trunkenheit,
die
;
-Ø/-en
;
selten
trunkheit
.
1.
›durch übermäßigen Alkoholgenuss hervorgerufener Rauschzustand, der unsittliches Verhalten und Zügellosigkeit bedingt‹; in religiösen wie juristischen Texten gilt jeder durch Alkohol verursachte Kontrollverlust als Disposition zu sündhaftem bzw. ordnungswidrigem Verhalten; der durch das Trinken bewusst (und immer wieder) herbeigeführte Rausch gehört zu den schweren Sünden bzw. Lastern; insofern ütr. auch: ›mangelnde geistige Klarheit, Unzurechnungsfähigkeit‹;
zu  1; vgl. (V.) 3.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (subst.), , ˹, , ˺ (jeweils subst.); vgl.  3, .
Syntagmen:
t. ausschlafen, für eine sünde schätzen
;
t
. (Subj.)
eine beraubung der vernunft sein, nicht lange weren, jn. ankommen, kün machen, jm. angesiegen, den armen, das gewissen verblenden, die vernunft begraben, den mut verkeren
;
j. vol t. sein
;
etw. aus t. erfolgen, j. aus t. übelreden, schmäliche worte wieder got ausgiessen, t. halber verzeigt werden
›angezeigt werden‹,
ums leben kommen, in t. schlafen, etw. in t. ergehen, sich in t. vergessen, in der t. zu js. weib gehen, j. mit t. beladen / umgeben sein, mit t. kurzweil treiben, sich mit t. entschuldigen, von t. wegen zänkisch werden, vor t. entschlafen, sich vor t. hüten, jn. zur t. reizen
;
der sold, das laster der t
.;
ein trank für t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Denn wie die Seele auch vom Leibe beschweret wird, wo er mit trunckenheit uberladen ist.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
96 seind zu Cassel drey personen vollsauffens und trunckenheit halber [...] jämmerlich umbs leben kommen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2143
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
di trunkenheit vorkeret den mud.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
So ist der eine [nachtpauer] dem (andern) in desselbigen haus [...] in der trunkenheit zu des andern weib gegangen und sich zu ir gelegt.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
389, 9
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Ap auch jemands in voller weise ubel handelte, der sal sich mit der trunkenheit garnicht zu entschuldigen haben.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
das wir gen ersamlich an dem tag. Nit in frasheiten vnd in trunckenheiten
[
Luther
1545, Röm. 13, 13:
sauffen
].
Menge, Laufenb. Reg.
97
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Hüte dich vor der mynne | Vnd vor aller trunkenheit.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1553
):
Nachdem auch aus ermelter trunkenhait neben erzölten sünden und lastern dise unverschamte weise ervolgt, das sich mancher [...] an offner freier gassen seiner notturft [...] begert.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1620
):
das vilmehr allerley verböserung, sonderlich aber das laster der trunckenheit, täglichen zechens und prassens [...] gar überhandt genommen.
Sappler, H. Kaufringer
25, 211
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
wer sein verstandnüß darzuo richt, | das er mit trunkenhait ist umbgeben, | der erkennt nicht gott daneben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu trunkenhait wert niht sô lang sam von eitelm wein.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 2
(
tir.
,
1464
):
Si treiben chürczweil mit stëchen, mit tanczen, mit füllen vnd mit trunnkhenhait.
Qu. Brassó
5, 486, 9
(
siebenb.
,
1613
):
Dieses
[Gemetzel]
ist in Trunkheit ergangen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
52
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
weil die Trungkenhait ein beraubung ist aller menschlichen vernunfft, verstannds [...], daraus auch alle sünden schanndt vnnd laster [...] herkhommen.
Österley, a. a. O. ;
Hübner, Buch Daniel ;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
72, 22
;
Berthold u. a., a. a. O.
36, 14
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
9, 35
;
Menge, a. a. O.
2944
;
Heydn. maister
8r, 17
;
16v, 21
;
Rennefahrt, a. a. O. ; ;
Sappler, a. a. O.
11, 303
;
Piirainen, a. a. O.
52
;
Vgl. ferner s. v.  4,  2,
1
 2,  2,  10.
2.
›geistliche Erfülltheit; Berauschtsein (in
minne
), Überfließen des Umgrenzbaren in
einbärekeit
‹; ütr. von 1;
vgl.  2.
Wobd.; älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
das
3,  1.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Diser minne trunckenheit hat an allen userwelten menschen alle herheit, edelkeit, zartheit, frúnd und guͦt verkeret in ein verworfenheit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
133, 355
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Geistliche trunkenheit ist, daz der mensche me beuintliches smackes vnd froͤuden enphahet, denn sin hertze [...] geuassen mag.
Schmidt, Rud. v. Biberach
17, 19
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Der vatter [...] hat gvͥgeben [...] den Heiligen Geist ze einem tranke kvͥscher vnd messiger trvnkenheit.
Ruh, Bonaventura
335, 1
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Der vierd stapfel ist trünckenhait, die vrspringt vß sätty.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
939
;
1083
;
Eichler, a. a. O.
134, 359
.
Vgl. ferner s. v.  2.