natur,
die
;
oder (seltener:)
-en/-en
, auch
.
– Eng vernetztes Bedeutungsfeld; Ansatz 1 betrifft die allgemeineren Verwendungen; 2 und 3 beziehen sich auf die
natur
Gottes bzw. der Engel, 4-7 auf die menschliche
natur
in ihrer Geschöpflichkeit (4), auf die besondere Natur der Seele (5), auf ihre Körperlichkeit (6) und ihre individuellen Eigenschaften (7); die Ansätze 8 und 9 betreffen die
natur
sozialer Gegebenheiten bzw. den besonderen Aspekt ihrer Primärqualitäten.
1.
›dem Menschen als Lebensraum vorgegebene, eigengesetzliche und eigenwertige, im Kern unbeeinflußbare und deshalb anzuerkennende, nur von Gott änderbare und in Einzelfällen geänderte materielle und organische Welt‹; auch: ›innerer Zustand, Wesen alles Seienden‹; zu in diesem Sinne zählen der gesamte Kosmos, Himmel und Erde mit all ihren Elementen, mit ihren unbelebten und belebten Einzelgegenständen, mit Pflanzen, Tieren, Menschen; in den Belegen werden u. a. folgende Gegebenheiten differenzierend, diskursiv, strittig, beschreibend (usw.) behandelt: die Erkennbarkeit der
natur
, ihre mögliche Ordnung und deren genaue Art, ihre Herkunft und Begründung, das Verhältnis von Außer- oder Vorgöttlichkeit und Gottgegebenheit, ihre Eigenwirksamkeit, vor allem die Menge von Eigenschaften, die man der
natur
zuschreibt, auch die Zugehörigkeit einzelner Eigenschaften, etwa des
nebels
, der
gebrechen
, der
zauberei
, zu
natur
.
Phraseme
die meister der, von der natur
›Weltweise, Philosophen‹; analog dazu:
die anschauer / autoritäten der natur
;
die schule der natur
›Weltweisheit, Philosophie‹.
Syntagmen
(in Auswahl.):
die n. anrichten / betrachten / schaffen / ˹bezwingen / überwinden
˺ (von
got
gesagt)
/ verändern
(z. B. vom
merwunder
gesagt)
/ haben
(von
tauben / säuen
gesagt),
ein leiden die n. angehen
;
die n
. (Subj.)
wiederstehen
(absolut),
etw. ordnen / würken
(z. B.
die zeit
),
etw
. [wie]
ansehen / geben, den menschen frei schaffen, dem menschen den tod aufsetzen, jn. (nicht) zum holz machen, sich nicht kneten lassen
;
der n. nachäffen, der n. etw. gemäs / zuwieder / unbekant / offenbar / untertänig sein
;
an der n. etw. anen
(instinktiv, von Bienen gesagt),
die sterne kraft in die n. giessen, in der n. etw
. [wie]
sein, in der n. prädictiones / divinationes der dinge sein, etw
. (z. B.
alaun
)
in seiner n. halten, von der n. dunst gehen
›ausgehen‹,
die erde von n. dürre / kalt sein, tauben von n. furchtsam, der esel von n. hart, der papagei von n. gefärbt, jm. etw. von n. angeboren, etw. von n
. [wie]
gewach sein, das recht ˹von n. aufgekommen sein, seinen ursprung von n. haben˺, von der n. etw. ergründen, die tiere von n
. ›instinktiv‹
etw. erkennen, dem hirs in der n. liegen, das [...], sich von n. einem mittel zuneigen, etw. wieder die n. geartet sein
;
die n. des affen / ochsen / rosses / salamanders / tieres, der merkatzen, der leiblichen dinge, der bäume / kräuter, des weines, des feuers
;
die angeborene / elementische / wiederwärtige
›gegensätzliche‹
/ wunderliche n
.;
der flus / lauf / ambos / arzet
(als
knecht
)
der n., die betrachtung / alchimei / eigenschaft / klarheit / ordnung der n., das liecht / gesez / sterben / wirken, die ursachen der n
.
Wortbildungen:
natural
›der Natur nachgebildet‹,
natursprache
›als Sprache gedachtes inneres Wesen, Mystik der Natur‹,
naturwärlich
(Gw wohl zu mhd.
wærlich
›wahr‹),
naturweisheit
›Kenntnis der
natur
1‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Die Natur macht nicht jeden zum Höltz / darauß man ein Heyligen machen kan [...]. 32. Natur ist gegen einem mild / gegen einem andern gar zehe mit Gaben.
Die natur laͤst sich nicht knetten vnd drehen wie haffner Letten.
fallen ist seiner
[des
Steins
]
Natur gemeß / aber in die hoͤhe steigen / ist wider sein Natur.
Luther, WA (
1526
):
Eyn meydlin trug eyn heymlich pfand, | das der natur war unbekand.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
501, 30
(
Magdeb.
1608
):
Wenn nicht der alte Cains Zorn / | Jhm [Mensch] von Natur wer angeborn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dâ diu natûre læzet von irm werke, dâ hebet got ane ze würkenne und ze schepfenne.
Sô daz kint enpfangen wirt in der muoter lîbe, dâ hât ez bilde und forme und geschepfede; daz würket diu natûre.
alle zît, daz ist obe zît in der wîte, dâ noch hie noch nû enist, noch natûre noch gedanke.
daz die sterne giezent alle ir kraft in den grunt des ertrîches, in die natûre und in daz element des ertrîches und würkent dâ daz lûtereste golt.
Rosenthal. Bedencken
24, 9
(
Köln
1653
):
in denen dingen / in welcher Natur Gott keine Vernunfft noch Willen erschaffen hat.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
147, 13
(
1438
/
9
):
Als der glantz und scheyn von der sunnen nach schephung gots, [...], und nach ordnung der natur zierlich entsprusset.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
78, 13
(
Frankf./M.
1550
):
Darumb / das sie [Ochß / Kuh] nicht trincken mehr / | Dann jhr natur wol leiden mag.
Perez, Dietzin
1, 203, 8
(
Frankf.
1626
):
Meerkatzen: sintemal derselbigen Art vnnd Natur ist / daß sie ohne vnterlaß dantzen, springen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
dune solt niht anbeten abgot, daz ist stok und steine, nach der nature gesniten und gemalet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
10, 2
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
In der natur würken hastu nicht gesehen, in die mischung werltlicher sachen hastu nicht geluget.
Jahr, H. v. Mügeln
682
(
omd.
