1
laub,
das
;
-es/-er(e)
+ Uml., auch
(+ Uml.).
›Laub, Blätterwerk von Bäumen, Sträuchern und Baumgruppen in jeglicher Form, sei es als aufkeimendes, grünes oder vom Baum herabgefallenes welkes Laub‹; metonymisch auch: ›mit Blättern versehener Ast, Reis‹; ›künstlerische Nachbildung eines Blattes‹; ›Zeitrechnung nach den jährlichen Laubfällen‹.
Phraseme
gras und laub wachsen lassen
›den Dingen ihren Lauf lassen‹; häufig in Rechtsformeln:
laub und gras
(z. B.:
verbieten
; f.).
Bedeutungsverwandte:
 1, .
Syntagmen:
(das) l. abbrechen / abfressen / abmürpfen / abreissen / abstreifen / auflesen / aufscherren / brechen / bringen / essen / füren / herausbringen / holen / meissen / schneiden / verbieten / verderben / zälen, von den bäumen hauen; das l.
(Subj.)
abfallen, ausfallen / decken
›eine geschlossene Decke bilden‹
/ fallen / verderben / wachsen / welken, sich von den bäumen scheiden, jn.
(z. B:
got
)
eren, etw.
(z. B.
die blüte
)
eröfnen; der wald laubes haben; etw. mit l. bedecken / zuscharren, jn. mit l. bescharren, jn. in l. winden, von dem l. essen, sich mit l. kleiden, von l. etw.
(z. B.
ein bette
)
bereiten; decke / höhe des l.; ein schaub l.; l. des baumes; astbekleidendes / ausgeblättertes / ausgebreitetes / breites / dürres / fruchtzierendes / gelbendes / grünes / fales / saftreiches / schönes l., viertes l.
›viertes Jahr‹.
Wortbildungen
laubächtig
(dazu bdv.: ),
laubast
,
laubästen
,
laubastig
(a. 1541),
laubbaum
,
laubbesuch
›Recht auf Laubnutzung‹,
laubblat
,
laubecht
,
lauber
›Laubsammler‹,
lauberen
›aus Laub‹,
lauberlos
,
lauberzehent
(a. 1565; im
Vorarlb. Wb.
2, 233
ohne Bedeutungsangabe, wohl: eine Abgabe für das Recht des Laubsammelns),
laubhag
›Hecke‹,
laubhan
wohl: ›Birkhahn‹ (dazu bdv.: , ),
laubhake
,
laubhenne
(a. 1642),
laub(er)hun
›Abgabe für das Recht, Laub zu sammeln‹ (a. 1440ff.),
laubich
›Laubmenge‹,
laubig
,
laubkäfer
›Maikäfer‹,
laubpfulwe
(a. 1627) ›mit getrocknetem Laub gefülltes Kopfkissen‹,
laubposse
›laubförmiges Schnitzwerk an einer Säule‹ (Grundwort wohl zu
pos
›Zierfigur‹, ; a. 1512),
laubreich
,
laubsak
(a. 1380ff.),
laubsäckentuch
(vgl.
1
 3),
laubstreifen
›Laub sammeln‹,
laubstreifer
,
laubwald
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
6, 13
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
undir allen loubegin eychin, di stat, do si wolrichindin wyerouch gebrant habin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
74, 979
(
Magdeb.
1608
):
Darumb sing ich [Nachtigal] / wenn das laub deckt / | Wenns abfelt so bin ich hinweg.
Ebd.
501, 20
:
Lamb / Haß vnd Hun jhr Kreuter kennen / | Damit sie jhren Hunger buͤssen / | Laub / Graß / vnd Korn / vnfreundlich gruͤssen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
nam daz mark oder den kernen des hœhsten boumes und zôch abe die hœhe sînes loubes und brâhte daz herabe.
Ders., Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
waz dâ vermenget ist mit der erde, als loup und gras und böume: daz treget in im eine glîcheit des himels.
Beckers, Bauernpr.
56, 28
(
Köln
1515
/
18
):
wañ dat loiff niet gern van den boume͂ vallen wyll.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Er ist gleich einem baume gůt, | [...] | Der sein frucht rechter zeit kan geben. | Sein laube nimmer welken thůt.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1436
, Hs.
17. Jh.
):
Mit dem dürren laub haben die gemein verordent, das eins aus einem jeden haus montags und donnerstags soll laub holen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
133, 19
(
rhfrk.
,
um 1435
):
bescharre synen herren mit laube vnd mit erden zü / vff das yne die wilden diere nit essen.
Froning, Alsf. Passionssp.
2004
(
ohess.
,
1501ff.
):
nach ist myner sunde me | dan wassertroppen yn dem sehe, | und laubes hot der walt.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
227, 35
(
wmd.
,
1634
):
Blösse zeitlich hatt begriffen | Eych, vnd Buchen lauberlos.
Jahr, H. v. Mügeln
113, 816
(
omd.
, Hs.
1463
):
[Arismetica] zalte loup und ouch das gras.
Strauch, Par. anime int.
123, 8
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz me engle ist danne grîzis oder laubis oder grasis.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
di anderen hiuwen loubere von den boumen und strowiten si in den wec.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
66, 13
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Daruber pfleget man allerlei mos, laub, auch allerlei erdreich [...] einer spannen tief aufzuheben und auf die ecker zu führen
(als Düngemittel).
Ebd.
257, 16
:
Wo sich das laub von den beumen [...] nicht gerne scheidet und abfellt, bedeutet es einen kalten winter.
