blat,
das
;-tes/ter
+ Uml.1.
›flächenförmiges, meist grün gefärbtes Organ höherer Pflanzen, Blatt‹.Syntagmen:
b. abbrechen / abwerfen; b. fallen / verdorren; breite / dürre / frische / grüne / kleine / schöne / verdorte / weisse b
.Belegblock:
dae noch boume noch blader […] werden off verdorren.
Den safft von den blettern in die oren gelaissen do der worme dar inne.
Ebd.
119, 9
: Disse bletter glichen vnserm ampffer krut.
wie die grünen Bletter / auff einem schönen Bawm / etliche abfallen.
her sach einen fîgboum […] und vant nicht ûf ime nur bletere.
die wurcele die ist bitter und die bletere sin grun winter und sumer.
Si essin nymmer ir kost wen von durren bletirn der paradischin eppil.
Die Blaͤtlein auf den Baumen sind vielen Zungen gleich.
Und der böm hat bletter, die sind wol dryer schůch lang und ains brait.
wilde Rautten / ein geschlecht deß Wullkrauts mit zerthailten blettern.
nim […] öppfen vnd lorbomes bletter ana glich vil.
nim haselwurcz / zehen bletter vnd gib es im in lawen / wasser.
Wenn die sunn ufgát, so spraitet er [pluͤme] us sine pleter ze enpfachen den lieplichen schin der sunnen.
enmitten uf der hand entsprang ein schoͤne rote rose mit sinen gruͤnen bletlin.
was das sei, das die pleter löchert und durchboret zu seiner zeit in der haselstauden.
Abblaten. Blaͤtter oder Laub abplücken / abbrechen.
er [paum] wirft auch sein pleter niht ab.
Seyn bleter, yn weyn gesoten vnd eyn pflaster dar auß gemacht vnd uff die hüfften warm gelegt, benymt den smerczen der ancken.
haben die Ruppen die Kirschen-Gärten so verderbt, dass die Bem sein gestanden, als wärn sie alle derr gewesen, und kein Bled daran ist blieben.
2.
›(gleichmäßig zugeschnittenes) Stück Papier, Papierstück, Seite eines Buches‹.Syntagmen:
das/ein b. lesen / herausschneiden / herumtun / umkeren; auf einem b. schreiben; das b. des buches
.Belegblock:
das ein yedes blat / daruff man abschrifft / copyen / acta oder register geschrieben werden sol.
erkunde meisterlichen gaer | das a b c und dat eirste blat.
Laufft einer ytzt mit den augen durch drey, vier bletter und stost nicht ein mal an.
Davon findet der Leser in Tabulis RUDOLPHI am 97. u. 115. Blat.
daz bůch […] zerstrowet durch die kirche ein blat von dem andern.
Si singent und lesent vil buͤcher und kerent der bletter vil har und dar.
dann er het ain dick, geschriben buͤch vor im, darein er stets gesehen und vil bleter herumbgethan, dieweil er gepredigt.
ein gemaine tauel […] die da czaigt auf die czal der capitel des ganczen puches vnd nicht […] auf die czal der pletter.
hern Jorgen Schecks brieff, der geregistriret ist uff dem dritten blate hievor.
[ein buch] ungebunden, welchs nit gantz beysamen und herr Haiden auß bevelch I. Mt. etliche bletter davon genommen.
zu den geltern, dy enhalb an dem plat stent.
3.
phras.: kein blat für das maul nemen
›frei heraus reden‹; das blat wenden
›etw. ins Gegenteil kehren‹; das blat wendet sich
›etw. kehrt sich in sein Gegenteil, ändert sich‹.Belegblock:
so sol er [prediger] auch frey reden und niemand schewen, ob er gleich mancherley leute und köpffe sihet, und kein blat furs maul nemen.
Nu keret Christus das blat umb, setzet stracks das widder spiel.
Da wendet er das blat umb.
etzliche wanthen das platt umb und wolden uff die erbietunge nicht.
wiewol er […] kein blat für das maul nimpt.
Da sies blat fein han umb gewent | Und nach all irem willen gbogen.
Deß sich die gmeyn gefrewet, hat | Daß sich das blat hett umbgewend.
Das blat hat sich yetz vmbgekert, | Die geistlicheit hat kriegen glert.
Sag an din handel und din fůg | Und leg kain blatt für dinen mund.
Es dörfft sich wol an allen enden | Das blatt gantz vnd gar vmbwenden.
Es hat sich aber das plätl ietzo herumbkert.
4.
›Schieß-, Zielscheibe‹.Belegblock:
Eim ungewissen Armbrustschützen stůnd er für das Blat.
Man mus den auch einen guten schützen sein lassen, der nahe dabey odder das mehrmal yns blat scheusst.
So ein schuͤtz in einer gewoͤnlichen zilstat steet oder sitzet vnd zu dem gewoͤnlichen plat scheusset, vnd es lauffet jm einer in den schuss.
die zilstatt was frei umbgeend, gantz swartz kostlich bedeckt und silberin pletlen, darein man schoß.
5.
›Gaumen-, Halszäpfchen (im menschlichen Rachen)‹.Belegblock:
Uvula heyset daz blat, daz wert itwenne so lang vnde vellet vf de zungen.
Für das blat in der kelen / misch saltz mit baumöl / schmir die keel damit / vnd streich es in die keel / es hilfft.
darzu der zungen dünnes blat den leuten zu wissen bringet ganz der leute meinung.
Fur daz blat. Wemme daz blat vervellet, so soltu dem menschen helffen so.
Fúr das blatt in der kelen, so es geswollen sig / […] Nim bethanien krut.
Hyrtl, Anatomie.
1884, 20
.6.
Bezeichnung für verschiedene flache Gegenstände (z. B. Münzen, Holz-, Metallplatten), Tücher, Speisen (z. B. dünn ausgerollten Teig, Blätterteig).Belegblock:
an der trompetten hink ein swarz zindeln blat ader fenlin, daruff stunde min wapen.
cleide daz bret mit eime blat von eyern vnd setze das verkelin dar uf, cleide ez auch mit eime blate.
Ebd.
50
: mache ein blat von fünf eyern […] vnd lege denne daz blat zů sammene.
das plat, das man ueber den kelich deckt, bedeut das schweyßtuch Cristi Ihesu.
an drey orten guldene blettlin vom leim abgesprungen.
Ebd.
1657
: 13 silberne kleine alte pfenning und 3 silberne blettlin ohne preg.
Ebd.
2447
: Zwey kleine conterfettlein uff guldene bletlein […] von ölfarben.