, Hs.
1463
):
meit, die küscher vil dann vor | bleip nach gebürt und bliben muß: | da dempfte got naturen fluß.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 59, 3
(
Coburg
1634
):
Schwer ist die Subtiligkeit / noch schwerer die WohlRedenheit: Schwer ist die Natur⸗weißheit / noch schwerer die Wol⸗Redenheit.
Böhme, Morg.R.
18, 8
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
Vber das hat er
[J. Böhme]
auch die allerinnerste Essentien- oder Natur-sprache / wornach alle woͤrter formiret werden / [...] / verstanden.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
234v, 4
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
das dy colera / von der nature wegen czu samen get [!] / in ein aus wenig gelit.
Gille u. a., M. Beheim
1, 15
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hie ruret chain naturwerliche czung | Deinr [got] podemlosen, uber tieffen weishait grunt.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
also ist es jn der natür, das albeg das sterker das schwecher begwaltigt.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
ez ist auch von naturen | daz niht mag one mynne leben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
als uns die meister von natur schribent, so sint vier widerwertig winde an dem liplichen himel.
vellet mir ein spruch in, den las ich in der schuͦle der nature.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 187, 19
(
Hagenau
1534
):
Es sind ynn der natur prædictiones et divinationes zukünfftiger ding / zum guten und boͤsen / aber was es sey / kan niemand wissen.
Wickram
4, 22, 19
(
Straßb.
1556
):
Es ist dem menschen und allen thieren [...] / von natur angeboren / das ein yedes seine jungen lieb hat.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
das der luxus durch volkomene elementische natur wil geheilt und genert werden. dieweil nun die elementische natur das volbringen und enden sol, so ist von nöten, das dieselbig grüntlich und wol erkent werde.
Ebd. (
1536
):
wan aus angeborner natur werden die ding eins ieden brants gewaltig.
Ebd. (
1529
/
32
):
das ist nichts in der natur gesez, sonder aus dem gestirn, das hieher nicht dienet.
Goldammer, Paracelsus
6, 188, 21
(
1530
):
darumb er [got] in der natur beschaffen hat on gepresten par und par.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4471
(
Basel
1519
):
Die natur sychts also an, | Das wyb sey wyb / vnd man sy man.
Schmidt, Rud. v. Biberach
72, 9
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dvͥ vernuͥnft [...] ,ist dvͥ kraft der sel, dvͥ begrift vnd merket lipplicher dingen natur, form, (geschoͤpht), vnderscheid, eigenschaft’.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die Natur hat den thieren das angesicht gegen der erden geneigt sich zuͦ weyden.
Plant u. a., Main. Naturl.
293rb, 7
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
div erde ist von ir nature durre vn̄ kalt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
67, 12
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz Tod Mer [...] hatt widerwertig natur wider ander wasser.
Ebd.
105, 13
:
Das ydola haisset, daz ist uß der natur, als ich úch vor geseyt hon, halb mensch und halb ochß.
Brandstetter, Wigoleis
216, 15
(
Augsb.
1493
):
in dem bedaucht in wol der nebel nicht von natur, sunder von zauberey zesein.
Sappler, H. Kaufringer
28, 11
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
es dunkt mich gar ain spott | und ist wider die natur, | das ain solich clain figur | ain ding beschleußt in seiner gewalt.
Heydn. maister
4v, 4
(
Augsb.
1490
):
dann er vor andern die vrsachen des himels vnd der natur mit voͤlliger vernunft erfarn hab.
Ebd.
18r, 21
:
Diser hat geschriben von der nature der himel [...]. von dem lauf des gestirens. vnd von d’ natur d’ ding auff d’ erden.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 13
(
noobd.
,
1347
/
50
):
ain iegleich swer dinch naigt sich von seiner natur gegen dem mittelnpunct der himel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der fäuht warm dunst, der von der esten nâtûr gêt, verkêrt sich von der grôzen kelten in reifes gestalt.
der visch hât ain aug oben auf dem haupt wider aller anderr tier nâtûr.
Niewöhner, Teichner
396, 49
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
recht also hat gotz gewalt | dw natur gerichtet an | daz er dar inn wurcht und chan, | waz er wil.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
57, 62
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ist ze wissen, von welcher wurtzen sew [gaist] [...] entspringent; wann ob sey sein vber dew natur vnd chomen pesunderleich von dem heiligen geist oder von dem tewfel.
Ders., H. v. Langenstein. Quästio
191, 133
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Vnd ist der affen natur, das sy gernn hin nach tüen, was sy vor yn sehën.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
20, 38
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
raine Maria. | lawf der naturen | hat gar dein kewsch entspent.
Wedler, W. Burley. Liber
92v
(
moobd.
,
v. 1452
):
tod, den die natur allen mennschen hat aufgeseczt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1532
(
oobd.
,
1607
/
11
):
brunnen mit zwey chor oder schalen, hin und wider mit natural abgegossenen allerhand thierlein, [...] geziert.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
81, 33
(
tir.
,
1464
):
Es sint vil ding, die da offenwar sint der natur, das wir nicht vërsten mügen durch den geprëchen v̈nser chlainen verstëntnus.
Peil, a. a. O.
531, 779
;
Mieder, a. a. O. ; ff.; ;
Quint, a. a. O. ;
J. W. von Cube. Hortus
122, 3
;
Palmer, Tondolus ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
80, 16
;
Perez, a. a. O.
1, 40, 29
;
135, 17
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3895
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
28, 13
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
72, 9
;
Schönbach, a. a. O. ; ;
Jahr, a. a. O.
1385
;
Opitz. Poeterey
11, 37
;
15, 14
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
14a, 21
;
28a, 20
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
62, 31
;
Sudhoff, a. a. O. ; ;
Fuchs, a. a. O.
1496
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Sappler, a. a. O.
1, 356
;
17, 142
;
Brévart, a. a. O.
17, 16
;
Spechtler, a. a. O.
13, 11
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
48, 13
;
Bauer u. a., a. a. O.
1485
;
Bauer, Imitatio Haller
94, 23
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 304/5
.
Vgl. ferner s. v.  1, (Präp.) 1, ,
2
 3,  1,  1,  7, , ,  1, ,  4,
1
 4,  4, (V.) 4, .
2.