Böhme, Morg.R.
150, 5
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
die macht den baum beweglich / daß er waͤchst / gruͤnet / und seine aͤste / laub und frucht krieget.
Voc. Teut.-Lat.
s iijr
(
Nürnb.
1482
):
Laubreicher. frondosus.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
het ieglichem [knaben] einen lauberein krantz aufgesetzt.
Schmitt, Fachprosa
55, 23
(
Bamb.
,
1511
):
daß er [mist] allenthalben sey wol verdeckt mit labich vnd reisich.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
esse dein lauber vnd verlies dein wůcher.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Laubblat. Phyllon [...] Laubechtig. Frondeus, a, um. Laubstreiffer. Frondator. [...] anheben Laubecht zůwerden.
Golius (
Straßb.
1597
):
Casæ, hütten von stro / reiß / laub / wasen.
Bremer, Voc. opt.
48044
(
halem.
,
1328-30
):
laub(er) [...] Frondes loͤiber [...] loͤber [...] laͮb [...] laub. [...] laubblat [...] Folium.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
ein grusamer hagel [...]. Erschlůg in herd alle fruͤcht, low und gras.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
761, 38
(
halem.
,
1643
):
an demselbigen [zun] einen läbhag pflantzen.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1647
):
Nach dem das alwegen im ußtag laub und graß nach altem bruch verbotten würt.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
ain edel bom der [...] schoͤnú loͤber hette.
Thiele, Minner. II,
12, 94
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Wan sich [...] | die beumlin lieplich lesten | mit leubern mangerleye, | unnd spreyten all ir czirheit uß den esten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Anfahen Laub werden / Anheben gruͤnen. [...] Der summer bringt das Laub. [...] Der winter nimpt das Laub. [...] Laubaͤchtig oder schattaͤchtig waͤld. [...] Laubast (der) Frons. Einen Laubast auffsetzen für ein krentzlin. [...] Die erden ist mit Laubesten gantz bedeckt. vnd besetzt. [...] Laubestiner kranß / Ein schaͤppele auß laubesten gemacht. [...] Laubhan (der) Bremhan / kleiner bergfasan. Vrogallus minor. [...] Laubkaͤfer (der) Melolontha, uel Melolantha. [...] Laubsecke͂tůch (das) Leuidensa. Grob dilñ gewaͤben tůch. [...] Laubstreyffer (der) Frondator.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
298
(
Genf
1636
):
Lauber / der das laub abbricht.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
471
(
schwäb.
,
1455
):
Des herten winters fluet | Verderbet loub und gras.
Bauer, Geiler. Pred.
82, 19
(
Augsb.
1508
):
Sonder es [das pferd] beisset nur das laub darab / und streichet es durch das maul als ain ander holtz.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1533
):
so soll der gemein hirt [...] dieselben holtzer und geheuer mit dem trib meyden und hayen bis in das viert laub.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
wasen so vil ratzen oder krautwürm auf den peumen [...] und fraßen das lab ab etlichen pemen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 792, 39
(
schwäb.
,
1607
):
sollen zu mehrer ufbringung der laubwäld die gaißen, wie von alters hero, niemand zue halten gestattet werden.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
ward ir har | Gedoldelt als di treubel, | Und schimert als di leubel.
Bauer, u. a., Kunstk. Rud.
12
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 rhenotzer horn zu einem trinckhgeschirr [...] mit schonen laubern und artlicher maschara geschnitten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
10, 3
(
moobd.
,
1473
/
8
):
In ierem rat sy funden, | das sy das chindlein clain | in tuech unnd lew͂ber wunden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 15. Jh.
/
1543
):
laͤib abstraifen [...] ist verpottn.
Ebd. (
1569
):
es haben auch die andern zwai aigen in bemelter aw [...] laub zu maissen.
Ebd. (
1640
/
84
):
Daß laubstraifen an puechstecken in der Puechau [...] ist ganz und gar verbotten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
, Hs.
17. Jh.
):
das auch die Dellacher sich [...] in des stifts gehülz und marchen ainicher gerechtigkait mit schwarz-, läbholz, reuterschlagen, plämb- noch laubbesuech [...] bei straff [...] nit anmassen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
das niemant in dem laubstraifen an dem perg mit verderblichen abhauen und abprechen sich betretten laß bei der wären straf.
Ebd. (Hs.
17. Jh.
):
soll kain gaißhürt [...] kain hacken noch schnaitmesser mit ime an die wäld tragen, sonder allain ainen laubhaggen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 2
(
tir.
,
1464
):
Er hat alle tag nur ainstund gessen von den früchten oder von den läubern oder von den chreüttern.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Thiele, Minner. II,
31, 672
;
Jahr, a. a. O.
114, 951
;
118, 1235
;
Gille u. a., M. Beheim
161, 33
;
199, 59
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Rohland, Schäden
471
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 69
;
Bauer, a. a. O.
13
;
578
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Klein, Oswald
21, 35
;
38, 25
;
75, 30
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
62, 6
;
125, 7
;
166, 7
;
Winter, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Bauer, a. a. O.
36, 22
;
126, 13
;
Schmitt, Ordo rerum
406, 15
;
Voc. Teut.-Lat.
s iijv
;
Hulsius
L jv
;
Vorarlb. Wb.
2, 233
;
Öst. Wb.
2, 655
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 196
.
Vgl. ferner s. v.  2, , ,
1
 3, ,  3,  2,  1,
1
 1.