einschliessen,
V., unr. abl.
1.
›etw. in etw. einfügen, einsetzen, aufnehmen‹; ›sich einer Gruppe von Menschen anschließen‹; ›jn. an einem Ort einschließen, einsperren, gefangen halten‹; ütr.: ›jn. in etw. miteinbeziehen, einschließen‹; im mystischen Kontext: ›sich fest verbinden, mit etw. vereinigen‹;
vgl.  12.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
jn. / etw
. (z. B.
das vieh
)
e., etw
. [wie] (z. B.
räumlich
)
e., jn. / etw. in etw
. (z. B.
das weib in ein gemach, den leib Christi in das brot, die sele in den körper, die anfechtung in eine bitte, ein bild in das herz, ein buch in das gemüt
)
e
.
Wortbildungen
eingeschlossenheit
(dazu bdv.: ),
einschliesser
›j., der etw. bewahrt, einschließt‹ (bildlich; dazu bdv.: , ),
einschliessung
1 (dazu bdv.:  6, , ),
einschlus
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Der [Teuffel] verderbt uns dise freud mit andern sorgen, auff das wir solches bild nicht in unser hertz einschliessen, wie wir solten.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Vernünfticheit ist daz oberste teil der sêle, dâ sî hât ein mitesîn und ein îngeslozzenheit mit den engeln in engelischer natûre.
diz wörtlin ,et‘ bediutet in latîne eine einunge und ein zuobinden und ein însliezen.
Als verre si dar inne [bilde] ist, als verre ist si mit gote ein; er meinet: als verre man dar în geslozzen ist, dâ diu sêle gotes bilde ist. Als verre er dar inne ist, als verre ist er götlich; als verre dar inne, als verre in gote, niht îngeslozzen, niht vereiniget, mêr: ez ist ein.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
bald redet der Prophet in GOttes Namen [...] bald [...] als wenn er sich selbst den Suͤndern einmenget vnd einschleusset.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
73, 6
(
Nürnb.
1548
):
da dagegen der anfechtung hie auff erden tausent / vnnd aber tausent [...] sindt / so wuͤrdst du doch keine erdencken [...] koͤnnen / die nicht inn diser bit eine eingeschlossen wer.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
seinen goldschmid den einschliesser
[
Wormser Proph.
1527:
thorhuͤter
;
Eck
1537, Jer. 24, 1:
ainfasser
]
des edeln gesteins von iherusalem.
Goldammer, Paracelsus
2, 23, 9
(
1532
/
4
):
diß nachfolgend buch [...] durchzulesen, aus eiferigem herzen in euer gemüet fassen und einschließen.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
mit merklicher inschliessung und begriffung der núwen vereinunge Strasburg, Basel, Colmar.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die seelen sind in coͤrpel der menschē glych als gefangen vnd Eyngeschlossen. [...]. Jn einē froͤm̄den land vm̄geben vn̄ Eyngeschlossen syn.
Eynschliessen / allenthalben beschliessen. [...]. Das vych Eynschliessen vnnd versperren. [...]. Einen Eynschliessen / Gefencklich behaltē.
Lauater. Gespaͤnste
22r, 30
(
Zürich
1578
):
Sy gieng in tempel / vnd nach dem nachtessen [...] ward sy durch die priester yngeschlossen.
Andreae. Ber. Nachtmal
39r, 3
([
Augsb.
]
1557
):
Wie nun Doctor Luthern seliegen / sein verklaͤrung / vbel gedeütet wordē / als ob er den Leib Christi in̄s Brot einschliesse / oder an dz Brot heffte.
Rot
318
(
Augsb.
1571
):
Inclusion, Einschluß / begryff / Einschliessung.
Koller, Ref. Siegmunds ; ;
Andreae. a. a. O.
480, 7
;
Hulsius
P ijr
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›etw. (mit etw.) umfassen, umschließen, umgeben‹; mehrfach in geometrischer Fachsprache; auch refl.;
zu  4.
Syntagmen:
etw. in etw
. (z. B.
die welt in die faust, einen fremden sin in eine rede
)
e
.;
etw
. (Subj.)
mit etw. etw
. (z. B.
der kreis des mondes mit einem horizont einen winkel
)
e., etw
. (Subj.)
sich e. S
. (z. B.
die erdkugel sich der verfinsterung
)
e
.;
der eingeschlossene raum, die eingeschlossenen bogen
.
Wortbildungen
einschliessung
2 ›Einschub, Parenthese‹ (dazu bdv.:  1a).

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
die groͤsse der jenigen Winckel / so der vertical Circkel mit der Ecliptica oder Sonnenstrasse zusammen fallendt / einschleust.
Columna [...] wird genandt der raum von zweyen auffrechten Linien eingeschlossen.
die gantze waͤhrung / inner welcher Zeit [...] die gantze Erdkugel der verfinsterung sich eingeschlossen.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
das [Parenthesis] ist ain einschliessung oder einsetzung, wen etwa mitten in ain gantze rede [...] ain ander vnd frembder synn ein gschlossen oder eingesetzt würd.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
65, 27
(
tir.
,
1464
):
mainstu, tu wellest das gancz mër pringen in ain flaschen [...] vnd in chürcz ein schliessen in die faust die welt der ganczen erden.
M. Cunitia. a. a. O. ; .
3.
›sich räumlich und / oder gedanklich zurückziehen; sich von der Welt abwenden, fernhalten‹;
vgl.  23.
Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
(V.); vgl.  1.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
113, 27
(
thür.
,
14. Jh.
):
wer Godis lere inphahin wil, der muiz sich samenen und inslizin in sich selbir fon allin sorgin und cummirnissin.
Langen, Myst. Leben
199, 2
(
nobd.
,
1463
):
Der [ein rechte clausnerin] gehort / zw, daz sy einfeltig vnd ein/geschlossen von jnnen vnd aussen sey.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú [Maria] waz ingeslossen, von allem abgescheiden, wan der engel ging zuͦ ir.
Vgl. ferner s. v.  4.