›als
natur
gedachte Seins- und Wirkensqualität Gottes‹; in dieser Bedeutung kann
natur
der
warheit, dem lezten ende gottes
gleichgesetzt und als Werdensfaktum sowie als orientierende Handlungsaufgabe des Menschen verstanden werden; speziell dann: ›
natur
als vom Glauben geforderte, mittels der Vernunft schwer faßbare Tatsache, nämlich einer Einheit zweier Existenzformen (der göttlichen und menschlichen) sowie einer Einheit dreier Personen (des
vaters, sones
und
heiligen geistes
)‹; die Einheit zweier
naturen
wird vor allem Christus, aber auch dem
vater
und dem
heiligen geist
zugeschrieben; die
natur
Gottes kann sich dem Menschen in einer Weise mitteilen, die oft in der Flußmetaphorik greifbar wird (vgl. auch 4 und 6).
Besondere Beleghäufung im älteren Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
 1, .
Syntagmen
(in Auswahl):
got seine n. anschauen, die creatur die götliche n. nicht ändern, in der gotheit die n. abscheiden, die götliche n. in dem fleische verstehen
;
die n
. (Subj.)
etw. meinen, geboren werden, die (götliche) n. nicht menschlich werden, das wesen gottes sein, in Christo sein, zwei naturen in der person Christi sein, die n. sich der menschheit mitteilen, die n. der gotheit dem menschen ein eilen / laufen sein, die n. son des vaters geworden sein, gottes n. sein, das [...]
›darin bestehen, daß [...]‹;
Jesus zweifaltige n. sein, die ursprünglichkeit des geistes eine n. mit vater und son sein
;
drei personen einer natur
(präd. Gen.)
sein, Jesus der n. sein, das [...]
;
j. götlicher n. teilhaftig sein können
;
got in seiner n
. [wie]
sein, der son mit dem vater nach n. ein sein, die creaturen von götlicher n. ausgeflossen sein, das höchste gut (got) sich von n. anderen mitteilen, Christus von n. got, unsündlich sein, j. wieder die götliche n. menschlich geboren werden
;
die n. gottes, der gotheit, des vaters
;
die einfältige, götliche n. (Christi)
;
die form / kraft / fruchtbarkeit der n
.,
das ein
›die Einheit‹
götlicher n., die einung götlicher und menschlicher n
.;
got in zwei naturen
.
Wortbildungen:
naturen
2 ›jn. durch
eingiessung
schaffen‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
so ist auch die höchste predigt, das Christus warhafftiger gott ist undt das zwo Naturn in der person Christi sindt, als die menscheit undt gottheit, undt ist der vernunfft zu hoch.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein kraft in der sêle [...] diu ist alsô abegescheiden und alsô lûter in ir selben und ist sippe götlîcher natûre.
Waz er [sun] aber hât, daz hât er in im [vater]; wan er ein mit dem vater ist nâch wesene und nâch natûre.
Jostes, Eckhart
17, 14
(
14. Jh.
):
mer di natur dez wesens, di selber doch daz wesen ist, di(ch) naturet in die genaturten natur di verborgenheit ir selbes natur. Di verborgenheit ist [...] ein einik ain und ist auch almal.
Ebd.
19
:
Ditz ist di ursprinlicheit des vaters, und der nater ist ursprinlicheit des suns, und si beid sint ursprinlicheit irs geistez, di ein natur mit in beiden ist.
Ebd.
42, 19
:
Ez wart auch gesprochen in dem punct der zit der einung gotlicher und menschlicher natur in einer person.
Ebd.
62, 32
:
daz du [Martha] alleu dink lazzest und an ein dink blozlich vallest. Wie blozlich? niht also, daz (du) blozlich got sehen mug(est), als er ist in seiner natur, mer daz du mit deinem verstantnuzze gest in got und sehst, daz er ist ein got, den niemant mit keinen sinnen versten mag, mer daz er sich selber verstet.
Ebd.
87, 27
:
Dor um, wer daz also, daz man moht abgescheiden in der gotheit die natur von der eigenschaft dez heilgen geists, noch dann bestund der heilg geist abgru̇ndlich in im selber su̇nder die natur. Und daz enmak niht gesein im su̇n, wann der su̇n der fleu̇zt auz dem vater.
Ebd.
119, 3
 f.:
in dirre geburt worchte got crefticlichen odir werket craft. Waz meinet al dy craft der nature? daz si sich selben wirken wil. Waz meinet alle nature, di da wirket geberen? daz si sich selben wirken wil. Dy nature mynes vater wolde wirken in siner nature eynen vater: du des nicht en mochte gesin. du wolde si ein wirken, daz ime allir dinge gelich were.
Sermon Thauleri
1va, 12
(
Leipzig
1498
):
Boecius vñ augustinus spreche͂ das gotes natur vñ seine art ist das er sich auß geusset.
Ebd.
2va, 10
:
der al tzu mal vnnd aller warlichst vnd bloslichst yn dir ist vnd seyder das du bist teylhaftig gotlicher natur.
Ebd.
5vb, 8
:
Anders were got nicht dy hochste selickeyt, vnnd das letzste ende. das doch seyn natur ist.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
In dem muß hauß waz im [kindlein] kein andre stat, | Der unmesslich ist worden clein | Nicht durch wandlung auß dem gotlichen grat: | Gotlich natur wart menschlich nicht, | Noch die menschlich gotlich.
Ebd. :
Daz die gotlich natur ist ungeprechlich gancz | Und einet sich der menscheit mit | Durch anemung der selben ymer mere.
Reichert, Gesamtausl. Messe
89, 6
(
Nürnb.
um 1480
):
Enthici. Die gelaubten und sprachen, das Cristi des herren menschliche nature gegangen sey in die goetliche natur und das Cristus alleyn die goetlichen nature gehabt hab und sunst keyne andere.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Du warheit: Daz ist dú natur daz wesen der gotheit; und in disem grundelosen abgrúnde siget dú driheit der personen in ire einikeit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 981
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
dise drie personen sint ein got vnd ein geist. Vnd alle die eigenschaft mit vs fliessenden werken sint gemeine allen den personen, wan sv́ wirkent in craft irre einvaltigen naturen.
Ebd.
3, 120
:
wan hie verstet man mit reden vatterlicheit vnd sv́nlicheit in lebender fruhtberkeit der naturen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz wirt uns dú groͤste vroͤde die wir iemer gewinnen mugent in hýmelriche, daz wir glich Got wurdent an goͤtlicher nature und er úns an mentschlicher nature.
Schmidt, Rud. v. Biberach
1, 10
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Das svͦchen der natur der gotheit, als es (dem menschen) mvͥglich ist, ist ein ilen vnd ein behendes loͮffen zem ewigen leben.
