lage,
die
;
-Ø/-n
,
vereinzelt:
läge,
das
;
zur Etymologie s.
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 758
.
1.
›Ort, wo etw. liegt oder gelegen ist‹; topographisch, lokal: ›Standort, Ort, Raumbereich; Raumgrenze, Grenzzeichen‹; auch: ›Tiefendimension von etw. (z. B. eines Schachtes)‹; ütr.: ›Besitz‹; speziell: ›Ruhe- und Nistplatz (von Falken)‹.
Wortbildungen:
lagstein
1 ›festliegender Steinblock‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1399
):
7 fird. vor dy falken von der loge zu tragen.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 289, 9
(
rib.
,
1590
):
sonder der pastorien gehorrichen guitter liggen in oren steinen, paelen und laegen.
Ebd.
366, 41
(
rib.
,
um 1550
):
das dorf zu Hunthuisen eigen Bergische gueter seint buissen legen und pelen der grafschaft Sein in dem hoef von Roispach gelegen.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1624
):
Die forster [...] sollen [...] inspection uber den walt thuen und ein [...] umbrit der lägen, stein und mallen.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
so haben diese [...] für gut befunden / den Platz / reegen guten Hafens und bequemer Lage / zu erweitern / und mit Waͤllen und Graben zu versehen.
Küther, UB Frauensee
121, 12
(
thür.
,
1350
):
Diz ist dye lage des gutis [...] in den velden czu Gebese.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
63, 28
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der licham sente Thomas [...] ist [...] in eyner kleynen stat, die gar veste ist von dem lege.
Ebd.
75, 3
:
dy haldin an eczlichir loge gar groze hunde [...]; der hunde sint in eyner iclichin loge bi xl di do gewonit sin czu czien.
Ebd.
75, 4
:
so sint si
[Kaufleute auf Reisen im Orient]
sicher von eyner loge czu der andirn alle den wek uz der do ist von xxij tage reyse.
Gille u. a., M. Beheim
22, 87
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Nun harent von dem virdem haus, das ist die Wag, | darinn ist Mars und Jupiter, die czwene, | die haben in dem selben czaichen lǎg.
Niewöhner, Teichner
148, 18
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dw weil sews gut haben in ıͤr lag.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
14
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
So ein schacht ein tieffs leg
[Var.:
lage
]
hette vnd wolde Im das mit eim richtschaht zuricht(e)nn.
Joachim, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
17, 2
;
2.
›Situation, Zustand, in dem sich j./ etw. befindet; Beschaffenheit einer Sache‹.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Dar zu grozer kunge gunst | Envreget nicht die vrage | In so verlicher lage | Meistre.
mir geseit | Wart wol nach miner vrage | Disser geschichte lage.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Darumb hilfft wenig min lage.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
26, 14
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
iedoch in kislings slag | zaigst du uns liechtes lag | suechen in staines sam.
3.
›Hinterhalt, Falle, Nachstellung, Wegelagerei, Fallstrick; Belagerung‹; häufig in Texten religiösen Inhalts, dort metaphorisch die Fallstricke des Teufels und der Sünde bezeichnend; auch als Verwahrformel
sonder lage
›ohne Zweifel‹.
Phraseme:
jm. (eine) lage legen
›jm. eine Falle stellen, jm. einen Fallstrick legen‹;
jm. etw. zu lage legen
›jm. etw. zur Last legen, jm. einen Strick aus etw. drehen‹.
Syntagmen:
(die) l. anlegen / erleiden / kund machen / richten / setzen / tun; l.
(Subj.)
wären; jn. einer l. warnen; jn. mit der l. gewinnen, wind aus einer l. blasen, jn. vor der l. bewaren, jn. in die l. treiben, sich in eine l. verstecken, sich vor einer l. hüten, sich der l. entziehen, an l. sitzen
›auf der Lauer liegen‹,
auf der l. stehen, jm. etw.
(z. B.
eine wage
)
zu einer l. geben; l. der bekorung / sünde, (des) feindes / teufels l., sünden l.; feindliche / grosse / süsse / wunderliche l.; klage der l
.
Wortbildungen:
lagstein
2,
laggrub
(2. H. 15. Jh.).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
als ein loub, | Daz irstibet als ein stoub | Vor der suren winde vlag, | Der do blest uz siner lag.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Dem der ufme pferde saz, | Sins mordes zu einer lage | Wart gegeben eine wage.
Chron. Köln (
rib.
,
1347
):
In deim selven jare do lach der conink van Engelant vur Kalis, ind de lage werde ein jare bis hei Kalis gewan.
Ebd. (
Köln
1499
):
dairumb soichten si ein anderen wech, daemit si ouch beruchtiget sin, ind lachten eme laege wie si eme moichten vergeven.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
beware, vrouwe, dorte uns | vor des leidigen tubels lage.
Eggers, Psalter
18, 3
(
thür.
,
1378
):
[Der Sünder]
siczet an lage mit der richen hemeliche, daz er den vnschuldigen dersla.
