte, das gelegen ist v lochter under dem tage durch alle mossen naus.
Veith, Bwb. .