Ebd.
2, 3
:
An Cristo sint zwo natvr: menschlich vnd goͤtlich.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
88, 5
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
die gotlich nature ist daz wesen gotis selber ane abnemung.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4314
(
schwäb.
,
1453
):
Got vatter sun, almechtig Crist, | Hailiger gaist in zwͦ natur, | Waͮr göttlich art, menschlich figur.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
39, 50
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Hie Jesus wärlichen ist | zwifaltig nature, | untailter zu aller frist.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
79
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
daz ain gotleiches wesens vnd gotleicher natur ist so groz das es in [...] den dreyn personen, nicht gemeret wirdet.
Ebd.
1646
:
seind got daz hochst gut ist vnd daz guet von natur sich auftylet vnd andern dingen sich mittaylet vnd seid got daz höchst guet ist, so tailet er auch sich in der höchsten güte mit.
Ebd.
1667
:
Also sind drey person aines wesens, ainer natur vnd ainer ewichait.
Klein, Oswald
126, 38
(
oobd.
,
1416
?):
Als du durch menschleich creatur, | mensch wider gotleiche natur, | geporen wardt in unser lannt.
Bauer, Imitatio Haller
53, 1
(
tir.
,
1466
):
Dein liebhaber Jesus der ist der natur, das er kchain ander lieb wil czue im einlassen.
Quint, a. a. O. ;
Jostes, a. a. O.
69, 12
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. ;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
74
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Eichler, a. a. O.
2, 937
;
Anderson u. a., Flugschrr.
10, 5, 31
.
Vgl. ferner s. v.  1,  1,  5, ,  3.
3.
›den
engeln
eigene, geistliche, von Gott
geschaffene / ausgeblasene
, durch
kläre, schöne
metaphorisch gekennzeichnete Seinsweise‹; sie wird hierarchisch zwischen
natur
4 (des Menschen) und
natur
2 (Gottes) situiert, weist diesen gegenüber aber offene Grenzen auf.
Älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch der Didaxe.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
mit den engeln, die in der helle vervallen sint und hânt doch behalten den adel ir natûre.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
got hait geschaffen gelijch vnd zo same vier dinge [...]. vnd synt genoempt Der vuyrige hymmel. Die engelsche natuere. Die materie der vier elemente͂. Vnd die Tzijt.
Strauch, Par. anime int.
14, 11
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme hait Got di werlint geschaffin und alle englische nature daz Got geborin werde in der sele und di sele in Got geborin werde.
Jostes, Eckhart
21, 15
(
14. Jh.
):
Mit der minsten gnad wird creatur gezogen uber all engel natur sunder gnad.
Gille u. a., M. Beheim
3, 75
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
pesunder durch der clar und schon so reichen | und willen englischer natur und mynn.
Ebd.
71, 61
:
Die andern natur vernunftlich | hat er [got] gemachet sunder swich | gancz in geistlicher weise, | Die englischen nature.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
so Got auß blest die engel, so sein die selben geist von der substantz und natur Gots.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der mensche der moͤhte mit solicheme ernste zuͦgon, [...]. Er moͤhte wol also dicke und und also vil zuͦgan, er wurde úbermittes disen weg erhaben in den obersten kor, jo úber cherubin und seraphin, úber alle engelsche nature.
4.
›menschliche Natur in ihrer religiösen Geschöpflichkeit und entsprechender Verfaßtheit‹; sie wird teils neutral (damit eng an 1 anschließbar), meist aber im Orientierungsfeld mit  2,  3, (s. v.  1), ,  2, ,
1
 3,  1, (
der
1, , als potentiell der Sünde verfallen, der Sterblichkeit anheimgegeben, teils auch als durch
übung der tugend
positiv beeinflußbar semantisiert und pragmatisiert, im Beleg
Köbler
(s. u.) mit positiver Wertung; offen zu 6.
Gesamtfrnhd., aber hohe Beleghäufung für das Wobd.: gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen
(in Auswahl):
die (menschliche) n. erkennen / begnügen / drücken / kränken / verläugnen, in übung durchbrechen, an sich nemen
(von Christus gesagt),
die natur mit natur töten / überwinden, got jm. seine n. geben, die n. durch jn
. (z. B.
durch Franciscum
)
vereren
›adeln‹,
die werke die n. bezwingen, nicht ertöten
;
die n
. (Subj.)
krank werden, jm. angeboren, verderbt, vol begierde, zum bösen geneigt sein, in sünde fallen, irrende gehen, jn. zwingen, etw. begeren / heischen, nicht zu einem ende gereichen
;
der n
. (Dat.obj.)
abbrechen / abgehen / nachfolgen / nachsinnen, zu hilfe kommen, der n. etw. fremd / unmöglich sein, got der n. das mas geben
;
an der n. kleben, die menschen der n. halber gleich sein, j. in der n. krank sein, eine n. des bösen haben, das fleisch Christi das leben in der n. sein, j. von n. zum guten geneigt sein, der mensch etw. von n. haben, dem menschen von n. gebresten ansein, des menschen fleisch von n. gut sein, von n. wegen nicht zu volkommigkeit kommen
;
die böse / eigene / kranke / menschliche / sündhafte / verderbte / vergiftete / vernünftige / weltliche n
.;
die ankleblichkeit / befindlichkeit / blödigkeit / kraft / krankheit / neigung / pflicht, der tod der n., (der mensch als) meister der n
.;
die anfechtung von der n
.
Wortbildungen:
natursünde
›Erbsünde‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1512
/
8
):
Eyn boßer baum byn ich, und von natur ein kind des tzorns und der sunde. und darumb alßo lange als die selb natur und weßen yn und an uns bleybt, alßo lang seynn wyr sunder.
Ebd. (
1518
):
Wir haben alle in unser vorgifften natur ein tzuneygunge des bosen innerlich, das got ansicht im hertzenn, nach dem sein wir sunder vor got.
Ebd. (526):
Dieser fluch heist peccatum Originale, die erbsuͤnde oder natur suͤnde, die wir von natur von unsern eltern entpfangen haben in mutter leibe.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Gott hat die Menschliche natur durch Franciscum verehret.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan daz wære unmügelich der natûre in der meinunge [got] ze habenne und sêre swære.
Rosenthal. Bedencken
27, 8
(
Köln
1653
):
wie elendig vnsere Natur durch die Erbsuͤnd verderbt vnd zum Boͤsen geneigt sey.
