entseben,
V., unr. abl.;
das Basisverb ist als Simplex nicht belegt;
zu
ahd.
untseffen
,
mhd.
entseben
›bemerken, wahrnehmen‹
(
Splett, Ahd. Wb.
1, 2, 796
;
Mwb
1, 1704
;
Dwb, Neub.
8, 1495
).
›etw. körperlich, sinnlich wahrnehmen, bemerken; e. S. innewerden‹; das Bedeutungsspektrum deckt die Spannweite von vagem ›etw. spüren, ahnen‹ bis zu klarerem ›etw. erkennen, verstehen‹ ab, wobei Letzteres weniger auf rationaler als auf sensitiver, emotionaler Ebene erfolgt;
zu  5.
Älteres Frnhd.; gehäuft ˹omd.; Chroniken und Texte religiösen Inhalts, oft gebundener Form˺.
Bedeutungsverwandte:
,  123; vgl.  1, (V.) 6,  11,  1, I, 1.
Syntagmen:
jn. / etw
. (z. B.
die heilkeit / wiederminne, ein gleichnis, schläge, die kräfte des geistes
)
e., die sele
(Subj.)
etw., das herz frieden e., etw. an jm., aus der taufe e
.;
die christenheit
(Subj.)
der not, das lam des todes e.
;
j
.
js. / e. S
. (z. B.
des trostes, der pein, götlicher liebe
)
e
.;
e., das [...], e., wanne [...]
.
Wortbildungen:
entsebelich
›spürbar, wahrnehmbar‹,
entsebung
›Wahrnehmung, Empfindung‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do wolde got uch unreinen | vortilget von der werlde haben; | des hete Moyses entsaben, | vor gote er nider kniete
(Kontext: Der Tanz um das goldene Kalb).
Der werlde sunde iz [gotes lam] uf sich hebet, | swen ez des todes entsebet.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
die sunde also vicht | Mit dem menschen daz er nicht | Vulet noch entsebet sleg.
mit dem irhebn | Uz der toufe wir entsebn | Ein glichnis, ein urkunde, | Das [...].
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Si [sêle] entsebet wol, wann er [got] bî ir ist.
Jostes, Eckhart
67, 13
(
14. Jh.
):
Daz dritte punt der waren minne ist, daz wir entsebend(s), daz [...].
Schneider, Pont. u. Sid.
107, 7
(
rhfrk.
/
mosfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
Myn hertz sol frieden nummer me entseben.
Strauch, Par. anime int.
90, 10
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan minne grop ist, so ist si intsebilicher.
Ebd.
139, 20
:
da [...] der mensche [...] etwaz irfindit da groiz troist und wollust ane ligit, des intsebunge ist doch vil me uzzir dan innir.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2854
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ein kusch magit di [...] | [...] sich den mannen nicht wil geben | sunder gotlicher liebe enzeben.
Pyritz, Minneburg
1110
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wo sich ein mensch mit mynn bestrebt, | Daz ez die wider mynne entsebt | Gar dicke und sin innen wirt.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ; ;
Hübner, Buch Daniel ;
Neumann, a. a. O.
351
;
5098
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 25
.
Vgl. ferner s. v. .