geschaffenheit,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Beschaffenheit, Eigenschaft, Qualität e. S./P. oder einer Handlung‹;
vgl. (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
die
12,  6, , ,  3,  12, ,  12,  2,  479.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Der gereht, [...], daz ist ein gerehter mensch, genomen nah siner geschafenheit; wan gereht bestat nút uf im selben, es muͦss naiswaz understandes haben, und daz ist hie der gereht mensch.
aller adel und volkomenheit ist ze nemene nút na verwandlung sin selbes geschafenheit.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1582
):
sonder richter solle auf clag dem beclagten zu schleunger antwort halten und nach geschaffenhait des handls unparteiisch gericht ergeen.
2.
›Kreatürlichkeit, Geschöpflichkeit, Geschaffenheit des Menschen und seiner seelischen Kräfte durch Gott‹; diese Kreatürlichkeit wird einerseits (seltener) gesehen als Tendenz zu ›Beschaffenheit des Menschen zur
gotförmigkeit
‹, andererseits (meistens) als das die genannte Tendenz hindernde ›Hineingestelltsein in die Weltlichkeit, Körperlichkeit, in das Unterworfensein unter deren Bedingungen‹; einzelne Ansätze zu Metonymien wie ›Schöpfung (sowohl als Handlung wie als Werk Gottes)‹; Behandlung von
geschaffenheit
im Orientierungsfeld mit den heiligungsstörenden Konzepten wie  1, ,  12, , und im Unterschied zu , ,  9;
vgl. (V.) 2.
Älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Mystik.
Syntagmen:
g. durch- / übergehen / überleiden, die g. vernichten, die sele die g. rüren
;
die g
. (Subj.)
etw
. (Akk.obj.)
nicht rüren
;
der g. ferre sein
;
von der g. frei sein, der wille von der g. unberürt stehen, sich von der g. rüren / keren
(als Möglichkeit des Menschen),
das herz vor der g. beschlossen sein
(als Forderung),
ein gesicht auf die g. haben, die sele aus der g. ausgehen, in der g. schnöde sein
;
Christi g
.;
die erste / natürliche g
.;
das wesen der g
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan daz herze ist aleine reine, daz alle geschaffenheit vernihtet hât.
Die wile der wille stât unberüeret von allen crêatûren und von aller geschaffenheit, sô ist der wille vrî.
swenne sich dirre wille kêret von im selber und von aller geschaffenheit einen ougenblik wider in sînen êrsten ursprunc, dâ stât der wille in siner rehten vrîen art und ist vrî.
Allez daz geschaffen ist, daz ist niht. Nû ist diz aller geschaffenheit verre und vremde.
An dem andern teile sô hât si [sêle] ein zuosehen und ein zuohangen ze der zît, und dâ rüeret si geschaffenheit und ist geschaffen.
sinen willen al ze mal setzen in gottes willen vnd enhain gesicht haben uff die geschaffenhait: der alsus us gegangen waͤr sin selbes, der sol im selber aigenlich wider geben werden.
Allez daz, daz dâ geschaffen ist [...], dâ enist kein wârheit inne. Ez ist etwaz, daz über daz geschaffen wesen der sêle ist, daz kein geschaffenheit enrüeret, daz niht ist; [...]. Ez ist ein sippeschaft Götlîcher art.
alliu unser volkomenheit und alliu unser sælicheit liget dar ane, daz der mensche durchgange und übergange alle geschaffenheit und alle zîtlicheit und allez wesen und gange in den grunt, der gruntlôs ist.
Jostes, Eckhart
46, 38
(
14. Jh.
):
Seraphin den wart ze mal in seiner ersten geschaffenheit, daz er hent diz tages besezzen hat, anplik des ewigen lihtz an ze nemen; so ist er an ein steten ufgegang seiner glicheit gotes.
Ebd.
91, 9
:
dreyerley wesen, die da hat die sele. Daz erst wesen daz ist daz wesen irr geschaffenheit. daz ander wesen ist daz wesen, daz si hat (in) dem personlichen wort der drifeltikeit. Daz dritt wesen, daz si hat in der auzuckberiger natur.
Ebd.
96, 23
:
Disen schatz, daz da ist daz reich gots, den hat zeit verborgen und manikfeltikeit und eigeneu werk der sele und die geschaffenheit.
Langen, Myst. Leben
226, 11
(
nobd.
,
1463
):
Wer hab ein states belangen nach / ploser ledikait, der halt sich / vngehangen von aller geschaffenheit, zceit, zcu val, alle gewordenhait verliesen, kein behelf noch anhalt sol er jm erkiesen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie solte denne der mensche goͤtteliche einunge verston? Die herin kumment, die wúrckent ussewendig der zit in ewikeit, uss geschaffenheit in ungeschaffenheit, us manigvaltikeit in einvaltikeit.
Ebd. (
1359
):
Das selbe das der mensche nu ist in siner geschaffenheit, das ist er eweklich gewesen in Gotte in ungeschaffenheit, ein istig wesen mit im.
Wel mensche recht dar in sehe wie hoch und wie edel und luter er was in siner ungeschaffenheit unde wie snoͤde und wie ungelich er dem nu ist in siner geschaffenheit, er muͤste sich selber wol verurteilen und in als gros bekentnisse siner kleinheit komen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1273
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Wir súllent oͮch mit der persoͤnlicheit Cristi, mit einvaltiger meinunge vnd mit gebrv́chlicher minnen v́ber varen vns selben vnd Cristi geschaffenheit vnd rasten in vnserme erbe, daz ist daz goͤtteliche wesen in ewikeit.
Ebd.
3, 162
:
alle die menschen, die v́ber ir geschaffenheit erhaben sind in ein schowende leben, die sint ein mit dirre goͤttelicher clarheit.
Ders., Ruusbr. steen
673
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
in der gegenwertikeit gottes súllen wir vns selber laßen vnd alle vnser werg, vnd sterben in minnen, súllen wir v́berliden alle geschaffenheit bis in die v́berwesenlichen richeit gottes.
Quint, a. a. O. ; ;
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
54, 14
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1450
.
Vgl. ferner s. v.  1,  9.