Köbler, Ref. Wormbs
200, 21
(
Worms
1499
):
Rych vnd Arme kindtbetterin witwe vnd weisen beschirmet. so wir auch von natur billich de͂ gemeinen guͦten geneigt vnd geflissen syn soͤllen.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
15, 17
(
Frankf./M.
1563
):
es hat der Allmechtige weise Gott einem jeden ding sein eygen krafft / natur und ampt geben.
Jostes, Eckhart
91, 26
(
14. Jh.
):
sult ir versten, daz alle auzwendigeu werk, di der mensch uben mak, di natur wol betwingent, aber si ertoten ir niht.
Strauch, Par. anime int.
67, 35
(
thür.
,
14. Jh.
):
in allin disin dingin, der vil mugin sin in einir nature, di muzin materien habin. alleine alle menschin habin eine mensliche nature, doch hat her Johannes, Petrus, iclich sine personen und sin wesin.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
der tot der nature sunderet die sele von deme lichname.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
19, 5
(
omd.
,
1487
):
Jm ersten capittel [...] wirdt bedeẇtt. dÿe wu̇nderlich voreÿnu̇ng gottes mitt der menschlichen natur.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
26
(
Nürnb.
1517
):
also söllen auch alle gefordert gerechtfertigt werden, wiewol nit aus pflicht der natur, sunder der gnaden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
248, 17
(
Nürnb.
1548
):
das alle menschen [...] der suͤndhafften natur halb / alle vntereinander / gleych sindt.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
so sol aber mine lirke hant mine krancke boͤse nature bezeichen.
was dine nature heischende vnd begerende ist, das vollebring froͤlich mit den werken.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 601
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Alse der mensche merket der menschen hunger, turst, kelti, nackekeit, sv́hte, [...] betruͤbnisse von verlust von frúnden, von mogen, von guͦte, von eren, von rasten, von vnzellicher swarheit, die vf die nature der menschen vellet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Do muͦstu natur mit natur toͤten und úberwinden, ja die genuͤgede die du vindest mit den gotzfrúnden.
also sol der mensche tuͦn der alten hut, das ist als das er von naturen hat.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
úns ist ain natûr an erborn, daz haisset fomes peccati, und enist des nieman aͤnig won der von dem hailgen gaist ist gerainnet.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
662
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wenn aber die weltlich natur stierbt gar, | So zúcht der gaist der wyßhait dar.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das er [cristus] durch si an sich hat genumen die menschlich natur.
Goldammer, Paracelsus
2, 86, 18
(
1530
/
5
):
ob der mensch sagte: also ist die natur in mir, – so ist er nicht entschuldiget, dann er sol der natur meister sein.
Ebd.
4, 245, 21
:
underweisung, daß die craft der natur von niemandts veracht wird als allein von narren und unweisen. [...]. und ist ein lehr, daß wir [...] der natur nachsinnen und erfahren, wie groß die werk gottes seindt.
Ebd.
7, 172, 25
:
in dem daß die ordnung nit vermag, aus gottes hand mehr dann éin frau zu haben, so vermag es die natur auch nit, allein der lust, mutwill, freiwill üppigkeit.
Ebd.
178, 22
:
dieweil nun Christus die ehe gebotten, darin hat er der natur ir maß geben.
Schmidt, Rud. v. Biberach
166, 23
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Wissen svllen wir zvͦ dem andren mal, daz vernunftigvͥ natuͥr vf daz (ende) geschaffen ist.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
26v, 19
(
Zürich
1521
):
Bewegt üch aber der dinge͂ keins / weder befintlikeit der natur / noch Christenliche frommkeit / [...] / so [...].
Dreckmann, H. Mair. Troja
45, 9
(
oschwäb.
,
1393
):
daz ich nit getun mag von blödiclait
(sic!)
meiner natur, wann ich k̀omen bin in daz alter.
Bauer, Geiler. Pred.
468, 26
(
Augsb.
1508
):
gebresten / die ym [menschen] vonn natur anseind (/) der er nitt mag gebesseren.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 50, 19
([
Augsb.
]
1548
):
Die Natur ist der Gnaden Affe / was die Gnade thuͦt / das will ir Natur nach thuͦn.
Buijssen, Dur. Rat.
36, 32
(
moobd.
,
1384
):
zw heiligen taͤgen wıͤrt zwir gesungen der ingang zw lob goͤtleicher und menschleycher natur, die veraint sein in der person gotes sun.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
53, 13
f. (
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
ain starke naigung der natur, die da nachvolget der menschleichen naturleichait oder der sternuschen parmung.
Ebd.
111, 22
:
etleich sint, die zu sulcher volchomichait, [...], sint nü chomen vnd nicht von natur wegen, aber von taͤgleicher uͤbung der tuͦgent.
Perez, Dietzin
1, 319, 11
;
v. Groote, Muskatblut ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
2176, 28
;
Sermon Thauleri
11rb, 33
;
Böhme, Morg.R.
142, 22
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl iv,
47
;
Lauchert, a. a. O. ; ; ;
Vetter, a. a. O. ;
Banz, a. a. O.
1264
;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 37
;
Goldammer, a. a. O.
7, 178, 25
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 85, 17
;
Hohmann, a. a. O.
81, 171
;
189, 118
.
5.
natur
der
sele
sowie des Menschen unter dem Aspekt ihrer geistlichen Unvermischtheit mit der Körperlichkeit, damit der Fähigkeit ihrer obersten Kräfte, sich über alles Leibliche in die Gottähnlichkeit zu erheben‹; auch: ›religiöse Erhabenheit‹.
Gehäuft älteres Frnhd.; hohe Beleghäufung für das Wobd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
die n. entsetzen, mit gottes person vereinen, in gesastekeit besitzen, das wort die n. annemen, got die n. vertrauen, mit seiner person vereinigen
;
die n
. (Subj.)
geschaffen, in got gehöhet sein, got begreifen, iren macher minnen / verstehen
;
die sele eine geistliche n. sein
;
got gesippe der n. (des menschen) werden
;
in der n. wandeln, kraft in (s)einer n. finden, etw. (die zukunft Christi) in der n. sonder mittel empfahen, der mensch mit der n. über die tiere geadelt sein
;
die n
. (als)
die braut gottes
;
die n. in gesastekeit
;
die blosse / lautere / eigene / menschliche / vernünftige n
.;
die kraft / wirdigkeit, das werk der n., die kraft in der n
.
