durchstreichen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (meist: ein Gebiet) flüchtig durchwandern, durchlaufen, kennenlernen‹ (von Personen und Tieren); ›sich schwebend, gleitend durch etw. hindurch bewegen‹ (vom Schall, Wind, den Gestirnen u. Ä.); verschiedentlich tropisch; des Öfteren als part. Adj. durchstreichend
gebraucht, dann auf Personen bezogen auch: ›vagabundierend‹; Syntagmen:
etw
. (z. B. berg / tal, Frankreich, die erde, das land / mer
) d., etw. nach etw
. (z. B. nach einer frau
) d
.; der durchstreichende man / mond, durchstreichende arme / landsknechte
.Wortbildungen:
durchstrich
Belegblock:
Luther, WA Br.
4, 316, 51
(1527
): wie er [Stenckfeld] leyder alle Land durchstreycht, wie der Teüfel.
M. Cunitia. Ur. Prop.
185, 47
(Öls
1650
): wenn ein Planet [...] wiederumb gegen der Sonnen⸗strasse lencket / dieselbe durchstreichende.
Mayer, Folz. Meisterl.
79, 35
(nobd.
, 1517
/8
): grosse freüd ir sel dürch strich, | Schnel sie der gottlich glancz umbschlich.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 360, 1
(Nürnb.
1631
): Berg vnd Thal dein suͤsse Stimm, | Lieblich thut durchstreichen.
Weber, Füetrer. Poyt.
198, 2
(moobd.
, 1478
/84
): NAch seiner süessen frawen | durch straich er manig lanndt.
Mell u. a., Steir. Taid.
6, 33
(m/soobd.
, 1523
): wo aber durchstreichund ubeltäter in dem markt oder geugericht betreten und gefangen [...].
2.
›einen oder mehrere lange Schläge, Streiche, Striche ausführen‹; im Einzelnen: ›etw. streichend, mit großen Strichen ausmalen, bemalen‹; speziell fechtsprachlich: ›die eigene Waffe mit einem langen Streich gänzlich an der des Gegners entlanggleiten lassen‹; Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
32807
(md.
, Hs. v. 1406
): Als ein gemalet bilde, | Daz nach eines meisters list | Mit richer kunst gemachet ist | Und wol durch strichen her und dar.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
125, 10
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): ist er nider mitt den henden vnd will dir vff fallen so streych durch vff die anderen sytten vnd stoß in zuͦ der brust: daß ist durch gewechslet.
3.
›etw. (meist: Geschriebenes, auch: eine Sünde) auslöschen, tilgen; etw. (z. B. ein Gemälde) überstreichen‹; Belegblock:
Lappenberg, Fleming. Ged.
14, 24
(1631
): Drumb hastu auch [...] | ein Vorteil auserdacht, wie du der offnen Schuld | kanst einen Durchstrich tun und wieder werden huld.
Köbler, Stattr. Fryburg
66, 11
(Basel
1520
): sollent der koufflüt buͤcher [...] vnderschydlich geschribē / nit geradiert / noch durchstrichē [...] sin.