erschrecken,
V., unr. abl.;
teils auch regelmäßig und dann nicht immer eindeutig abgrenzbar von
erschrecken
(V.).
1.
›sich erschrecken, von Furcht ergriffen werden‹; auch: ›aufschrecken, beunruhigt sein‹; ›vor etw. zurückschrecken, sich abschrecken lassen‹; ›Entsetzen, Grauen empfinden‹; gelegentlich positiv wertend: ›überrascht, freudig erregt sein‹; speziell von Pferden: ›schreckhaft, nervös sein, scheuen‹;
vgl.  3.
Phraseme:
das wort
(Subj.)
jm. im mund erschrecken
›vor Schreck verstummen‹.
Gegensätze:
1
(V.) 14.
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj., z. B.
der geist, das lam / ros, js. herz, die tiere
)
e
. (absolut);
sich e
.;
e. S
. (Gen.obj., z. B.
des todes, der botschaft / manheit
)
e
.;
j. ab e. S
. (z. B.
ab einem scheltwort
),
als das wilde ros, wie die hasen
,
durch eine sache, über etw
. (z. B.
über js. rede
),
von furchten / herzen, von wegen tyrannei, vor got, vor dem schmerz, vor freude, einer stimme, vor js. angesicht e
.;
(e. S.)
[wie] (z. B.
gemeinlich, schwerlich / ser / wenig, gar übel, gar unmenschlich
)
e
.; subst.:
(ein) e. empfangen / haben, jm. bringen, ab etw. nemen, über jn. fallen lassen
;
das e. der frau
;
das e. von wegen der sünde
;
das ernstliche / merkliche / selige e
.;
jm. zum e
. ›zum Entsetzen von jm.‹.
Wortbildungen:
erschrek
›Schrecken, unangenehme Überraschung‹ (dazu bdv.: vgl.  3,  4).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Denn gut ists, das du bled seiest und verzagt, das du erschreckist und zapplist.
Ebd. (
1544
):
das ist die rechte lere des Euangelij von der Christlichen Busse [...], nemlich Rewe oder ernstlich erschrecken von wegen der Suͤnde.
Darumb sollen die Christen des nicht erschrecken noch sich schemen, sondern viel mehr fro sein.
Alberus, Barf. Vorr. Alb. (
Wittenb.
1542
):
Welcher Christe dis Buch lieset / der mus beide erschrecken vnd lachen.
Weil die Teuffel so grausam seer erschracken vnd erzitterten / vber dem Tumult der in der Helle geschach.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
121, 2433
(
Magdeb.
1608
):
Der frewdenspiel treiben sie [Katzen] nicht. | Sondern weinen / wie kleine Kind / | [...] | Das man dafuͤr erschrecken moͤcht.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3150
(
Köln
1476
):
Dye belachten
[›Belagerten‹]
moystens ouch hauen manch erschreck.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Min herze sach einen troum | Des der geist vil ser irschrac.
Pyritz, Minneburg
1839
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die fraw eins tagez zu mir gink. | Da ich sie ane blickte, | Vor freuden ich erschrickte.
Ebd.
4186
:
Wann im derschricket und derstumpt | Daz wort in sinem munde.
Gille u. a., M. Beheim
82, 303
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sy erschraken alle | Und sich verwunderten des rums | und auch seines grassen weisstums.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Du solt dich auch nit zuͦ vast foͤrchten oder erschreckenn vor dem schmertzen der do geschieht von der punctur wegen.
Roloff, Brant. Tsp.
397
(
Straßb.
1554
):
Ich bin erschrocken wie die hasen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass du verstandist, uns von diser botschaft nit allein nit erschuͤcht, noch erschrocken, sunder noch heftiger und me bewegt sin, die sach ze beharren.
Volz, Prophet Daniel E
7, 15
(
Augsb.
1537
):
Mein gaist erschrack darab: Ich Daniel bin in disen dingen erschrocken.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
[starp daz kint in irm leib] dar umb, [...] daz von der frawen derschrecken diu pant sich rizzen, dâ mit daz kint gepunden was.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Sein muͦt der manhait nie derschrak.
Deinhardt, Ross Artzney
101
(
oobd.
,
1598
):
So ain roß erschrickht Gib im in drei tagen nichts zu essen dan roggen khleiben.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
Die Ungern trunken zue erschrecken dem volk der erschlagen toten pluet.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
40, 31
(
tir.
,
1464
):
Eür hercz sol nicht petreübt werden noch erschrikhen.
ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 15, 16
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Jostes, Eckhart
102, 27
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
52, 10
;
v. Keller, Amadis ;
Gerhard, Hist. alde e
1335
;
3715
;
Feudel, Evangelistar
90, 4
;
Strauch, Par. anime int.
13, 14
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
31, 8
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Langen, Myst. Leben
213, 2
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
169, 36
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
149, 7
;
Wickram
4, 30, 18
;
Matthaei, Minner. I, ;
Bachmann, Haimonsk. ;
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
54, 41
;
Niewöhner, Teichner
565, 148
;
Bauer, a. a. O.
66, 4
;
106, 10
;
113, 35
;
Vgl. ferner s. v.  2,  4,
1
 5, (Adj.) 2.
2.
›aus dem (auch: im) Schlaf aufschrecken, auffahren‹; auch: ›vom Tod erwachen‹; als Metonymie zu 1 auffassbar.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  12; vgl. .

Belegblock:

Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do troymete or, dass sy eynen son gebere, der deme tufele glich were. Do ersrag sy unnd wachte uff.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Die fraw ser erschrack us süssem | schlauff.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
legt man in [Dyadochos] auf ains tôten leichnam, sô verleust er sein kraft und erschrickt scheinpærleichen von dem tôde.
Luther. Hl. Schrifft.
Rut 3, 8
;
Pfeiffer, a. a. O. .
3.
›erbeben, erzittern‹ (von der Erde, vom Wasser u. Ä.); speziell: ›flackern, zucken‹ (vom Feuer); ütr. auf Personen: ›vor Angst, Entsetzen zittern‹;
vgl.  8.
Phraseme:
die erschrockene gicht
(wohl gichtartige Erkrankung mit Krampfanfällen).
Bedeutungsverwandte:
,  12; vgl.  1,  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Das hus gegen siner
[Jesu Christi]
kunft, | da ich inne beslozzen lac, | da vor irbibete und irschrac.
Böhme, Morg.R.
156, 15
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
die bittere [...] faͤhret mit ihrem zittern und erschrecken in die herbe und harte qualitaͤt.
Ebd.
157, 5
:
nun wan das Wasser den plitz faͤnget [...] so erschrickt es.
Haage, Hesel. Arzneib.
18r, 8
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Wer da hat die erschrocken gicht, der erschrocken ist von ubriger ful, dem thut sein kopff be und pidemen ym sein glider.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz sehst ist, daz ez [feur] derschrekt, als wir sehen an dem plitzen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
108, 19
(
tir.
,
1464
):
das alle die menschen erwachten aus dem schlaff [...] von dem grossen sturm vnd vngestüemikchait vnd von dem erschrikchen.