Wortbildungen:
naturen
3 ›mit Gottähnlichkeit beeigenschaftet sein‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do zu daz her [Got] gesippe | Menschen nature worde, | Zu tragene die borde | Von angebornem rechte | Vor menschlich geslechte.
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 20
(
Hamburg
1646
):
wer da eigentlich erkennet vnd weis die eigenschafft der Bildnis, vnd wandelt in solcher Natur vnd eigenschafft, der leßet sich nichts gelüsten, sondern lebet in dem wahren gehorsam.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein ander [...] sprichet, daz diu guldîn ketene ist diu lûter blôze nâture, diu gehœhet ist in got und der niht ensmecket, daz ûzer im ist, und diu got begrîfet.
Wan ein kraft ist in der natûre, diu scheidet abe daz gröbeste und wirfet ez ûz.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Bî dem willen des mannes meinet sant Johannes die hœhsten krefte der sêle, der natûre und ir werk ist unvermischet mit dem vleische.
Jostes, Eckhart
56, 13
(
14. Jh.
):
[Di sel] ist ein englisch creatur und ein geistlich natur [...] und ein pild der heiligen drivalticheit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 14
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
er
[Satan]
entsatte die nature, die brut gottes, mit valscheme rate. Vnd si wart vertriben in ein froͤmede lant [...]. Do vertruwete er [got] dise brut [maget marie], vnser nature. vnd vereinigete sv́ mit siner personen von dem reinesten bluͦte der edeln magt.
Ebd.
560
:
„Selig sint die senftmuͤtigen, wan sv́ sv́llent die erde besitzen“, daz ist ir eigin nature vnd irdensche ding in gesastekeit.
Ebd.
2, 1499
:
daz der geist noch weselichem sinde enpfahet die zuͦkunft Cristi in blosser naturen sunder mittel.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
Do bevant ich an stette also gar grose nu̇we kraft in miner naturen, von der ich nv́t wol gesagen kan.
Schmidt, Rud. v. Biberach
1, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Nvͥ ist es an allen zwivel war, daz dvͥ vernvnftige natur dar vmbe geschaffen ist, daz si iren macher múge verstan vnd minnen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
38, 2
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz die menschlich nature angenomen wurde von dem ewigen worte in allen iren underwurfen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
207, 50
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dye sybent hilff ist, das man petracht dye edel wirdichait menscheicher natur vnd gelegenhait, mit der der mensch ist gealt v̈ber alle vnuernünfftige tyer.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
195
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Die sel ist aller sach ein geleichung, also wenn sy ist da zü genaturt, das sy enphaͤcht aller sach gleichung in irr verstantnüsse.
6.
›Körper, körperliche Verfaßtheit, Leiblichkeit des Menschen allgemein und jedes einzelnen Menschen im besonderen (auch des Menschen Jesus Christus); entsprechende Verfaßtheit und Bedingtheit der mit der Körperlichkeit verbundenen Eigenschaften des Menschen (darunter Leiden, Krankheit, Schwächen, Stärken, Sexualität, Interessen, Haltungen, Bedürfnisse, Erkenntnisfähigkeit)‹; im einzelnen auch: ›Selbstheilungskraft des Körpers‹; gelegentlich sind die Belege im Sinne eines pars pro toto oder in anderer Weise tropisch interpretierbar, dann z. B: ›Mensch‹; ›Genitalien; Sperma‹; ›Bauch, Bauchgefühl‹; bei Bezug auf Tiere und Pflanzen (selten): ›Naturtrieb‹ (s. u.
Maaler
).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
 1, , ; Genitalien:
1
; Sperma:  4.
Syntagmen
(in Auswahl):
die / seine n. erkennen / halten / verkeren, js. n. auftun
;
die n
. (Subj.)
vor kunst gehen, ire kraft zeigen, jn
. [wozu]
treiben, jm. etw. gebieten, schmerz leiden, etw. von jm. annemen, ein eisen austreiben, e. S
. (Gen.obj.)
begeren
;
der n
. (Dat.)
etw. angetan sein
›die Natur [wie] geartet sein‹,
das blut der n. eine anreizung machen
;
der durst in die n. gesezt sein, die gewonheit sich in n. verwandeln, j. von n. schön sein, der mensch von n. etw. haben
›geprägt / begabt sein‹,
das bein
›Knochen‹
von n. härte gemacht sein, das weib von n. ein kläppisch ding sein, jn. von n
. [wie]
heissen, etw. (schriften) von n. her kommen
;
die n. des leibes
;
die kranke / leibliche / menschliche n
.;
die vergänglichkeit, das ziel der n
.
Wortbildungen:
naturfolge
,
naturgeselle
,
naturglied
›Geschlechtsteil‹ (dazu bdv.: ,  3).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wen sie [Maria] daz zil ubertrat | Unser naturen in der stat | Do sie den Gotes sun entpfienc.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Pudenda. Schamm geburtglider naturglider.
Pfefferl, Weigel. Ges.
32, 19
(
Hamburg
1646
):
ein bildtnis nimbt Natur art vnd wesen alles von deme des bildnis es ist.
Ders., Weigel. Gn. S. 
180, 17
(
Magdeb.
1615
):
Das sage ich darumb / daß wir doch vnser Wesen vnnd Natur lernen erkennen vnd wissen was vnd wer wir sind.
Luther, WA (
1522
):
die alleyn leyplich seyn kinder sind, alleyn fleysch und blutt von yhm bringen, das ist eyn blosse naturfolge; mitt den hatt gott nitt mehr tzuschaffen, denn mitt andern heyden.
laß gelubd und kloster faren und geselle dich nur bald tzu deym natur gesellen und werd ehlich.
Ein gros wunder ists, das sich die goͤttliche Majestet so tieff erunter lesst in den leib der Jungfrawen, [...], von ir menschlich Natur annimpt und ein warer naturlicher Mensch geboren wird.
Klett, J. v. Soest
11, 526
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
dannoch natur gewynt den gonst. | da merck, natur geit fur dy konst.
J. W. von Cube. Hortus
4, 29
(
Mainz
1485
):
der mide knobelauch. went er verdruget den samen genãt sperma das ist die natuer des mañes.
Ebd.
89, 25
:
naterwuͦrtz [...] brenget gelust vnd begirde vnd stercket die natuer deß menschen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wies der Natur ist angethan, | Das sie bey paren komen zsamen.
Küther, UB Frauensee
186, 15
(
thür.
