einhellig,
Adj.
/
Adv.;
auch
einhelliglich
, selten auch in der älteren Bildung
einhel
;
zu
mhd.
einhel, eingehel
und
einhellec
›einstimmig, einmütig‹
(
Mwb
1, 1540
).
1.
›übereinstimmend, gleich, in ein und derselben Weise‹; ›in einer Sache einig, einer Sache zustimmend‹; speziell in rechtlichen Kontexten: ›im Einklang mit dem Gesetz, Recht‹; auch: ›allumfassend, für alle geltend‹; mit Bezug auf Rechtsbeschlüsse, Urteile, Wahlen: ›einstimmig‹; in theologischen Kontexten: ›in Einklang mit der Schrift, der orthodoxen Lehre‹; daraus resultierend: ›glaubhaft, wahr‹;
zu (Zahladj.) 2a,
2
 1.
Phraseme:
die einhellige herschaft
›Alleinherrschaft‹;
das einhellige haupt
›das von allen akzeptierte Oberhaupt (der Kirche)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, , ,  4.
Gegensätze:
 1.
Syntagmen:
etw
. (Subj., z. B.
der landsbrauch und das recht
)
e. sein
,
j. mit jm. / etw
. (z. B.
miteinander, mit der schrift
)
e. sein
;
jn. e. erwälen, etw. e. anzeigen / befinden / beschliessen / beschreiben / erkennen / fürfaren / leren / predigen / verdammen / verkünden
,
jm. etw. e. einsprechen
;
e. miteinander zu rat werden
;
der einhellige bericht / rat / verstand / wille, die einhellige ehe / gezeugnis / gnade / meinung / stimme / wal, das einhellige urteil / weistum, die einhelligen zeugen
.
Wortbildungen:
einhellung
1 ›(allgemeine) Zustimmung‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
/
1
):
Wen ketzert yhr, wenn yhr uns ketzert, die yhr selb bekennet mit der schrifft einhellig seyn?
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
12, 27
(
Frankf./M.
1626
):
Biß endtlich [...] Gottfrid von Bullion von allen den andern einhelliglich zum Obersten Feldthauptmann deß Christenheers zu Tortosa erwehlet.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
206
(
Nürnb.
1517
):
Als aber Christus die einhellig herschaft angenomen hat, do ist der fürst diser welt verurteilt und verdamet.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Einhellig wer verdammet gar | Die arrianisch ketzerey.
Ebd. (
1561
):
die gschichtschreiber han | Solch gschicht nicht einhellig beschrieben.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
da wart aber als vil angetragen dazümal, das mit gantzer einhellung ein concily gesworen und geordent wart gen Basel.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
es wurde dann ain ainhellig hopt und wurd ruͦw gegeben der hailgen cristenhait.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
[der burggrove von Nürenberg] riet inen, daz sü in [Ruͦdolfen von Habesburg] soltent einhellicliche erwelen zuͦ kunige.
Anderson u. a., Flugschrr.
9, 5, 13
([
Straßb.
]
1524
):
Vff das in weydu͂g der Christlichē schaͤfflin / nach inhalt des worts gottes / einhelligkliche͂ fürgefaren werde.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1352
):
W(u)rden aber under dien vieren drie einhellig, so ist der vierde nuͥt ze vernemende in der sache.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Daruf die genanten min herren durch iren gebnen fúrsprechen mit gemeinem raͤt und einhellem munde rettent.
Lauater. Gespaͤnste
32r, 14
(
Zürich
1578
):
dan̄ es ward mit einhaͤlliger vrteil erken̄t / dz man sy widerumb gen Orliens soͤlte fuͤrē.
Andreae. Ber. Nachtmal
18v, 12
([
Augsb.
]
1557
):
Geben vnns nicht allein die hailigen Euangelisten ain einhelligen Bericht / sonder [...] Paulus lehret vns auch gar fein [...].
Eis, Gottfr. Pelzb.
12, 7
(
moobd.
,
1384
):
Wenn di ee
[das Alte und Neue Testament]
nicht misshellig sind, sunder ainhellig, sagen die haimleichait Christi, daz er an sich genomen hat menschleichen leichnam.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
etlich meinen, die stat Pittanum in Gallia, etlich Bassaw in Bavaria, aber das am gelawͦbigisten Padaw und Virgilius mainung am einhelligisten
(über die trojanische Gründung Paduas).
Rintelen, B. Walther
89, 24
(
moobd.
,
1552
/
8
):
und sein in disem Fall die geschribnen Recht und der Landsprauch einhöllig.
Meisen u. a., J. Eck
23, 7
(
Ingolst.
1526
):
nach warem, ainhelligem verstandt der heyligen kirchen.