Jostes, Eckhart
65, 24
(
14. Jh.
):
Sunderlich lieb on huͤte die ist [...] ein lag dez teufels.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Mug wir en nicht gewinnen | Mit der lagen, so weiz ich | Ein ding da mitte er sich | Meyliget an dem libe.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Nieman mac des tufels lage vnd der wallenden naturen hicze erliden, wan den gotes erbermede wil behalden.
Nu begonde der tufel niden, das ich gote also min gut opferte, vnd leite mir sine lage.
Gille u. a., M. Beheim
139, 26
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
aber dy ander frǎge | Die wurt uns erlaset hinǎch | in dem sibenczehenden ǎch. | daz merkend sunder lǎge.
Voc. Teut.-Lat.
s jr
(
Nürnb.
1482
):
Lage als man den leuten vorheltet wenn man sie vahe͂ wil.
Ebd.
qq iv
:
Zuggarn hasengarn lage od’ ryem od’ strick.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
hab allein aüßkift | Den saft ir schrift, | Euch in zwkünft | Darin zw legen lage.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sú súllent die vigent vertriben, ouch die lage und daz nohe warnemen die der vigent dem menschen anleit, [...] allen disen stricken engienge der mensche in rechter gelossenheit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ob etlicher erschlecht sein nechsten von můtwillen vnd durch die lage.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
herr, ich wil alle tag gan uf die lage des tǒdes, und wil mich umb sehen, daz er mich nit hinderschliche.
o min erloͤser [...] gib mir [...] mit dir in dinem grab vor den vientlichen lǎgen ein sicher vergraben.
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
dô der grôzen risen în | aber vil bekâmen, | die ûf dem turne nâmen | lâgestein und valletor.
Qu. Schweiz. Gesch.
169, 26
(
halem.
,
1470
):
Harumb er im, so er disen eidt tette, dester mer bedoͤrfte zů lag legen.
Ebd.
184, 23
:
wer kan’s inen zů lag leggen?
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
um 1300
˺):
vliehint die welt. wan si ist uol stricke. unde lage der súnde.
Sappler, H. Kaufringer
16, 116
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
in ward söllich lag getan, | das da nur sechshundert man | entrunnen.
Ebd.
16, 783
:
das er uns vor der tewfel lag | allenthalb geruoch bewarn.
Ebd.
23, 76
:
groß guot was in undertaun | [...] | des wurdent sechs rauber gewar. | die hieltent dort in dem gehag | und legten in da grosse lag.
Völker, Antichrist
1120
(
wschwäb.
,
15. Jh.
):
Er wirt an der verborgnen statt laug legent als ein löw, der inn seiner hol verborgen laug legt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Pei dem merhund verstên ich den pœsen gaist, [...], wan er warnt uns seiner lâg niht, er hûchet neur haimleichen an uns.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Huͤt dich vor suͤnden lage.
Weber, Füetrer. Poyt.
1, 6
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Wol dem, der darnach synnet, | [...] | das er sich von der helle weycz abtrennet | und arger geistes lage.
Piirainen, Stadtr. Sillein 70, l
32
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Nu hoͤrt lage vnd hemisch daz richtet der purgraue vnd anders nymant.
Kochendörffer, a. a. O. ;
Leman, Kulm. Recht ;
Jostes, a. a. O.
81, 21
;
Hübner, a. a. O. ;
Goerlitz u. a., Magd. Schöff./Schweidnitz
56, 20
;
69, 35
;
Strauch, Par. anime int.
40, 1
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
304, 20
;
799, 24
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Barack, Teufels Netz ;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Sappler, a. a. O.
16, 67
;
16, 116
;
16, 479
;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Jaksche, Gundacker ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Niewöhner, Teichner
564, 2195
;
Schmitt, Ordo rerum
34, 15
;
Vorarlb. Wb.
2, 205
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
130
.
4.
›Schicht übereinanderliegender Gegenstände‹; auch: ›aus mehreren Einzelfäden bestehender Riemen oder Strick‹.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
s jr
(
Nürnb.
1482
):
Lage od’ hafengarn. [...] od’ reym od’ strick.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
So leg ich disen strik und lagen, | Damit züch ichs an mich.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
so der zechenter vermaint der pauer habe ihm nit recht zechent geben, so soll er viech und wagen hinein stellen auf den then und suechen durch die erst, die ander und dritte leg.
5.
Maßeinheit verschiedener Art: Volumenmaß, Raummaß; festgelegte Stückzahl.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
429, 21
(
preuß.
,
1392
):
1 loge mit pulver.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1397
):
want die koůfersen manich stucke werks up der straissen veil dragent, dat sine laige neit vol en hait.
nochtan demgenen sine volle laige zo leveren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
so ir [...] eingiengt zů der bresse das ir ausdruckt fúnfftzig lagen vnd es wurden zweintzig.
6.
›festgelegte öffentliche Abgabe‹.
Syntagmen:
die l. erlegen; l. von schatzung
.

Belegblock:

Rwb (a. 
1560ff.
).