,
1403
):
daz man solche werg, [...], mit der schrieft zcu eyme gedechtnisse beware, uff daz daz sie in der zciit von vorgenglikeit menschlicher nature nicht vorgeßn werde.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
god der gab sinen lichnamen niht also, daz er wuͤrde geteilt nach siner naturen zuͦ stuͤken als ein rint.
Opitz. Poeterey
7, 12
(
Breslau
1624
):
Poeten (welcher schrifften auß einem Goͤttlichen antriebe vnd von natur herkommen).
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
so erfreuwt sich mein gemüet, | darzue sich ein figure | inn derselben nature | als ir gemüet ist geborn in meinem planeten
(hier ütr.: ›Gestalt, Bild‹).
Grundmann u. a., A. v. Roes
197, 10
(
alem.
,
15. Jh.
):
das die Gallici, das ist die Walhen, nit unmúglich geheissen sint von der naturen und eygenschafft die ein gallus, das ist ein han, an im het.
Ebd.
22
:
Da von weliche die eygenschafften an yn hant, die sint von edelem stamme der Walhen komen odder aber ir guͤte gewonheit verwandelt sich in besser nature.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do der herr sach das er verschmecht lyen
.
er dett auff ir natur
[Var. 1475
2
-1518 /
Eck
1537:
frewlich schloß
;
Luther
1545, 1. Mose 29, 3:
macht er sie fruchtbar
].
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
So soltu dan lassenn das ysin steckenn / biß das die natur das pfil isen vß tribet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 337, 4
(
Hagenau
1534
):
Es ist eyn weib von natur eyn kleppisch wesschig ding.
Goldammer, Paracelsus
4, 243, 11
(
1530
):
darumb hat er [got] uns den durst in die natur gesetzt vonwegen des drinken.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der boͤumen vnd kreüteren Natur / krafft / würckung / eigenschafft vnnd art erkennen. [...]. Von Natur heiß oder hitzig. [...]. Wider mein Natur / Wider meinen bruch vnd gewonheit / Wider mein weyß vnnd gattung. Præter naturam. [...] Die Natur / Scham oder gemaͤcht / es seye an leüten oder am vych. Natura. ¶ Die Natur / Menschlicher saamen. Sperma, Genitura.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ist daz pain hert gemacht von nâtûr dar umb, daz ez ain aufhaltung sei des leibs.
Klein, Oswald
43, 29
(
oobd.
,
um 1408
?):
dorumb mein leiplich kranck natur | müss leiden grossen smerzen.
Ebd.
117, 12
(
n. 1438
?):
darnach und jeder ist geschickt mit underschaid | der sinne brait nach der nature treute.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
22, 32
;
Wiessner, Wittenw. Ring
2936
;
4340
;
4398
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
15, 29
;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
Rot
331
.
Vgl. ferner s. v.  1.
7.
›Art, Veranlagung, Neigung, Natur einer Einzelperson oder einer Gruppe von Menschen, darunter der Frauen und der Deutschen; individuelle Eigenschaften, aus denen heraus sich ein bestimmtes Verhalten und entsprechende Erwartungen ableiten lassen‹; auch: ›Gestalt, Aussehen einer personenhaft gedachten Größe‹; teils als pars pro toto gebraucht.
Bedeutungsverwandte:
(
die
12,  1, ; vgl.  2, .
Syntagmen:
seine n. verderben
;
die n
. (Subj.)
jm. im geblüt liegen, js. n. die keuschheit nicht dulden, (js.) n. jn. zu etw. fordern, jn. zwingen, das [...]
;
das fasten in die n. verwenden
›zur Natur machen‹,
j. nach seiner n. handeln, j. von n. häuslich / verstolen, zu etw. geartet, ein poet, unwillig sein, zu [...], j. von harter n. sein, j. von n. her weise leute sein, sich e. S. von n. (nicht) unterstehen, ungeachtet der n
. [etw. tun],
jm. etw. wieder die n. sein
;
die adelige / angebürliche / harte / kräftige / sonderliche / starke n
.

Belegblock:

Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
277a, 33
(
Frankf./M.
1649
):
es seind etliche von so starcker vnd harter Natur / daß sie alle Marter vnd Pein verachten.
Pyritz, Minneburg
5109
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
ich wolt ye han | Ein sunderliche natur | An mir, eins vogels figur.
Franck, Decl.
350, 36
(
Nürnb.
1531
):
das die Essei in Judea alweg on wein haben gelebt / vnd das taͤglich fasten gleich in ein natur verwendt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
ein grosse Pein, | Daß ich solt halten die Keuschheit, | Die mein Natur nicht dult noch leit?
Schorer, Sprachposaun
11, 22
(o. O.
1648
):
daß ein Teutscher / der von Art nicht viel Wort machet / [...] / einer Natur zuwider es mit so laͤppischen Babbeleyen recht meynen solte?
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
du solt oͮch dine nature nv́t e zit verderben, [...], wenne dv bist in der [...] bv́rnenden minnen, do eine starke kreftliche natvre gar schier inne vordorben ist.
Grundmann u. a., A. v. Roes
199, 6
(
alem.
,
15. Jh.
):
so ist das selbe volck von nature ungewilliger zuͦ gebende stúre.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
der Welschen zungen, die dann von angebúrlicher nature allen Tuͤtschen vient [...] ist.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Die natur lag dem drytten ryssen im geblüet, das er siner brüedern tod rächen wott.
Maaler (
Zürich
1561
):
dein haußgsind ist von natur hußlich.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
340
(
Genf
1636
):
natur / Art / neygung zu etwas.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
als bey denn Arabiern, wölche von natur ein verstolen gesind ist.
Sappler, H. Kaufringer
10, 101
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
seit von natur den weisen man | Aristotilem gewan | ain weib listig und gemait.
Opitz. Poeterey
3, 16
;
16, 37
;
Rieder, Gottesfr. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Bachmann, a. a. O. ;
Vgl. ferner s. v.  4, , (
die
12,  2.
8.
›eine der sozialen Ordnung und ihren Werteinheiten (
minne, recht, tugend
) unterstellte, in Recht, Sitte, Gewohnheit festgelegte bzw. wurzelnde handlungsverpflichtende, der
natur
1 analog gedachte gesetzmäßige Stimmigkeit, innere Logik‹.
Gewisse Beleghäufung für fachbezogene Texte.
Wortbildungen:
naturgesez
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der Wucher verwandelt die Natur des Gelds / [...] / vnnd zwingts daß es wider sein Natur mus fruchten.
