getrauen,
(vereinzelt:)
getreuen,
das
;
-s/–
;
in 1 Beleg:
der
.
1.
›Vertrauen auf eine Person (meist) oder Sache (seltener), Gewißheit, sichere Erwartung hinsichtlich solidarischen Verhaltens, Beistandes‹;
vgl. (V.) 13.
Phraseme:
auf getrauen
.
Bedeutungsverwandte:
1
 8, (subst.), ; vgl. (
das
),  2, (
die/das
1.
Syntagmen:
g. auf jn., zu jm
. (z. B.
zu sich selbst, zu dem fürsten / könig
)
/ etw
. (z. B.
zu dem falken, zu der stat
)
haben, g. haben, das [...], sein g. auf einem menschen ruhen lassen
;
auf js. g. etw. sagen, in g. sein, etw. sagen, in einem g. gegen jn. sein, kriege volfüren
;
das ganze / grosse / gute
(mehrfach)
g
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
ich noch groß hoffen zu uch han | Und zu uch einen gantzen getruwen han.
Köbler, Ref. Wormbs
127, 5
(
Worms
1499
):
DEr Schulther oder glaubiger so er erkennet vff guͦt getruwen vñ zuuersicht. das yme syn schuldner die bekannt schuldt bzalt hette.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
129
(o. O.
1558
):
ist das die brüderliche gesellschafft, die ir meinem mann beweisen wölt umb des grossen getrawens willen, das er stäts zuͦ im gehebt het ?
Neumann, Rothe. Keuschh.
2583
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
vormalediget si der mensche nuͦ | [...] | der alle sin liebe unnd getruwen | lessit uff eime mensche ruwen | unnd mit sime hertzen van gote ged.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
137, 26
(
thür.
,
1474
):
daz Kune, syne tochter, [...] yren vortruwen gantcz uff yn gesatczt [...] habe, uff sollichen getruwen unde gloubin habe her syner tochter [...], gnuglich teyl [...], obirgeantwert.
Gille u. a., M. Beheim
84, 6
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Ain ewige juncfraw und mait, | ain muter aller miltekait | und parmung, auff getrawen, | Ich dich heut man und pite | [...].
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1401
):
so kuͤnnen noch muͤgen wir dhein getrawen zu unserm herren kuͤnig Wentzlawen niht gehaben, daz er die sache zu dheinem guten end bringe.
er hab dem von Ehenheim die pfarre zu sand Lorenczen gelihen in gutem getrawen, er wurde seinen gnaden darnach damit willfaren.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
das er ein so gros wolgefallen hette in sime volke und ein getruwen, das er gottes vergas.
Thiele, Minner. II,
13, 344
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
Sust hann ich gutt gedruwen | zu eynem falcken gutt.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
4771
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Schawe, fraw, | habt an mir güt getraw. | Ich traw ew wol pringen in, | wann ich sein gwaltig pin.
Munz, Füetrer. Persibein
126, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Hör, mynnreiche amey, | hab zúe mir das getrawen, | das dir mein hertz mit stät gar wonet pey.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
14, 2
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
119, 32
;
Wackernell, Adt. Passionssp. H.
3, 1341
;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 217, 26
;
Vgl. ferner s. v.  23,  15.
2.
›festes, unerschütterliches, aus dem Glauben hervorgehendes oder mit ihm verbundenes Vertrauen auf Gott, Zuversicht, sichere Erwartung, Heilsgewißheit im Hinblick auf Erlösung und Gottes Gnadengaben‹; teils Reduktion der dogmatischen Basis von
getrauen
in Richtung auf 1;
zu (V.) 2.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
2
,
1
 4,  2, , ; vgl. ,
2
(
der
),  10,  4.
Syntagmen:
g. haben, empfangen / geniessen, aus etw. schöpfen, in jn. (Christum) setzen, g. in / zu got, auf etw. haben, jm. g. geben
;
g
. (Subj.)
etw. bären
›hervorbringen‹,
nach etw. kommen, jn. um etw
. ›in Bezug auf etw.‹
stärken, sich im g. zu got nicht fürchten, mit g. nach dem almosen gehen
;
das g. gottes, des ablasses, der barmherzigkeit, ewiger seligkeit
(jeweils: ›auf [...]‹);
das ganze / gute / minnenreiche / minnigliche / starke / tröstliche g
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dâ sünde geschehent, dâ enmac niht ganz getriuwen sîn noch minne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
das sint lude | Die in der werlet huͦde | Nit me suchent dan yren uffenthalt alleine | Und vort ein gut getruwen hant zu Gotte alleine !
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Jhêsus antworte und sprach zcuͦ ime: „Habit getrûwen
[
Mentel
1466 /
Luther
1545:
glauben
]
gotis !“
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 13, 11
(
Leipzig
1520
):
wil mich nicht grosser kunheit [...] vormessen / aber yn starcke͂ getrawen tzu got [...] mich auch vor Bruders Martinus Loica Theologij [...] gar nicht forchten.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Hab reht ein ganz getrúwen zuͦ gotte, wan er lat din nit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz enmúgent wir nút erwenden denne [...] mit [...] gebette, [...], und ein minneklich getruwen der grundelosen barmhertzekeit Gottes.
Ebd. (
1359
):
nach sinem [unsers herren] stroffende kumet ein suͤsse senftunge des gemuͤtes, ein minneklich getruwen und ein guͤtlich zuͦ verlas mit heiliger hoffenunge.
Ruh, Bonaventura
343, 2
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
Mündry mach dich sorgsam vmb behendi des gsponsen, getruwen sterk dich vmb gewissenhait.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Sölichs zimbt [...] den, die nicht getrawen in got haben und ir hoffnung allain setzen in die menig des volks.
Dubizmay, kurß zu Teutze
23, 5
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
44, 43
;
Gille u. a., M. Beheim
80, 239
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 857
;
Strauch, Schürebrand ; ;
Ruh, a. a. O.
341, 16
;
342, 14
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
148va, 30
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
45
;
Bauer, Zist.-Pred. Haller
81, 180
.
Vgl. ferner s. v. (Adv.) 4.
3.
s. (V.) 8.