nüchterkeit,
die
;
-Ø/–
;
auch
nüchternkeit
, Suffix oft
-heit
:
nüchterheit,
nüchternheit
.
1.
›Verzicht und Zustand des Verzichtes auf Alkohol‹;
vgl.  2.
Gegensätze:
 1.

Belegblock:

Perez, Dietzin
1, 321, 1
(
Frankf.
1626
):
welcher Nahme [Weineul] aber sie dermassen geschmertzt / daß sie solches Laster des Sauffens je mehr vnd mehr abgelegt vnd sich der Nuͤchternkeit beflissen.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Also ein byder-weyb vernünfftig | [...] | Straff ihren man
[in V. 18 als
trunken
gekennzeichnet]
zu nüchterkeyt!
Ebd. (
1556
):
Also gschicht offt in trunckenheyt, | Das sunst nit gschech in nüchterkeyt.
2.
›Mäßigkeit als Teil der
oberen / vernünftigen
(im Gegensatz zu den
niederen
) Kräfte, die dem Menschen hinsichtlich aller Aspekte der Lebensführung, darunter der Nahrungsaufnahme (des
essens, trinkens
), häufiger noch bezüglich der Einhaltung der moraltheologischen Regeln der Zeit sowie hinsichtlich seiner Erkenntnisvermögen auferlegt ist‹; je nach dominantem Aspekt speziell: ›Abgeklärtheit; Bedachtsamkeit; Gefaßtheit; Besonnenheit; Kontrolliertheit; Beherrschtheit in Haltung und Handeln; Selbstzucht; Zurückhaltung; Vorsicht gegenüber religiöser Exaltiertheit und hinsichtlich möglicher Überheblichkeit im Erkennenwollen‹;
vgl.  23.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): substantivisch:  2,  36,  13,
1
 11121314,  12, , (
die
1, ,  12, , ; vgl.  2; adjektivisch:  23, ,  12345, , , .
Gegensätze
substantivisch: , , , , (
der
12,  4, ; adjektivisch:  2.
Syntagmen:
n
. (Subj.)
(nicht) leid haben, von aussen / innen kommen, die obersten und die viehelichen kräfte scheiden, der krage
(der
abebrechonge
, symbolisch)
sich nuchterkeit nennen
;
etw.
(Subj.,
der glaube
)
n. sein
;
der n. gedenken
;
in n. leben, wacker werden, den überflus in n. bestehen
;
die n. des geistes, der notdurft
.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
x vijr
(
Nürnb.
1482
):
Nuchterheit messigkeit munderheit. sobrietas.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Alles uberflus müssig-geh, | Weißlich in nüchterkeit besteh.
[Pitagoras] lehrt die männer aus weisheit, | Zu leben in der nüchterkeit, | In allen geschefften fürsichtig, | Fein trew, warhafftig, und auffrichtig.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das verborgen des geistes, und do hat dise suͤssekeit alleine rechte eigen stat [...] und aldo wurt alleine der mensche in diser nuͤchterkeit wacker.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 665
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Vs disem erneste kummet mahze vnd nuͤhterkeit von innen vnd von ussen. [...]. Nvͤhterkeit die scheidet die obersten krefte vnd die vihelichen crefte von vnmaßen.
Ebd.
680
:
Die artikel des gloͮben, die sol men gloͮben vnd nút wellen wissen, [...]. Das ist nuͤhterkeit.
Ebd.
684
:
Die nature [...] sol der mensche merken vnd nemmen dar vs sinen nútz vnd nút me: das ist nuͤhterkeit des geistes.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er [anthiochus] gedacht der núchterkeit
[nd. Bibel 1478:
soberheyt
;
Froschauer
1530, 2. Makk. 4, 37:
vernunfft
]
vnd der messikeit des toten.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ; ; ;
Enders, Eberlin .