Ebd.
31, 21
:
nu welten sy gern sechen, das die predicanten einhellicklich lerten und predigten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1547
):
bekennen hiermit, daß wür wolbedächtlich und mit ainhölligen rath [...] ein gemaine marktordnung [...] beschloßen [...] haben.
Gropper. Gegenw. ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
220, 25
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Bachmann, Morgant ;
Andreae. a. a. O.
21v, 12
;
22v, 16
;
Anderson u. a., a. a. O.
5, 6, 25
;
16, 3, 18
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
99, 13
;
Vgl. ferner s. v.
1
 6, .
2.
›gemeinsam, gemeinschaftlich‹; ›mit einer Stimme, als Gemeinde‹; ›im Glauben, in der Gesinnung vereint‹; auch: ›einträchtig, einmütig (als Lehnübersetzung aus lat.
unanimiter
), in friedvollem, harmonischem Miteinander‹; als Spezialisierung zu 1 auffassbar, dabei die Gemeinschaftlichkeit betonend.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
e. im gebet sein
;
e. mit etw. stimmen, nach etw. trachten, das gelübde auf sich nemen, got. e. eren / preisen, e. den glauben verteidigen, zu dem herrn rufen
;
e. leben
;
der einhellige gesang, die einhellige stimme, das einhellige wesen, die einhelligen jungfrauen
.
Wortbildungen:
einhelligkeit
›Eintracht, Harmonie‹; speziell: ›Einheit der Kirche, des Glaubens‹,
einhellung
2 ›Eintracht‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
/
2
):
Catholicus heyst, der mitt dem hauffen ist und einhellig mit der gantzen samlung stymmet ym glauben und geyst.
Ebd. (
1533
/
4
):
Derhalben so sind wir erger denn Juͤden, Heiden, Tuͤrcken, welcher keiner den andern hasset, verfolget [...], sondern stimmen uber ein und verteidigen einhellig jren Glauben.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Einhelliglich. Eintraͤchtiglich / einmuͤtiglich / sampthafft / auß einem Stricke.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Der Todt abr die Einhelligkeit | Des Menschlichn Coͤrprs verwirrt allzeit.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
die einhellige vnd gleichstimmende bekentnis der heiligen vnd Apostolischen Kirchen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
In der burgk, bedeut die hoffnung, | Darinn sie einhelligklich leben | In dem elend, biß in wird geben | Dort das himelisch königreich.
Ebd. (
1562
):
Das machet der bürger gemüter | Gantz einhellig und hertzen-trew.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Gib allen Potentaten, | Der gantzen Christenheit, | Daß sie einhellig trachten, | Zu Frieden jederzeit.
Ebd. (
Köln
1582
):
PReiset einhellig Got den Herren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Dise warn all vollendent einhellich
[nd. Bibel 1478:
eensamentlike
;
Luther
1545, Apg. 1, 14:
einmütig
]
in dem gebet.
Vnd rieffen einhelliglich
[nd. Bibel 1478:
eendrachtliken
;
Luther
1545, Jdt. 4, 9:
einmütiglich
]
zuͦ dem herren got der jsrahel.
die gerechten kinder der guͦtten die opferten haimlich: vnd ordenten die ee in die ainhellung
[nd. Bibel 1478:
endrechticheyt
;
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
einmuͤtig
;
Luther
1545, Weish. 18, 9:
eintrechtig
]
der gerechtikeit.
Lemmer, Brant. Narrensch.
99, 136
(
Basel
1494
):
Eyn yedes ding me sterckung hatt | Wann es bynander gsamlet stat | Dann so es ist zerteilt von eyn / | Eynhellikeyt jn der gemein | Vffwachsen die bald all ding macht.
Jörg, Salat. Reformationschr.
338, 6
(
halem.
,
1534
/
5
):
Damit man aber zuo frid / ruͤw / und einhaͤligem waͤsen kon moͤcht / waͤr jr hoͤchste pitt und bgaͤr [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Vorwilligung / Verhengung / Einhelligkeit.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 15, 21
([
Augsb.
]
1523
):
Seyt froͤlich seit guͦtz muͦtz / seyt ainhellig seyt fridsam / in bruͤd’licher liebe yebent eüch gegen den notturfftigen.
Ebd.
9, 5, 20
([
Straßb.
]
1524
):
vn̄ fürhyn dest nützlicher vnseren schaͤfflin / in frid vn̄ einhelligkeit des goͤttlichē worts / fürgeen moͤgē.
Kehrein, a. a. O. ;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
8, 28
;
Gille u. a., M. Beheim
99, 26
;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Rot
297
;
Vgl. ferner s. v. ,  3, .