Luther, WA (
1525
):
Also thut auch Paulus Ro. 13., da er alle gepot Mosi ynn die liebe fasset, wilche auch naturlich das natur gesetz leret: ,Liebe deynen nehisten wie dich selbst’.
Wo nuͦ Moses gesetz und natur gesetze eyn ding sind, da bleybt das gesetze und wird nicht auffgehaben.
Ebd. (
1528
):
Wie wol nu das gesetz auffgehaben, so sind dennoch diese stuͤck, die uns nicht allein das gesetz, sondern auch die natur leret, nicht auffgehaben, Als nemlich die natuͤrliche und sitliche ding, [...]. Daruͤmb auch Paulus [...] die natur selbs leret und anzeigt, das man die gesetz, die uns die natur leret zu halten, schuͤldig ist.
Thiele, Minner. II,
30, 233
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
want so virstrycht wirt ir
[der
minne
]
natuͤre | das tusschen edel unde gebuͤre, | tuͤsschen arm und rych | ein mircle minne ghein ungelych.
Köbler, Ref. Franckenfort
13, 14
(
Mainz
1509
):
Wo aber der antworter solche exceptiões zuuerhinderu͂ge des heupt vrteils fürwenden will / vnd der selben nature sein / so mag er solch exception nach beuestigung des kriegs fúrwenden.
Ebd.
72, 8
:
das jme solche gerechtigkeit zuͦstee nach natur einer iglichen clag mit vffgehabener nutzung.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
doch das die recõuencion darzuͦ die erst klag einer natur syent vnd vß einandern volgen.
Begeb sich das ein handel nach siner natur vnd art dermaß wer, das [...].
Pyritz, Minneburg
3078
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
schon und wisheit, | Adel, zucht und clugheit, | Wol geborn, hubsch gemuͤte, | Ere, sitikeit unde guͤte, | Die tugent sint ir [frawe] alle eben | Von natur dar umb gegeben | Daz sie si ube in tugende rink.
Roloff, Brant. Tsp. Widmung
9
(
Straßb.
1554
):
diß sein der Tugent eygentschafft und natur / das sie an sich zeucht / gleich dem Magneten / alles daz zuͦ tugent dienet.
Morrall, Mandev. Reiseb.
124, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da ist volck von wunderlicher natur, wann der vatter isset den sun, und der sun den vatter, und daz wib den man, und der man daz wib, und daz also: [...].
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 141, 10
([
Augsb.
]
1548
):
Also ist das letste noch unleidlicher / wann die Magt das erbet / das den Kindern / und rechten Erben gehoͤrt / [...] / Das ist wider Got / Wider die Natur / wider alle geschribne und gebrauchte Recht.
Ebd.
198, 27
:
Tyranney ist wider die Natur.
Thiele, a. a. O. II,
32, 210
.
9.
›die jedem unbelebten sowie belebten Stoff durch Zuordnung der Primärqualitäten (der vier Elemente), nämlich
heis / kalt, feucht / trocken
bzw. durch deren Mischung vermittelte je eigene Komplexion, Natur, Zusammensetzung‹; die Komplexion bestimmt (gleichsam als natürliche Veranlagung; vgl. 6; 7) die Eigenschaften anorganischer wie organischer Bezugsgrößen, speziell z. B. von Arzneien, Krankheiten, natürlichen Prädispositionen, Verhaltensweisen.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
5, 211
(s. v.
Humoralpathologie
); 8, 533 (s. v.
Temperamentenlehre
).
Bedeutungsverwandte:
; vgl. .
Syntagmen:
ein kraut eine n. an sich haben
;
ein stein, saphir kalter n., ein eigentum heisser n., der leo heisser / kalter n. sein
;
die elemente aus der mittelmässigen n. schreiten, atrament in der n. heis sein, ein kraut etw. mer oder minner in seiner n. haben, der geist von n. hitzig, ein same von n. heis / kalt sein, j. von hitziger n. sein, ein geschwulst / schmerz von kalter n. kommen
;
die heisse / hitzige / kalte / feuchte / trockene / temperierte / mittelmässige n
.
Wortbildungen:
natürlich
9 ›der als natürlich angenommenen Komplexion entsprechend‹.

Belegblock:

Gerhard, Hist. alde e
2304
(
omd.
,
um 1340
):
Da kung David wart so alt | Und van naturen also kalt, | Di crankheit wart en hermen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
Heruf sprechent [...] di guden arzide, daz endeiles worden danzen, di von heißer naturen waren.
J. W. von Cube. Hortus
73, 29
(
Mainz
1485
):
wente gar selten vnd wenig eyn krut oder specerien an yme hait ein natuer glich de͂ andern. went eß hait alle wege etwa meen oder my͂ner in syner natuer.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
78, 11
(
Frankf.
1535
):
Atramentum [...]. Jst in seiner natur heiß vnnd trucken.
Ebd.
132, 1
:
Diser steyn ist kalter vnd truckner natur.
Keil, Peter v. Ulm
20
(
nobd.
,
1453
/
4
):
oxicrocium, daz ist ein gut pflaster zu allen pein-prüchen [...] vnd zu geswulst vnd smertzen aller gelider, daz von kalter natur kumpt, vnd zutreibt geswer.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl viii,
9
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
er
[Mensch]
ist von vier elementen, das ist von erd, von wasser, von luft und von dem fewr und von vierley qualitaten oder naturen, das ist von hicz, keld, feuchtikeit und druckenheit, die do gar wider einander unter in sein
(vg. hierzu die historischen Vorlagen in den Anmerkungen zur Textstelle).
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 128
(
Nürnb.
1517
):
dodurch der erwermet geist vom geist, der von natur hitzig ist, also angezunt und geimbrunstigt wirdet.
Perez, Dietzin
1, 41, 16
(
Frankf.
1626
):
Die Elementen koͤnnen [...] wenn sie auß ihrer mittelmaͤssigen Natur schreyten / Menschen vnnd Thier erwuͤrgen.
Rohland, Schäden
486
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
das [oleum] bringet es [glyd] wider vmb zu rechter natürlicher wermy.
Morrall, Mandev. Reiseb.
157, 9
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
der saphyr [...] er ist kalter natur und vertribt die unkúnsche.
J. W. von Cube. a. a. O.
87, 30
;
Rohland, a. a. O.
485
;
Goldammer, Paracelsus
2, 89, 4
;
Vgl. ferner s. v. (Präp.) 7.