besessen,
part. Adj.
zu , partiell lexikalisiert.
1.
›(mit Grundbesitz) ausgestattet, Grundbesitz habend, begütert; wo ansässig, wohnhaft‹; erstere und letztere Variante kaum trennbar; erstere Variante gegenüber
besitzen
5 mit verschobener Bezugsgröße;
vgl. auch  9.
Überwiegend md.; gehäuft Rechtstexte, auch Chroniken.
Phraseme:
mit eigenem rauch, mit feuer und rauch besessen sein
.
Syntagmen:
mit etw.
(z. B.
mit haus und hof, mit eigen und erbe, mit einem schlos
)
b. sein; besessener bürger; in der stat, auf dem gebirge, binnen der mauer, auf dem weichbilde b. sein
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
[geste] qui nicht besessen sind, die nicht hie bleiben sollen.
Ders. Hl. Schrifft.
Sir. 37, 14
(
Wittenb.
1545
):
einen Taglöner der nirgend besessen ist.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 22, 6
(
md.
,
um 1300
):
Ist aber, daz iz [korn] di beckere koufen, unde kumit ein besezzen man dazu, der sin darf zu siner spise, unde bittet, daz man im des laze
[...]
, daz sullen di becker tun.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Ab der rat dy gewalt hat, das sy eynen burger besessen unde beerbit, [...], in den thorm mogen legen.
Der selbe man beclagete eynen besessen burger unde geerbeten do selbist wonende.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
17, 3
(
omd.
,
n. 1474
):
die richten mir uß eynen besessen burger zcu Genff.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
etzliche die besessen waren mit slossen den gewan her die sloss an.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
180, 25
(
thür.
,
1474
):
eyn arm man, genant Hanß Smed, der [...] met erbeguttern, huse unde hofe, fuer unde rauche besessin ist.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1325
):
Hat ein man erbe unde nicht eigen, daz sint husere unde hove, da man erbecins von gibet, der ist ouch besezzen, daz he mac borgen einem iklichen man.
Hat ein man eigen rouch, daz ist gemitte herberge, der heizet ouch besezzen, daz in nimant ingeeischen mac ane umme wunden. Wen he muz schozzen unde wachen; so muz man im zu dinge gebiten.
Hat ein man lengut, smiden oder lenhove, der ist nicht besezzen, wen he verschozzet sin nicht. Darumme mac he nicht besezzen gesin, wen he der stst kein recht tut.
Welch man oder bercman gesezzen ist uf deme gebirge, waz he gutis hat, daz sal he herin verschozzen in di stat mit den burgeren.
der muz burgen setcen einen besezzenen man, der mit eigen unde mit erbe besezzen ist. Unde daz muz he bewisen, daz he also wol besezzen si mit eigen unde mit erbe, mit zwen anderen besezzenen mannen. Di zwene man, [...], di durfen nicht mit eigen unde mit erbe besezzen sin.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Ist Albricht nicht besessen, lehn, erbe noch eigen nicht hat.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
217, 7
(
omd.
,
1554
/
1633
):
die burger und mitburger, die mit hauß und hof in der stadt besessen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß unser vater ist genant Burkhart Zingg und [...] hett er und guet und was beseßen zu Memingen hahent bei des Mangolts graben.
Leman, Kulm. Recht ; ;
Grosch u. a., a. a. O.
320, 8
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 564
;
2.
›(vom Teufel, von Mächten des Bösen oder – vereinzelt – des Guten) besessen, heimgesucht, verzückt; im Geiste verwirrt‹;
vgl.  12.
Zur Besessenheit als Gegenstand des Aberglaubens s. ; vgl. ferner:
Rgg
1, 1957, 1093
.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 6, , ,  1, , .
Wortbildungen:
besessene
›Besessenheit‹ (a. 1636),
besessener
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Dæmoniacus. Besessen teuffelsüchtig.
Luther, WA (
1525
):
dieser armer mensch, der leyblich vom teuffel besessen war. [...] Syntemal die seele ursache ist, das der leyb besessen wird zur straffe, darumb das sie besessen ist durch die suͤnde. Und der sunden schwerlicher los zu werden ist denn der straffe, und auch die seele herter besessen ist allzeyt denn der leyb. Das beweyset man da mit, das der teuffel dem besessen leybe lesst seyne natuͤrliche kreffte und werck, aber die seelen beraubt er der vernunfft, synn, witz, verstand.
Ebd. f. (
1530
):
Da sehen wir, das zweyerley besessene leute sind: Etliche sind leiblich besessen, [...]. Darnach sind etlich geistlich oder heimlich besessen, die vol geitz, hass [...] sticken.
Ders. Hl. Schrifft.
Mt. 9, 32
(
Wittenb.
1545
):
da brachten sie zu jm einen Menschen der war Stum und Besessen
[
Mentel
:
habent den stumen teuffel
].
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
1374
):
di meinten, daz si beseßen weren von dem bosen vigende.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
214r, 9
(
Leipzig
1588
):
was kan man thun mit tollen / vnsinnigen / besessenen Leuten?
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
Am Abend aber brachten sie viel besessene zum HERRN Christo.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
Seit ir unsinig oder besessen, | Das ir solch geschrei mugt außmessen?
Voc. Teut.-Lat.
kk vjr
(
Nürnb.
1482
):
Vnarbaitsamer od' kruppel oder beseßner mit dẽ bosen gayst.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
182
(
Nürnb.
1517
):
soltu wissen, das die menschen in dreierlei gestalt arbeiten, Belial außzuwerfen: zum ersten von dem leib des besesen, (zum) andern von dem fleisch der sünden, (zum) dritten von dem süntlichen geist.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
85, 3
(
Nürnb.
1548
):
wie ein heydnisches weyb / den Herren Christum anschreiet vmb hilff / jrer Tochter halb / so vom Teufel besessen war.
Ebd.
139, 17
:
besessene leut / die den Teuffel sich ruͤren vnnd regiren lassen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
212, 37
(
els.
,
1362
):
die menschen die do siech oder von den boͤsen geisten besessen worent.
Golius (
Straßb.
1579
):
Fanaticus, besessen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
es ist nicht ein Mänsch mit einem bösen Geist besessen, sondern ein böser Geist mit einem Mänschen geplaget.
so sagt nicht, dieser ist ein besessner Mänsch; sondern, dieser ist ein verteuffelter-Scherg.
Maaler (
Zürich
1561
):
Besässen von einem geist / er seye dann gůt oder boͤß / Vnsinnig.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Er ist mit einem narren besessen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der ist guot wider der teufel pannen und wider all veind und verjagt die teufel von den besezzenen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
solch leut haben ein geist, sein pesessen von got, müessen bei iren sinnen nit mêr sein, müessen abreden.
Ders. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
sant Eustasius ligt begraben in Westerreich [...], do man die beseßnen leut hin bringt.
Froning, Alsf. Passionssp.
221
;
1745
;
3000
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
138, 8
;
Hübner, Buch Daniel ;
Williams u. a., a. a. O.
545, 30
;
Rieder, St. Georg. Pred. ;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1953
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  6.