erbidmen,
auch
erbeben,
erbieben,
V.;
der Lautwechsel von
-b-
und
-d-
in der Basis erfolgt unter analogischen und mundartlichen Einflüssen (
Dwb, Neub.
8, 1602
):
(-)bidmen
ist vorwiegend obd. (findet sich aber auch bei
Luther
),
(-)beben
ist vorwiegend md., teils auch nalem. (vgl. mnd.
beven
›beben, zittern‹; ); für einige Belege (in 1) ist Konsonantenerleichterung von
-rdb-
zu nicht auszuschließen.
1.
›einem Erdbeben ausgesetzt, von einem Erdbeben erschüttert sein / werden‹; auch: ›durch Erschütterungen aufbrechen, zerbrechen‹ (von gegenständlichen Bezugsgrößen); generalisierend: ›beben, vibrieren, donnern‹; seltener faktitiv: ›etw. zum Beben bringen‹;
vgl.  34,  1; ;  12.
Wortbildungen
erbebung
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die erde irbibete und erschrac.
Luther, WA (
1531
/
7
):
Was sind [....] ein schwaches strohalmlin wider einen harten Donnerschlag und blitz, davon die erde erbebet?
Ebd. (
1531
):
auch himmel und Erden solt billich fur diesen wortten Erschrecken, Zittern und Erbiedemen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
625, 3730
(
Magdeb.
1608
):
ein grosses Volck beysammen / | Vnsichtlich auff einander rant / | Das erbebet das gantze Land.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der erdboden erreget sich, | Und erbidemt sehr grausamlich.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
v. 1545
):
erbidmeten zu Basel alle glaszfenster, glych ob es ein ertbidem wer gesin.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz dü burg und der sal | Erbidmen do begunde.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
das selbig zerschlagen macht ein knall, der erbidmet im gewülch etlich meil wegs weit, gleich als ging der knall für und für in seiner substanz.
Goldammer, Paracelsus
5, 179, 4
(
1530
):
all creaturen werden erbidmen und zerspalten und aufreißen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1552
):
ist [...] inn der nacht 4 grossen dunerklapff komenn, das sie habenn vermeintt, es werd die statt umfallenn, das alle heusser erbidemmett habenn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Erbebung / oder erdbebung / terræ motus.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
di erd erpidmet [...] | auf chliebent sich di stainne.
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 2, 12
;
Mt. 27, 52
;
Gerhardt, Meister v. Prag
111, 14
;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
2.
›aufgrund einer körperlichen oder seelischen Empfindung zittern, erschauern‹; auch transitiv: ›erschauern, erzittern lassen‹; als Ütr. anschließbar an 1.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
das erbidmende gericht
›das Jüngste Gericht‹;
die hare (des fleisches) erbidmen
›(jm.) stehen die Haare zu Berge‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  9, , , (V., unr. abl.) 1,  2, , , ; vgl. .
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
die kraft / sele, das herz, die geister
)
e., j
. (z. B.
das volk, die menschen / teufel
)
e., j
. [wie] (z. B.
in dem geist / leib, von grauen / schrecken, dem fieber
)
e
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
wie wol ich vor deiner Mayestat nicht besteen kan [...], es muß als erbidmen und erzittern.
do mochten Nunnen und pfaffen erbiben biß ins marck hinein.
Ebd. (
1525
):
druͤmb solt billich unser hertz erschrecken und ym leibe erbeben.
Gerhardt, Meister v. Prag
68, 13
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
da erpidemt Ihesus in dem geist vnd betrubet sich selber.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
do erbibenten dú har mins fleisches.
so wurt ein solich unlidelich ewig iemerwerende unfride, von dem alle menschen erbiben súllent.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
zehant do alles volck gesach ihesus es wart gemacht derschrocken und derbidmenten
[Var. 1475
2
–1518:
erschrakē vnd erbidmeten
; nd. Bibel 1478:
vorschreckeden se
;
Luther
1545, Mk. 9, 15:
entsatzten sie sich
].
Nichten welte derbidmen
[nd. Bibel 1478:
en vruchtet iuw nicht
;
Eck
1537:
solt euch nit fürchten
;
Luther
1545, 1. Mose 45, 5:
bekümmert euch nicht
].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swenn ich gedenke an die helle, so erbibnet mir aͤllú min kraft und min lib erzittret von der bitterkait der helle.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Des hertz in laides tzitter | Erpidmet und erkrachet.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
33, 59
(
moobd.
,
1393
):
als ein mensch von dem vieber erpidemt, also erzitert vnd erpidemt der geittig allemal.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
an dem tag des erpidmenden gerichts rechnung vor got dem herren geb.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 15, 14
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
160, 12
;
Jaspers, St. v. Landskron
4v, 32
;