durchstreichen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (meist: ein Gebiet) flüchtig durchwandern, durchlaufen, kennenlernen‹ (von Personen und Tieren); ›sich schwebend, gleitend durch etw. hindurch bewegen‹ (vom Schall, Wind, den Gestirnen u. Ä.); verschiedentlich tropisch; des Öfteren als part. Adj. durchstreichend
gebraucht, dann auf Personen bezogen auch: ›vagabundierend‹; Syntagmen:
etw
. (z. B. berg / tal, Frankreich, die erde, das land / mer
) d., etw. nach etw
. (z. B. nach einer frau
) d
.; der durchstreichende man / mond, durchstreichende arme / landsknechte
.Wortbildungen:
durchstrich
Belegblock:
wie er [Stenckfeld] leyder alle Land durchstreycht, wie der Teüfel.
wenn ein Planet [...] wiederumb gegen der Sonnen⸗strasse lencket / dieselbe durchstreichende.
grosse freüd ir sel dürch strich, | Schnel sie der gottlich glancz umbschlich.
Berg vnd Thal dein suͤsse Stimm, | Lieblich thut durchstreichen.
NAch seiner süessen frawen | durch straich er manig lanndt.
2.
›einen oder mehrere lange Schläge, Streiche, Striche ausführen‹; im Einzelnen: ›etw. streichend, mit großen Strichen ausmalen, bemalen‹; speziell fechtsprachlich: ›die eigene Waffe mit einem langen Streich gänzlich an der des Gegners entlanggleiten lassen‹; Belegblock:
Als ein gemalet bilde, | Daz nach eines meisters list | Mit richer kunst gemachet ist | Und wol durch strichen her und dar.
ist er nider mitt den henden vnd will dir vff fallen so streych durch vff die anderen sytten vnd stoß in zuͦ der brust: daß ist durch gewechslet.
3.
›etw. (meist: Geschriebenes, auch: eine Sünde) auslöschen, tilgen; etw. (z. B. ein Gemälde) überstreichen‹; Belegblock:
Drumb hastu auch [...] | ein Vorteil auserdacht, wie du der offnen Schuld | kanst einen Durchstrich tun und wieder werden huld.
Litura, Ein durchstreychūg / außdilgung.
sollent der koufflüt buͤcher [...] vnderschydlich geschribē / nit geradiert / noch durchstrichē [...] sin.
mit genad streich durch die schuld.
Weingart u. a., Seelb. Rhodt
261, 6
;